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Ein lautes knacken ertönte aus dem Hörer und Herr Kiren wich erschrocken zurück. Mit lauter Stimme rief er seinen Kollegen Heinz zu sich. "Hey Heinz, komm mal her. Gerade war noch ein Mädchen am Hörer. Sie berichtete davon, dass jemand hinter ihr her sei." Heinz eilte durch den Raum und betätigte die Wiederholungstaste. Erneut dran Luandas zitterige Stimme aus dem Hörer. Der Polizist betätigte die Rückruftaste und wartete geband. Aus dem Hörer jedoch drang nur eine monotone Frauen Stimme: "Diese Nummer ist uns nicht bekannt, aber wir können sie gerne mit der Auskunft verbinden!" Heinz legte den Hörer auf und sah seinen Kollegen verwundert an. Er wollte gerade den Mund öffnen um etwas zu sagen, doch würde man nie erfahren, was er sagen wollte, denn nun schloss er ihn wieder, drehte sich um und ging zu seinem Schreibtisch zurück. Herr Kiren wandte sich dem Computer zu und begann eifrige auf die Tasten zu tippen.


Im Vorort von Führt , Luandas Heimatsstadt, lag Nina, Luandas beste Freundin auf ihrem Bett. Ihr heutiger Tag war schlecht verlaufen , die Mathearbeit verhauen, eine 4 zurückbekommen und mit der Aussicht auf eine weitere Arbeit in der Woche. Sie hatte keine Lust zu lernen, wie an den meisten Tagen. Ein Genie müsste man sein, dachte sie seufzend. Wenn sie schon nichts lernen wollte, dann sollte sie doch zumindest etwas unternehmen, mit diesen Gedanken im Hinterkopf griff sie nach ihrem Handy. Sie öffnete Whatsapp und rief den Kontakt "Bff Luanda<3" auf. Sie tippte auf die Nachrichtenleiste und gab mit flinken Fingern die Worte "hey Luanda treffen um halb sechs? hab lust eis zu essen" ein. Ihr Finger bewegte sich gerade auf die Sendetaste zu, als sich ihr Bildschirm veränderte. Die Worte "Bff Luanda<3" verschwanden aus der Leiste und wurden durch "Ever best friends Klara" ersetzt. Ungerührt wanderte ihr Finger weiter auf die Sendetaste zu und schickte die Nachricht mit einem Piepen an ihre neue beste Freundin, doch dies war nicht die einzige Veränderung in ihrem Zimmer. Auf den Bildern, die Luanda zeigten wurde ihr langes braunes Haar kürzer und blond, ihre Gesichtszüge veränderten sich und auch ihre Kleidung wurde durch andere ersetzt, bis schlussendlich ein anderes Mädchen aus den Bildern in Ninas Zimmer sah. Doch Nina lies dies ungerührt, sie sah weiter einfach auf ihr Handy und durchforstete Facebook ohne all dies zu realisieren.



Auch bei sich zu Hause verschwand Luanda ganz, in ihrem Zimmer wandelten sich die Möbel um, kindliche Sachen verschwanden, Schrankinhalte lösten sich auf und die Möbel verrückten sich, bis letztendlich ein geräumiges Gästezimmer vorlag. Auch aus den Köpfen ihrer Eltern wurden die Erinnerungen an Luanda getilgt, sie erinnerten sich nicht mehr an gute Zeiten und auch nicht mehr an schlechte Zeiten, alles war fort. Auch zu Hause verschwand sie aus den Bildern, in der Schule tauchte ihr Name in Noten und Klassenlisten nicht mehr auf und ihre Internetseiten wurden gelöscht.



Nina sah aus dem Fenster, eine Amsel flog vorbei und trug ein Blatt in seinem Schnabel. Sie setzte das Blatt wie ein kleines Boot in den Bach der vor Ninas Haus entlang floss. Das Blatt schaukelte auf den Wellen, bis es an eine Bachstufe ankam, es fiel die Stufe hinab und wurde von einer Welle überspült, welche es auf den Grund drückte. Wie die Erinnerungen an Luanda.


Verloren!


Vergessen!


Doch nie ganz fort!!!




LuandaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt