Kapitel 1

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Nichts, da war nichts. Ich hatte so sehr gehofft, dass es lediglich ihre Trauer und Wut waren, die sie die Worte sprechen ließen. Wie damals auf dem Schulhof. Doch dieses Mal war es anders. Das Herz von Cal rührte sich nicht. Sie meinte jedes einzelne Wort ernst. Ich wusste, dass sie mich liebte, das war niemals eine Lüge. Hatte sich das geändert? Redete ich mich nur ein, dass sie mich liebte?

In meinem Kopf brummte es. Meine Hände zitterten. In mir brodelte es. Alles auf einmal. Das Chaos war zu viel und die Tränen bahnten sich ihre Wege. Ich weiß nicht, wie viel ich auf der Fahrt, weg von Cals zuhause, weinte. Es wunderte mich, dass ich überhaupt so viel weinen konnte. Immerhin war es kein Blut mehr. Auch das. Ich wollte nie einen Menschen töten und doch tat ich es.

Für sie. Ich hätte noch weniger damit leben können, hätte er sie getötet. Da war die erste Tötung ein Trost, dass es für das Richtige war. Für die Richtige. Aber war es das? Oder war ich letztlich doch nur das Monster, was sie, was Cal, was ihre Familie stets in mir sahen?

Immer wieder versuchte ich den Druck in mir durch Schläge auf mein Lenkrad zu entlassen. Irgendwann jedoch war mein Blick, der sonst so scharf und sensibel war, geblendet. Also lenkte ich das Auto an den Rand der Straße und stoppte das Auto.

Fast schon entkräftet, lehnte ich mit der Stirn meinen Kopf an das Lenkrad. Die Tränen wollten nicht aufhören und das Schluchzen tat so unendlich weh, dass es beinahe meinen Brustkorb zerfetzte.

Alles, was ich wollte, war ein normales Leben. Sich verlieben. Studieren, vielleicht. Stattdessen war ich gefangen in meinem eigenen Vermächtnis. Ohne Cal in meinem Leben wirkte alles nur noch blass und hohl; stumpf und tot. Ich wollte Theo nicht zum Vampir machen. Garantiert nicht. Alles, was ich wollte, war sein Leid beenden. Für Cal in dieser schweren Zeit da sein. Doch wie immer machte meine Genetik, meine innere Vampirin, das Vermächtnis längst vergangener Zeiten, all das zunichte.

Erneut schlug ich auf das Lenkrad ein und schrie so laut, wie ich nur konnte. Ohne Zweifel war die Schalldämmung dieses monströsen Autos so gut, dass mich außerhalb dieser Blechschachtel niemand hören würde.

Nach einiger Zeit konnte ich mich beruhigen und beschloss, dass der Straßenrand nicht die beste Gegend war. Also drehte ich den Zündschlüssel, bis der Motor ein leises Geräusch von sich gab, trat die Pedale und steuerte die wenigen Kilometer meines Elternhauses an. Amanda Victoria ist vermutlich die Einzige, die meinen aktuellen Schmerz am ehesten verstehen und lindern konnte. So wie damals, als ich sie vor dem Gewitter beschützte.

Tale of a broken heart - First Kill FanfictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt