Kapitel 25

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„Wann hast du Geburtstag?" „Was?", fragte ich ungläubig. Das war doch jetzt wirklich nicht wichtig. „Wann hast du Geburtstag?", wiederholte Lian. „Was hat das denn jetzt...", setzte ich an, schüttelte dann jedoch den Kopf und sagte, „am 10 Dezember." „Na da haben wir's doch!", meinte Jaro grinsend. „Was haben wir?", fragte ich genervt. „Was Jaro damit sagen will ist, dass du im Zeichen des Schützen geboren wurdest. Das macht dich für die Electi uninteressant. Blutrituale basieren auf sehr komplexer Magie, die sich nach der Natur und den Sternen richtet. Normalerweise konzentriert sich das Schaffen der Electi ausschließlich auf die 4 Elemente. Die Sterne und der Nachthimmel sind unsere Sache. In diesem Fall wollen sie aber unserer angeborenen Magie nacheifern und bedienen sich dafür an einer unserer Magiequellen. Nur die Götter wissen, wie sie darauf gekommen sind. Für dieses Ritual kommen nur Mischwesen in Frage, die im Zeichen des Löwen geboren wurden. Dieses Zeichen gilt als besonders stark und trägt viel Lebensenergie in sich. Es kommen aber nur Mischwesen mit dem Blut der Electi in Frage, da sie im Gegensatz zu Menschen Magie in sich tragen, die sich mit der eines reinen Electi verweben kann. Zudem würden Menschen ein solches Ritual niemals überleben. Sie heilen viel zu langsam und könnten den Blutverlust niemals schnell genug ausgleichen. Schon gar nicht, wenn man bedenkt, wie oft die Betroffenen ein solches Ritual über sich ergehen lassen müssen. Es gibt viele Electi, die lange leben wollen, aber nur eine begrenzte Anzahl von Blutquellen." „Welcher Blutverlust?", fragte ich. „Das Ritual besteht aus vielen einzelnen Schritten, doch der Hauptteil setzt sich daraus zusammen, dass man das Blut der Opfer in großen Mengen zu sich nimmt, um einen möglichst ausgewogenen Zustand im Körper der Electi zu erzeugen. In den Stunden nach filtert der Körper die Magie aus dem Blut heraus und verwebt sie mit der Magie des Besitzers.", antwortete mir Lian mit einem verschlossenen Gesicht. „Du meinst sie trinken ihr Blut?", fragte ich entsetzt. „Sie lassen sie förmlich ausbluten bis sie gerade noch so am Leben sind, heilen sie und bereiten sie auf das nächste Ritual vor.", antwortete Jaro mit einem angewiderten Gesichtsausdruck.

„Das...das kann nicht sein. Unmöglich.", sagte ich mit zitternder und von dieser Gruselgeschichte verunsicherter Stimme. „Ist es aber Kleines. Frag dich doch mal selbst. Hast du jemals jemanden getroffen, der nur zur Hälfte Electiblut in sich trägt und im Zeichen des Löwen geboren wurdest?", fragte Lian mich. Nein hatte ich nicht. Es war mir nie bewusst geworden. Warum auch? Ich hatte keinen Grund gehabt mir darüber Gedanken zu machen. Es war eben ganz normal gewesen, dass alle meiner Art, die ich näher kannte nicht zu den Löwen zählten. Jedoch jetzt, wo ich darüber nachdachte, fiel mir auch niemand ein, der mir nur entfernt bekannt war und in meinem Viertel hatten viele Mischwesen gelebt. Aber konnte das wirklich bedeuten...nein das war doch einfach nicht möglich. Das konnten sie unmöglich machen. Ich wusste nicht mehr, was ich glauben sollte. „Hat sie nicht.", meinte Jaro mit einem besserwisserischen Grinsen. Idiot!

„Denk über meine Worte nach Aurelia und lass dabei nicht außer Augen, dass dein Geist sich von alleine weigert zu verstehen und zu hinterfragen, denn wenn er das tut wird dir bewusst werden, dass du dein Leben lang die Falschen unterstützt hast. Die Angst davor wird deine Sicht verschleiern, ob du willst oder nicht. Glaub mir. Ich weiß wovon ich spreche. Manchmal will man die Dinge, die sich direkt vor dem eigenen Auge abspielen einfach nicht wahrhaben.", sagte Lian und ich hätte schwören können für einen Moment lang Schmerz in seinen grünen Augen aufblitzen zu sehen. Noch einmal blickte er mir tief in die Augen und ich war nicht dazu fähig weg zu schauen oder zu antworten. Was hätte ich auch sagen sollen? In meinem Kopf herrschte ein einziges Chaos. Geschmeidig gesellte er sich zu seinem Freund, der mich ebenfalls genau musterte und sagte leise, „Du passt auf sie auf, bis ich zurück bin. Mir hat nicht gefallen, wie Asra und ein paar andere sie eben betrachtet haben. Ich will kein Risiko eingehen. Dafür ist sie zu wertvoll." Jaro löste den Blick von mir und sah seinen Freund an, dann nickte er verstehend und lies sich neben mir an dem Baumstamm nieder, während Lian sich ins Lager zurückzog.

War ja klar. „Ja natürlich lass mich nur an diesem vermaledeiten Baum verrotten du aufgeblasener niederträchtiger Dämon!", fluchte ich vor mich hin. Neben mir ertönte ein Lachen. „Er hat Recht. Du hast wirklich ein loses Mundwerk." „Ach halt doch die Klappe du Arsch.", fauchte ich, wütend über Lian, ihn und über mich selbst. „Und so vulgär.", meinte er nur lächelnd und schüttelte gespielt entsetzt den Kopf. Eingeschnappt robbte ich am Baum entlang, bis ich die andere Stammseite erreicht hatte. Aus den Augen aus dem Sinn hatte Kaida immer gesagt. Mein Herz wurde schwer bei dem Gedanken an die alte Frau, die mich immer gut behandelt hatte. Noch jemand von dem ich nicht wusste, ob er mit dem Leben davon gekommen war. Verfluchte Custos, verfluchte Dämonen, verfluchte Electi und ihr verdammter Krieg. Es waren immer die wehrlosen, die am meisten litten.

„Wenn du meinst, dass das hilft.", meinte Jaro über meine Reaktion und man konnte die Belustigung in seinen Worten mitschwingen hören. Erschrocken fand ich wieder ins Jetzt zurück, doch mein Herz blieb bei meinen Erinnerungen und meinen Lieben. Plötzlich war es, als wäre ein Damm in mir gebrochen und meine Augen füllten sich mit Tränen. Sie liefen über meine Wangen und platschten auf meine Kleidung und den Boden. Ich zog die Beine an meine Brust und klammerte mich an sie, während ich verzweifelt versuchte die Schluchzer zu unterdrücken, die meinen Körper durchschüttelten. Doch es gelang mir nicht.

Es war still geworden auf der anderen Seite. Jaro ignorierte meinen Zusammenbruch und dafür war ich dankbar.

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Dämonentochter - Hüterin der WeltenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt