seine Hand. sein niemand.

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Ich erinnere mich noch genau an den Tag an dem es geschah. An dem alles zerbrach. An dem ich zerbrach. Ich erinnere mich an den Tag, als wenn es gestern geschehen wäre, als wenn ich gestern verwesen wäre. Jede Berührung ist noch auf meinem Körper zu spüren und jedes Wort ist in meinem Kopf noch zu hören. Ich weiß noch ganz genau wie es war. Und ich weiß, dass ich nicht verrückt bin. Ich weiß, dass ich nicht Lüge und nicht in diese Psychiatrie gehöre. Ich weiß, dass es nicht meine Schuld war. Aber keiner glaubt mir. Keiner will mir glauben, dass meine Hände nichts getan haben, außer sich zu wehren. Sich zu wehren vor einem Monster. Und trotz aller Kraft, die ich versuchte zu verwenden habe ich es nicht geschafft. Ich habe ihn nicht von mir weg bekommen. Ich habe ihn nicht von mir runter bekommen. Noch immer ist seine Hand auf meinem Mund und überall da, wo sie nicht sein sollte. Noch immer sind seine Wörter aus dem Minze riechenden Mund zu hören. Ich rieche die Minze überall. Ich sehe noch immer die Spuren, die er hinterlassen hatte an jenem Abend. Aber sie wollen mir nicht glauben. Sie sahen nur seine Kratzer und verstanden nicht meine Wunden. Ich wurde verurteilt.. als verrückte abgestempelt.. und keiner hört mir zu! Keiner will mich verstehen und mittlerweile bin ich fast davon überzeugt mich selbst nicht mehr zu verstehen. Ich wollte doch nur fliehen..  wieso werde ich jetzt verliehen? Ich fühl mich hier wie in einer Psychiatrie. Hier wird mir beigebracht mich zu benehmen. Hier wird mir beigebracht wie ich mich kleiden soll. Hier wird mir beigebracht wie ich mich vergewaltigen lasse. Hier wird mir meine "Wahre Identität" gezeigt. Laut ihnen wird mir mein Zuhause gezeigt. Mir ein Zuhause gegeben. Laut ihnen bin ich eine Schlampe. Und ich gehöre in den Prostitutionshandel. Ich bin ein niemand, dabei war ich jemand.. aber sie wollten mir nicht glauben. Aber ich erinnere mich an den Tag wo es geschah genau.. Wie leichtsinnig ich war und wirklich dachte, dass mich jemand mag und nun liege ich hier. Auf einem Metall Tisch und werde beschnitten. Für die Männer. Für die Monster. "Für mich"...Wie konnte ich nur so dumm sein. Noch immer erinnere ich mich wie charmant er war. Wie lieb er war. Wie schön er war. Wie gefährlich er war. Er war zu schön um wahr zu sein und nun bin ich zu schön um nicht eine Hure für ihn zu sein.
Nun bin ich ein niemand. Ein niemand für ihn. Ein niemand für mich. Ein niemand für niemanden.
J.T.03.07.2022

RosenfallWo Geschichten leben. Entdecke jetzt