Sieben - Ran

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Eine Anmerkung vorab: Ab diesem Kapitel, wird es etwas brutaler. Wer damit überhaupt nicht klarkommt, dem empfehle ich nicht, weiterzulesen, aber je nach dem wie weit soetwas für euch in Ordnung ist, könnt ihr ja reinlesen.

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Krampfhaft bewegte ich mich an der Wand entlang vorwärts.

Ich konnte nur hoffen, dass es Ciara und den anderen gut ging. Ciara hätte noch ausweichen müssen, aber ich war mir nicht sicher.

Zumindest ich selbst wurde von den schweren Felsbrocken getroffen. Zwar war nicht besonders schlimm, aber mein linker Arm und Bein waren verstaucht, vielleicht sogar gebrochen.

Zuerst hatte ich versucht, die kleineren Felsen zu entfernen, aber mit einer Hand war das mehr als schwierig und hatte auch keinen Sinn.

Mir war nichts anderes übrig geblieben, als weiter in die Höhle hineinzugehen, obwohl ich kaum etwas sehen konnte.

Meine Augen hatten sich nur leicht an die Dunkelheit gewöhnt, ich war schließlich keine Katze und hier gab es auch keine Lichtquelle.

Der Schmerz an meinem Arm riss mich wieder in die Gegenwart. Scharf sog ich Luft ein, da ich gegen eine Wand geknallt war.

Vorsichtig tastete ich mich weiter, rechts schien der Weg weiterzugehen.

Bis jetzt gab es keine Kreuzungen, mein Glück, denn ich hatte den Orientierungssinn eines Eichhörnchens.

Genervt stöhnte ich. "Nimmt dieser Gang auch mal ein Ende? Ich will hier raus!" Den letzten Satz schrie ich geradezu und als Antwort kam ein Knurren.

Sobald ich realisierte, dass da wohl irgendein Tier war, stieg Panik in mir auf. Scheiße, in meinem Zustand konnte ich nicht kämpfen!

Ich wollte zu dem Schwert greifen, dass ich von Arien gekauft hatte, was sich wie eine Ewigkeit her anfühlte. Leider hatte ich es bei dem Höhleneinbruch verloren, und da ich Linkshänderin war, war es sowieso keine Option.

Früher hatte ich auch Kampf ohne Waffen gelernt und hatte auch einen ganz schön festen Faustschlag, die Frage war nur, ob mir das auch etwas brachte.

Ich knirschte mit den Zähnen. Bis vor einigen Tagen dachte ich, super alleine klarzukommen, aber das stimmte nicht, überhaupt nicht.

Wie hatte ich eigentlich so lange überlebt? Ich war viel hilfloser als ich immer dachte. Vielleicht war ich wirklich keine gute Kämpferin...

"Langsam wird's zu übertrieben. Ich muss erst mal die anderen finden und dieses Vieh hier fertig machen.", meinte ich zu mir selbst, doch letzteres wurde mir schon abgenommen.

Etwas riesiges schwarzes sprang auf mich, weshalb ich aufschrie.

Das Vieh war fellig und vorallem groß, beinahe größer als ich. Es hatte mich zu Boden geschmissen und irgendwie schaffte ich es, mich zur Seite zu rollen.

In der Dunkelheit konnte ich nur die Umrisse des schwarzen Wesens erkennen. Ein Hund?

Ein ausgesprochen großer, von dem eine Kralle (die perfekt über mein Gesicht gerissen war) die Größe eines menschlichen Fingers hatte.

Aber anstatt, dass er mich anknurrte, bellte er fröhlich und wedelte (so gut ich es erkennen konnte) mit dem Schwanz.

Wieder rannte er zu mir, bellte aufgeregt und ich hielt schützend meine Hand vor's Gesicht.

Aber anstatt mich anzugreifen, setzte sich der Hund zu Boden und hechelte freundlich, so wie ich es interpretierte.

Vorsichtig hob ich meine rechte Hand und streichelte seinen Kopf. Das Tierchen jaulte freudig auf und drückte sich meiner Hand entgegen.

"Na, du, armer kleiner Hund, bist du hier ganz alleine? Hast du keinen Besitzer?"

Noch eine Weile beschäftigte ich mich mit dem Hund, doch dann fiel mir ein, dass ich hier nicht einfach bleiben konnte.

Also stand ich wackelig auf und ging ein Stück weiter, doch der Hund verfolgte mich zielstrebig.

Auch als ich mein Tempo leicht verschnellerte, er folgte mir hartnäckig.

"Ach, Kleiner. Ich kann dich nicht mitnehmen, verstehst du?", meinte ich und kraulte ihn hinter dem Ohr.

Er wimmerte traurig und warf mir einen wahrhaftigen Hundeblick zu. Schließlich erbarmte ich mich.

"Ich kann dich hier nicht einfach zurücklassen, komm meinetwegen mit."

Schweigend liefen wir weiter den Gang entlang, bis mir plötzlich etwas einfiel. "Du brauchst noch einen Namen! Wie fändest du Caligo?"

Ich redete so schnell und trotzdem flüssig, dass er mich verwirrt ansah. Dann bellte er zustimmend. "Gut, dann also Caligo!"

Wir liefen immer weiter in der Dunkelheit und erst jetzt nahm ich meine Umgebung normal war. Die Kälte kroch in meine Knochen und obwohl meine Kleidung winterfest war, zitterte ich vor Kälte.

Außerdem konnte ich meinen Arm fast gar nicht bewegen, vermutlich also gebrochen. Zwar konnte ich halbwegs laufen, aber der stechende Schmerz verpfuschte meinen Gleichgewichtssinn.

Das ein oder andere Mal wäre ich fast umgefallen, schaffte es aber stehenzubleiben.

Irgendwann stolperte ich über etwas und landete auf dem dreckigen Höhlenboden. Zitternd lag ich dort, erst als Caligo traurig jaulte, riss ich mich zusammen.

Ich lehnte mich mit dem Rücken an die kalte Wand und atmete aus. Mit meiner Rechten wischte ich den Dreck aus meinem Gesicht, blieb aber sitzen.

"So sehen wir uns wieder." Eine vertraute Stimme hallte durch das Gewölbe und eine kleine Flamme erhellte das Gesicht des Typen mit den fettigen Haaren, die ich durch die schwache Lichtquelle nur angedeutet sehen konnte.

Caligo knurrte bedrohlich und angeekelt wich der Typ zurück. "Also wirklich, wo bleiben denn meine Manieren, ich habe mich ja noch gar nicht vorgestellt!", meinte er gekünstelt.

"Mein Name ist Aytigin. Übersetzt in etwa 'Mond Prinz'." Ich öffnete meinen Mund um etwas zu sagen, aber er stoppte mich. "Ran, ich weiß wie du heißt, vertrau mir."

Langsam wurde meine Unsicherheit zu Wut. "Das wollte ich nicht sagen. Und wieso sollte ich dir vertrauen, verdammte Scheiße? Bisher hast du nur Unruhe gestiftet!"

"Ach wie schade. Nun, richte den anderen Auserwählten schöne Grüße aus, ich erwarte euch im ewigen Eis." Er drehte sich um und schien gleich wieder verschwinden zu wollen, blieb dann aber stehen.

"Oh, ehe ich es vergesse, ich habe noch ein Abschiedsgeschenk.", meinte er mit einem gefährlichen Lächeln, so wie ich es sah.

In seinen Händen erschienen zwei... Dolche. Aus Eis, so wie es aussah, aber sicher war ich mir nicht. Mit einem Psychopathen-Grinsen kam er auf mich zu und ich versuchte verzweifelt aufzustehen.

Doch ehe ich das konnte, kreuzte er die Dolche vor seinem Gesicht und rammte sie in meine Hände, klemmte meine Hände an die kalte Wand. Es brauchte einen Moment, bis mein Gehirn den Schmerz realisierte.

Ich fing an zu schreien, versuchte möglichst wenig zu meinen Händen zu sehen, denn der Schmerz war unerträglich.

Halb nahm ich wahr, wie Aytigin verschwand und mit ihm die einzige Lichtquelle. Caligo wimmerte hilflos während mir die Tränen übers Gesicht liefen.

Ein Wort verließ meine Lippen, ehe ich das Bewusstsein verlor.

"Hilfe..."

Born To BurnWo Geschichten leben. Entdecke jetzt