Kapitel 1 Silverfly

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Wenn mir jemand gesagt hätte, was passieren würde, damit ich nun so unbeschwert mit Saphire, so entspannt zu meiner nächsten Soulrider-Mission reiten konnte, hätte ich demjenigen vermutlich nicht geglaubt.

Es war etwas nach dem Vorfall mit unserer Anführerin gewesen. Ich hatte mich danach möglichst schnell wieder ins normale Training gestürzt. Meine WG-Mitbewohnerinnen wussten nun zwar Beschied, aber wie schnell ich meinem Freund von alledem erzählen wollte, wusste ich noch nicht. Er war allerdings derjenige, der bei dem Unfall dabei war.

Ich trainierte an jenem Tag mit Silverfly, meinem jorvikschen Warmblut und Felix mit seiner Hannoveraner Stute Skyli auf der alten Geländestrecke des Einsiedlers. Wir wollen mal etwas anderes ausprobieren, auch wenn der Einsiedler meinte, dass die Strecke nicht ganz einfach sei.

Felix und ich wechselten uns abschnittsweise ab, wer zuerst ritt. Felix war die höheren Sprünge in dem Abschnitt zuerst geritten, als Silverfly aus dem Tritt kam.Ich sah das Hindernis auf uns zukommen und spürte, dass Silverfly es so nicht schaffen würde, also wollte ich ihn vorbei lenken. Ob ich die Hilfen nicht genau genug gegeben hatte oder Silverfly seinen eigenen Kopf durchsetzen wollte oder sonst was gewesen war, wusste ich nicht. Ich merkte nur das Silverfly im Absprung plötzlich abstoppte und ich auf dem Boden landete.

Felix war zu dem Zeitpunkt schon mit seinem Ritt durch und ich hörte ihn gleich nach mir rufen. Ich hatte Glück gehabt. Bis auf, dass mein Ellenbogen leicht etwas abbekommen hatte, war mir nichts passiert. Bei Silverfly sah das allerdings anders aus. Er lag hinter dem Hindernis, auf dem Boden und schien nicht mehr auf stehen zu können. Ich war nachdem ich mich aufgerappelt hatte sofort zu ihm gerannt und hatte mich neben ihn gekniet. Felix war zu uns geritten und direkt abgesprungen. „Dina, alles ok?" Er legte mir eine Hand auf die Schulter und kniete sich neben mich. „Ja". Ich schluckte. „Ich rufe Hugh an." murmelte ich noch etwas fertig. Felix nahm schnell sein Handy aus seiner Satteltasche. „Ich mache das!", sagte er bestimmt. Ich nickte nur während ich weiter Silverfly streichelte.

Nach Felix Anruf hatte Hugh sich direkt auf den Weg gemacht. Er hatte sich Silverfly angesehen und nachdem er ihm ein Schmerzmittel gegeben hatte, nahm Hugh meinen Hengst und uns mit zur Rettungsranch.

In der darauffolgenden Nacht schlief ich nicht wirklich. Ich hatte Silverfly auf Huges Rat hin auf der Rettungsranch gelassen und Felix hatte mich mit Skyli zur WG gebracht. Dadurch, dass wir laufen mussten, waren wir zum Glück so spät gekommen, dass meine Mitbewohnerinnen schon schliefen und ich so auch keine Fragen mehr beantworten musste.

Durch das Nichtschlafen war ich schon früh am Morgen wieder auf den Beinen, noch bevor mir eine meiner Mitbewohnerinnen begegnete, machte ich mich auf den Weg nach Südhuf. Ich hatte kurzerhand Snowwind gesattelt. Mit ihr war ich um einiges schneller bei der Rettungsranch. Ich merkte allerdings auch, dass das Reiten mit einem angeschlagenen Ellenbogen keine so gute Idee war.

Als ich auf der Ranch ankam, war Hugh gerade bei Silverfly gewesen. Nachdem er mich begrüßt hatte, ging er mit mir wieder zurück in den Stall. Vorsichtig begrüßte ich mein Pferd. Anschließend drehte ich mich zu Hugh um. Ich hatte gleich gesehen, dass Silverfly sein linkes Vorderbein immer noch nicht belastete. Hugh sah mich nachdenklich an. ,,Es sieht leider nicht so gut aus." Begann er. „Ist es ..." Hugh unterbrach mich bevor ich meine Befürchtungen aussprechen konnte. „Es sind die Bänder und Sehnen. Es tut mir sehr leid, das sagen zu müssen, aber du wirst ihn wohl nicht wieder reiten können." Perplex stand ich da und wusste nicht, was ich sagen sollte. Es war als zerbrach etwas in mir. Ein Großteil meiner Vorstellung was ich in Zukunft tun würde, hing ja von Silverfly ab. Der Südhuf-Tierarzt versuchte die Verletzung und alles dazu etwas genauer zu erklären. Ich hörte aber kaum zu, da meine Gedanken um so viel kreisten. Erst als er meinte, dass Silverflys Verletzung mit viel Zeit so weit heilen könnte, dass er immerhin ohne Schmerzen leben könnte, war meine Aufmerksamkeit wieder bei Hugh. Er meinte aber auch, dass Reiten dazu führen würde, dass Silverfly an den verletzten Sehnen wieder ähnlich Schäden wie momentan hätte. Ich brauchte etwas Zeit bis ich alles in mir aufgenommen hatte. Schließlich bat ich Hugh, dass wir eine Lösung fanden, dass mein Pferd wenigstens nach Moorland kam. Er beschloss kurzer Hand uns inklusive Snowwind hinzufahren. Er meinte, wir hätten ihm oft genug geholfen.

Die Autofahrt verlief allerdings schweigend. Ich überlegte was ich nun machen sollte, schließlich hing so viel von Silverfly ab. Vor allem war er aber mein Soulriderpferd und wir hatten schon viele Abenteuer erlebt und waren zusammengewachsen. Auch außerhalb der Missionen der Druiden. Er hatte mich von Anfang an sicher über die Insel getragen und war mein erstes eigenes Pferd. Ich hatte vor, noch soviel mit ihm zu erleben auch nach meine Akademie-Zeit. Auch wusste ich nicht, was ich den Leuten von der Akademie erzählen sollte.

Meine Befürchtungen zu der Reaktion einiger Akademieleiter bestätigte sich leider. Hugh war, nachdem er mir erklärt hatte, wie ich Silverfly am besten helfen konnte und versprochen hatte regelmäßig vorbei zu kommen, zurück nach Südhuf gefahren. Silverfly sollte in der Box bleiben und so setzte ich mich, nachdem ich Snowwind auf die Koppel gebracht hatte, zu ihm. Ich hatte anscheinend nicht mal mitbekommen, dass meine Mitbewohnerinnen Sattelzeug holen waren. Erst als Mrs. Springmist bei uns an der Box stand, begriff ich das Akademie-Reitstunde war. „Dina! Was machst du mit Silverfly hier? Ihr solltet längst auf dem Reitplatz sein!" Ihre Stimme war laut und zeigte, dass sie es als ungehorsam wahrnahm, wie ich mich verhielt.
„Silverfly und ich hatten gestern einem Reitunfall ... Ich habe mich am Ellenbogen verletzt und Silverfly ist momentan nicht reitbar...", erklärte ich leise. „Und wieso weiß die Akademie nichts davon? Lass mich raten, ihr wart bei Dr. Shepherd. Der hat überhaupt keine Achtung vor der Akademie. Von dem bekommen wir nie irgendwelche wichtigen Informationen. So was sollte man verbieten." Sie sprach in einem ziemlich abfälligen Ton. In mir begann es zu kochen. Was erlaubte sie sich, so über Hugh zu sprechen!? Ich konnte mich gerade noch zurück halten, ihr das an den Kopf zu schmeißen und murmelte stattdessen nur: „Hugh hat mir immerhin geholfen." Die Akademie-Reitlehrerin ging nicht weiter darauf ein. „Naja, dann hast du heute frei", damit verließ Mrs. Springmist den Stall.


Am Abend lag ich mit einen Buch über einige Aspekte der Heilkraft des Sternenkreises in meinem Bett. Die Idee hatte ich von Lisa. Sie war mit Linden kurz nach dem Mrs. Spring aus den Stall gegangen war, gekommen. Aber auch sie hatte nicht helfen können. Aus irgendwelchen Gründen half ihre Magie nicht und auch meine Versuche blieben erfolglos. Das Buch half mir auch nicht weiter, traurig legte ich es beiseite.
Das Silverfly sein Bein nach Lisas Heilversuchen immer noch nicht ganz belastete, hieß dass Hugh recht behalten würde. Ich hätte schreien können, weil ich wütend war, dass es so war aber es überwog die Traurigkeit nicht mehr mit Silverfly unterwegs sein zu können.

Ein kleines Wesen hatte das anscheinend mitbekommen. Meine Hündin Jola, die ankam und sich einfach auf meinen Schoß legte. In den Moment vibrierte mal wieder mein Handy. Vermutlich war es wieder Felix. Mir war aber absolut nicht danach mit ihm zu sprechen und so vergrub ich mein Gesicht einfach in Jolas Fell.

Meine Mitbewohnerinnen ließen mich auch am nächsten Tag in Ruhe. Anscheinend hatte Mrs. Springmist erzählt, was los war. Als ich Felix vor der Uni traf, erzählte ich ihm allerdings davon, was Hugh gesagt hatte. Es tat mir tatsächlich gut, es los zu werden und auch, dass er hinter mir stand, als ich von einem der Akademieleiter zu hören bekam, dass ich demnächst ein Ersatzpferd bekommen sollte. Innerlich regte mich das sehr auf. Silverfly könnte man schließlich nicht einfach ersetzen!

Dass ich das „Ersatzpferd" allerdings brauchte, musste ich mir nach der nächsten Reitstunde eingestehen. Also auf jeden Fall ein zweites Pferd, dass ich reiten konnte; denn da Snowwind nach den Reitstunden eine Pause brauchte, war es schwierig außerhalb Moorlands unterwegs zu sein.So verbrachte ich die nächste Zeit damit nach den Reitstunden Silverfly mit langem putzen zu verwöhnen, mit Felix mal ohne Pferd unterwegs zu sein, Auroras Büchersammlung durchzulesen, den Einkauf für die WG zu übernehmen und Maya im Stall zu helfen.

Dina und SaphireWo Geschichten leben. Entdecke jetzt