Nehmen wir mal an, du kannst absolut gar nichts. Du bist nicht speziell. Nichts Besonderes. Nehmen wir mal, dir passiert absolut nichts Spannendes. Du hast nach einer spannenden, romantischen, actionreichen Story gesucht? Findest du hier nicht.
Wie wäre es stattdessen mit einer Geschichte, in der dir absolut nichts widerfährt? Rein gar nichts außer die normalen Probleme des Alltags, die dich ohnehin schon ankotzen und über die du gar nicht erst lesen willst.
Aber ganz ehrlich? Weil dein Leben so langweilig ist, wirst du dir vermutlich auf diese Geschichte durchlesen. Einfach nur weil sonst rein gar nichts in deinem Leben passiert und du dir lieber das Hirn mit so einem Schrott vollpumpst als dich auch nur eine Sekunde dem wirklichen Leben und deinen inneren Problemen zu widmen.
Ich halte dich nicht auf. Ganz im Gegenteil, es macht sich gut in meinem Profil, wenn eine Geschichte viel gelesen wird. Und wenn dafür auch noch gevoted wird.
Und sind wir mal ehrlich: Ich bin doch nicht anders als zu. Ich sitze hier vor meinem Computer und schreibe diese passiv-aggressiven Zeilen, weil absolut nichts in meinem Leben passiert. Weil ich einfach eine langweilige Person bin, an der rein gar nichts spannend ist.
Ich habe auch keinen Bock auf die alltäglichen Probleme und ohne Witz, bei dem Gedanken darüber zu schreiben könnte ich kotzen. Vielleicht lasse ich es einfach und bleibe bei meinen passiv-aggressiven Kommentaren, anstatt in die Welt hinauszugehen und spannendes Zeug zu erleben und zwanghaft zu versuchen ein funktionierender Bestandteil der Gesellschaft zu werden.
Vielleicht sollten wir uns alle Eigenschaften zulegen, die bei anderen gut ankommen. Vielleicht sollten wir uns alle verstellen, und zwar so, dass in unserem Leben nicht mehr nichts abgeht. Vielleicht sollten wir auf den Geburtstag unserer Tanten gehen und uns mit den nervigen Verwandten über unsere Zukunft unterhalten, einfach weil es nicht nichts ist. Vielleicht sollten wir uns tagtäglich mit in Clubs begeben, Leute kennenlernen und verzweifelt hoffen, dass wir Freunde werden. Vielleicht sollten wir uns ein Tinder-Profil zulegen und in unsere Biografie "Gärtnert gerne ^^" schreiben, obwohl wir bei dem bloßen Gedanken an Dreck schon angeekelt sind. Vielleicht sollten wir uns somit einfach noch uninteressanter machen, nur damit wir dann mit unserem Gewissen vereinbaren können, dass wir nicht nichts gemacht haben. Dass wir am Abend ins Bett gehen und uns sagen "Ich habe etwas für mein Leben getan!" obwohl wir ganz genau wissen, dass wir das alles absolut scheiße fanden und unser Leben kein bisschen besser geworden ist.
Man sieht, es ist wie Pest und Cholera. Sei eine komplett durchschnittliche Person, an der nichts spannend ist, oder versuche ein Blender zu sein und werde eine komplett uninteressante Person von sieben Milliarden. Es ist dasselbe in Grün.
Ich will nicht sagen, dass du in deinem Zimmer sitzen und gar nichts tun sollst. Du sollst rausgehen, dich mit deiner Familie unterhalten, Freunde finden und eventuell sogar die Liebe. Du hast Träume und denkst "Man, die werden sicher irgendwann wahr" aber Alter, die werden nicht wahr, wenn du hier die Geschichte liest. Und meine Träume werden auch nicht wahr, während ich hier diese Geschichte schreibe.
Normalerweise sollten wir beide raus in die Welt gehen, irgendetwas unternehmen und uns unseres Lebens erfreuen. Vielleicht sollten wir auch einfach mal ein Buch lesen, statt auf unser Handy zu starren. Oder uns mal beibringen zu Kochen oder sonst was. Und weißt du was? Vielleicht sollten wir jetzt gleich damit anfangen.
Ich hab nämlich echt keinen Bock mehr das hier weiterzuschreiben und die Tausend Wörter vollzumachen. Wahrscheinlich hau ich mich gleich ins Bett und schiebe schon wieder Krise, weil die Waschmaschine und/oder die Spülmaschine anfängt zu piepsen. So ist das Leben.
Das ist unser Leben. Das Leben von normalen Leuten. Nur es gibt einen Unterschied zwischen normalen Leuten und normalen Leuten. Es gibt normale Leute, die in ihrem eigenen Leben nur koexistieren und gar nicht die Lust dazu haben, etwas zu ändern. Andere Leute bestimmen ihr Leben, die Medien und der ganze Rest der Welt. Sie können mit sich selbst nichts anfangen und versuchen es auch gar nicht. Sie schwimmen mit dem Strom und versuchen bloß nicht aus der Reihe zu tanzen. Vor die Tür zu gehen oder auf Partys und Feste zu gehen ist denen zu blöd, wieso sollten sie auch, wenn abends im Free-TV ein Film läuft, den sie schon achtmal gesehen haben. Enthaltsam und unauffällig sein und nie jemandem auf den Sack gehen. Ganz einfach.
Und es gibt die andere Art von normalen Leuten. Die Leute, die den Hauptcharakter in ihrem Leben spielen und ihr Leben selbst in die Hand nehmen. Die Leute, die was von der Welt sehen wollen, Erfahrungen machen wollen und so weiter. Die Abends auch mal auf Feiern gehen, weil man diese nicht einfach wiederholen kann, sowie den Film im Free-TV. Die Leute, die sich denken
Carpe Diem
und das Beste aus dem Tag holen wollen, weil sie wissen, dass rumsitzen und immer dasselbe tun einfach nur zum Kotzen ist. Und sie es einfach nur als Verschwendung ansehen, die Welt nur aus dem eigenen Wohnzimmerfenster zu betrachten.
Sicherlich kommen so Kommentare wie "Ich bin introvertiert, das andere ist extrovertiert, das kann man nicht vergleichen." und ganz ehrlich, spart euch den Scheiß einfach. Niemand hält euch auf den Nebendarsteller in eurem Leben zu spielen und immer schön Ja und Amen zu sagen. Wenn euch das glücklich macht, bitte schön. Aber denkt doch mal an all das, was ihr aus eurem Leben machen und erreichen könntet, wenn ihr es mal selbst in die Hand nehmt und euch denkt "Das ziehe ich jetzt durch, das ist mal was anderes als sonst, Carpe Diem."
Selbstverständlich wirst du immer noch mit denselben beschissenen alltäglichen Problemen konfrontiert, aber das ist nun mal das Leben. Und auch wenn du dein Leben in die Hand nimmst, bist du immer noch eine normale Person. Aber wenn du mit kleinen Schritten anfängst und dich langsam hocharbeitest, kannst du wenigstens am Ende des Tages sagen: "Ich habe den Tag genutzt und mein Leben gelebt. Nicht das der anderen."
Und bitte brenn dir das in deinen Schädel ein: Das ist dein Leben, nicht das der anderen. Lass dir von anderen nicht sagen, wie du aussehen sollst. Lass dir von anderen nicht sagen welches Essen du essen sollst. Lass dir von deinen Nachbarn nicht sagen, wann du deinen scheiß Rasen mähen sollst. Das ist dein Leben. Du lebst dein Leben für dich und nicht für andere.
Man hat nur ein Leben. Nutze es. Da Leben ist kurz, aber die Tage lang, wenn man denn will. Mach etwas aus dir, auch wenn du absolut keinen Bock darauf hast. Überwinde dich einfach mal selbst, triff dich mit Freunden, geh auf eine Party, mäh deinen Rasen in einem besonderen Muster, koche etwas ganz orientalisches und schau abends mit deiner Familie einen neuen Film.
Ich werde meinen Computer jetzt gleich ausmachen und kann mit dem guten Gewissen ins Bett gehen, dass ich diesen passiv-aggressiven Text geschrieben habe. Keine Ahnung, ob sich das irgendjemand von euch das zu Herzen nimmt oder nicht. Aber beim Schreiben ist mir aufgefallen, dass ich mich eventuell mal an meine eigenen Ratschläge halten sollte. Und ich denke, dass ich jetzt sofort damit anfangen werde.
Und siehe da, jetzt sind es doch über Tausend Wörter geworden. Was ein Zufall.
Nun denn. Die "Geschichte" ist jetzt vorbei, also leg das Handy weg und denk mal ein bisschen über das nach, was du grade gelesen hast. Mach es nicht für mich, sondern für dich.
Carpe Diem, meine Lieben.
Carpe Diem.
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Carpe Diem
ContoEin Gedanke, der mit mitten in der Nacht gekommen ist, ausformuliert.