Ich konnte nicht schlafen, da ich mir ansehen und anhören musste wie sie sich neben mir herumwälzte und irgendwann an die Decke starrte und begann zu schluchzen. So wie fast jede Nacht. Also schaltete sie das Licht an und ich konnte ihre roten, nassen Augen sehen. Sie sahen so traurig aus das ich auch fast anfing zu weinen. Sie verließ den Raum und ich rannte ihr nach. Im Bad angekommen schaltete sie auch hier das Licht an und öffnete den Schrank mit den Medikamenten. Immer noch unter Tränen mit schlotternden Knien, vor Schwäche, nahm sie ihre Schlaftabletten. Sie nahm eine und dachte kurz nach. Ich setzte mich neben sie und sah wie sie noch eine nahm und noch eine. Ich wusste was das werden würde und bevor sie die 5. nahm fing ich kläglich und laut an zu miauen und lauter und lauter. Als sie die 8. nehmen wollte ließ sie die Tablettenschachtel fallen und sackte weinend auf dem Boden zusammen. Ich schnurrte und rieb meinen Kopf an ihr. Nach 10 Minuten beruhigte sie sich etwas und sah mich an. Ihr Gesicht war nass von den Tränen, ihre Augen rot und geschwollen und dunkle Augenringe hatte sie. Sie sah mich mit einem gequälten Lächeln an und trotz der Bitterkeit sah ich in ihrem Gesicht trotzdem noch Schönheit. Dann sagte sie schluchzend: „ Es tut mir Leid Schnuffi, ich wusste nicht was ich tue. Ich weiß wie es ist allein gelassen zu werden, ich kann dir das nicht auch antuen!", sie wischte sich noch ein paar Tränen aus dem Gesicht. Meine Gedanken waren eindeutig. 13. Das ist die Anzahl der Selbstmordversuche die sie nun begangen hatte. Nach dem sie sich beruhigt hatte, mit Mitteln die ich jetzt nicht als beruhigend empfinde (SV), gingen wir wieder ins Schlafzimmer und versuchten zu schlafen. Es war immer so dass ich nur schlafen könne, wenn sie es auch täte. Und Tatsache, sie schlief ein. So ein Glück. Ich freute mich und schlief selber ein. Wir schliefen zwar nur 4 Stunden, aber für 2 Lebewesen mit hochgradigen Depressionen gar nicht so schlecht, oder? Nun gingen wir hinunter in die Küche und ich zog dieselbe Masche wie am vorherigem Tag ab. Diesmal aß sie sogar 1 Scheibe Brot. Was mich freudig stimmte. Sie hatte wohl bemerkt das sie mir etwas „schuldete" nachdem ich sie „gerettet" hatte. Ich war einfach froh das sie noch lebte und als Gegenzug dafür lief ich nie auf die Straße. Nach dem „Essen" gingen wir in den Garten und sie setzte sich auf die Schaukel. Ich legte mich auf einen Stuhl daneben um sie immer im Blick zu haben. Ich rollte mich ein und dachte mal wieder über ihren Suizid Versuch von vorheriger Nacht nach. Ich stellte mir vor was wäre wenn sie gestorben wäre. Ich wusste gar nicht was ich dann machen würde. Auf die Straße rennen? Ich dachte weitere Minuten über den Tod nach und dann viel mir der herzensgute Vater dieser Familie ein. Er war der letzte der starb. Er hatte seiner Tochter geschworen immer auf sie aufzupassen. Wenn sie und ich darüber nachdenken werden wir immer sehr traurig und weinen viel. Dann ist der Tag gelaufen. Der 37 jährige ist eines Tages zur Arbeit gegangen, es schien ein normaler Tag zu werden. Wie immer hatte sie Angst das ihm etwas zustoßen könnte. Als sie die Tür öffnete um ihren Vater zu begrüßen, sah sie erst nur die Bäckertüte mit ein paar Brötchen dort liegen und dann sah sie das Schlimme was mich zum knurren und sie zum schreien brachte. Ihren Vater auf dem Boden. Erstochen. Sie rannte zu ihm und umarmte ihn und schrie: „Bitte Papa, geh nicht, wir brauchen dich! Papa! Bitte bleib! Bitte!" Ich wusste nicht was dann passierte, jedenfalls weinte sie 5 Monate ununterbrochen und auch wenn sie zum Friedhof ging wurde sie immer von den alten Damen mitleidig und bedauernswert angeschaut. Das war der allerschlimmste Tod der Familie. Als sie die Brötchen aß sah sie eine Notiz in der Bäckertüte. Darauf stand: Ich hab dich ganz doll lieb, bitte gib nicht auf ich bin immer bei dir. Wahrscheinlich war es Selbstmord, aber wir wissen es noch immer nicht. Dieser Mensch und auch der Rest der Familie hatten es nie verdient zu sterben.
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Mit dem Tod spielt man nicht!
Mystery / ThrillerSchnuffi ist ein junger Kater ,der aufgrund seiner Besitzerin mit dem Gedanken spielt sich umzubringen und bekommt dabei aber ein sehr schlechtes Gewissen. Ist es denn Wert zu sterben?