Siebzehn - Lucien

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Einige Zeit davor...

Erschöpft und atemlos saß ich auf dem Boden, die noch immer zitternde Cia neben mir.

Ich hatte es nach einiger Zeit geschafft, Cia wieder hoch zu ziehen, aber ihre Verfassung ließ es nicht zu, dass wir den anderen folgten. Sie zitterte, war bleich im Gesicht und schluchzte leise.

"Wir sollten wieder zurückgehen und den Anderen erst später folgen. Die kommen schon klar.", meinte ich. Cia nickte langsam und ehe ich es mir anders überlegte, umarmte ich das Mädchen.

Ich war ihr zwar kein so guter Freund wie Ran oder könnte keinesfalls Vesta ersetzen, aber das war nebensächlich, ich hielt es nicht aus jemanden so zu sehen und nichts tun zu können.

"Gehen wir weiter...", murmelte ich und strich der Rothaarigen durchs Haar, dass ihr auf den Rücken fiel. Sie nickte und etwas wackelig stand sie auf.

Ich wollte sie stützen, aber Cia weigerte sich, meine Hilfe anzunehmen. "Geht schon."

Ich schüttelte den Kopf. "Nein, geht es offensichtlich nicht. Wir gehen jetzt wieder zurück, keine Widerrede. Hier geht es nicht darum, den anderen keine Last zu sein, sondern um deine Gesundheit, klar?"

Ohne ein weiteres Wort gingen wir. Als langsam wieder die Klippe näherkam, sahen wir beide, dass sich jemand an den Seilen zu schaffen machte.

Langsam wurde das straffe Seil schlaffer und ich riss instinktiv Cia mit mir. "Renn, oder du fällst in den Abgrund!"

Gerade am Ende ließ auch zweite Seil schnell nach und ich schubste Cia nach vorne, die sicher auf dem Boden landete, während ich mich nur knapp an einem Vorsprung im Gestein festhalten konnte, und ich nur einen halbwegs guten Griff hatte.

Ich hörte Schritte die der Klippe näherkamen, dann packte jemand meine Hand.

Es war eine etwas zierliche Hand in einen Lederhandschuh gepackt, aber sicher nicht Cia.

Als ich hochsah starrte ich überrascht die Frau über mir an. Es war diese Söldnerin, Maeve. Aber was machte sie hier und warum half sie mir?

Nach kurzer Zeit hatte sie es mit bestmöglicher Unterstützung von mir geschafft, mich wieder auf sicheren Boden zu ziehen.

Fast sofort wurde ich von einer aufgelösten Rothaarigen umarmt. "Dir ist nichts passiert, oder?", fragte Cia besorgt, sobald sie mich losgelassen hatte.

"Nein, aber ich denke Maeve ist uns eine Erklärung schuldig.", wandte ich mich indirekt an die Sölderin.

Sie lachte rau und trocken auf. "Und wenn ich nicht bereit bin, zu kooperieren? Ihr beide alleine könntet mich niemals besiegen."

Zähneknirschend musste ich ihr zustimmen. Ich musste schon einmal mit ihr kämpfen, sie war keine leichte Gegnerin.

"Und ich möchte ganz sicher nicht sagen, dass ich in euren Trupp aufgenommen werden möchte. Aber auch ich habe meine moralischen Standards und gegen die hat Aytigin inzwischen eindeutig verstoßen. Deswegen bin ich bereit, euch einige Zeit zu unterstützen, um Aytigin aufzuhalten."

"Und wie genau willst du das machen? Woher sollen wir wissen, ob wir die vertrauen können?", mischte sich Cia ein.

"Informationen. Informationen und Hilfe im Kampf. Sollte ich euch nur infiltrieren, wieso dann mit Informationen rausrücken?"

"Uns bleibt nichts anderes übrig, oder?" Sie schmunzelte. "Nein. Ich habe eine Truppe hinter mir, deren Kampfkräfte mir fast in nichts nachstehen."

"Gut. Was sind diese Informationen?" Maeve machte ein Zeichen, dass wir ihr folgen sollten und ging lässig an der Klippe entlang.

Erst jetzt fiel mir auf, wie viel besser sie für dieses Land des ewigen Eises ausgerüstet war. Über der schwarzen Hose und Oberteil, die beide enganliegend und augenscheinlich ziemlich luftundurchlässig waren, trug sie einen ebenso schwarzen Mantel, der ihr bis zu den Knien ging und innen mit einem hellbraunen Fell gefüttert war. Ihre Haare waren zu einem Zopf gebunden und reichten ihr gerade mal bis auf Brusthöhe.

Cia und ich warfen uns nocheinmal einen skeptischen Blick zu, folgten dann aber der Söldnerin.

Nach einer Weile kamen wir zu einem dieser Luftschiffe, wie dieses, von welchem wir angegriffen wurden. Einige Leute saßen oder standen dort bereits und schienen auf ihre Anführerin zu warten.

Diese begrüßte ihre Truppe und gab Befehl zum Aufbruch, bevor sie sich wieder an Cia und mich wand.

"Erstens, eure Freunde sind in Gefahr. Zweitens, sie halten euch wahrscheinlich für tot. Drittens, wir müssen Aytigin so schnell wie möglich ausschalten."

Sie strich durch ihr Haar und redete weiter. "Wenn wir das nicht tun, sind wir alle am Arsch. Momentan setze ich darauf, dass die Hinterwäldlerin und die anderen beiden bis zu ihm kommen werden. Aber alleine schaffen sie das nicht. Genauso könnte das euer Leben kostet. Seit ihr bereits diesen Preis zu zahlen? Ansonsten könnt ihr auch gleich hierbleiben."

"Ein hoher Preis. Aber wenn es unvermeidbar ist, würde ich ihn zahlen.", meinte ich, Cia nickte zustimmend.

"Hoffen wir, dass eure Freunde das genauso sehen."

Born To BurnWo Geschichten leben. Entdecke jetzt