Kyungsoo steht mitten in der Garderobe. Um ihn herum wechseln die anderen Mitglieder gerade ihre Kleidung und suchen ihre restlichen Sachen zusammen. In dem großen Wandspiegel kann Kyungsoo sehen, wie Jongin sich gerade einen grauen Kapuzenpullover über sein T-Shirt zieht.
Soll ich zu ihm hingehen? Er steht so ganz alleine da...
Er dreht sich um, bleibt dann aber unschlüssig auf der Stelle stehen. Verzweifelt beißt er sich auf die Unterlippe.
Aber wo sollen wir uns unterhalten? Wir können uns ja schlecht auf dem Klo einschließen, oder?
Plötzlich geht die Tür auf und ihr Manager steht mitten im Raum. Mit grimmiger Miene schaut er in die Runde und letztendlich bleibt sein Blick an Jongin hängen.
„Wir zwei haben noch ein Hühnchen zu rupfen!", knurrt er und stapft mit zornigem Blick auf den perplexen Jungen zu. Als der ältere Mann schon beinahe bei ihm angekommen ist, erwacht Jongin aus seiner Schockstarre und setzt sich in Bewegung. Kaum hat Kyungsoo sich versehen, da hat er sich schon seine Hand geschnappt und ihn mit einem Ruck hinter sich hergezogen. Gemeinsam rennen sie durch den Flur bis sie zu einer Metalltür kommen, über welcher das grüne Notausgang-Schild leuchtet. Ohne zu zögern, stößt Jongin die Tür auf, zieht Kyungsoo dann blitzschnell nach links und drückt ihn gegen die Wand.
„Jongin-", setzt Kyungsoo an, doch dieser legt ihm seine Hand auf den Mund. Die Metalltür neben ihnen wird erneut aufgestoßen und Kyungsoo zieht den Kopf des anderen Jungen schnell zu sich heran, damit sie ihm nicht gegen den Hinterkopf knallt. Panisch hält er die Luft an und starrt dabei auf das graue Metall direkt hinter Jongins Kopf. Scharrende Schritte sind zu vernehmen, eins, zwei. Dann leises Fluchen. Nach einer gefühlten Ewigkeit wird die Tür mit einem lauten „Peng" wieder zugezogen.
Mit pochendem Herzen schaut Kyungsoo in die braunen Augen, die nur wenige Zentimeter von seinem Gesicht entfernt sind. Jongin lächelt und nimmt langsam seine Hand von Kyungsoos Lippen.
„Das war knapp", flüstert er und Kyungsoo spürt seinen Atem auf seinem Gesicht.
Sanft drückt Kyungsoo Jongin ein Stück von sich.
„Ich will dich ja nicht verärgern, aber wir haben auch noch ein Hühnchen zu rupfen", sagt er leise und Jongin lächelt.
„Ich rupf lieber ein Hühnchen mit dir als mir unserem Manager."
Dann macht er einen Schritt zur Seite, lehnt sich gegen die Mauer und wartet darauf, dass Kyungsoo zu sprechen beginnt. Kyungsoo nutzt den Moment, um seinen Blick über Jongins Kehlkopf und seine plumpen Lippen schweifen zu lassen. Er hat den anderen Jungen schon so lange nicht mehr aus der Nähe gesehen.
„Ich weiß nicht, wie ich anfangen soll", sagt er und überlegt kurz. „Hast du das vorhin im Studio so gemeint, wie ich denke, dass du es gemeint hast?"
„Ich... Du weißt, dass ich nicht vor der Kamera verraten kann, was wirklich zwischen uns läuft-", Kyungsoo unterbricht ihn.
„Was läuft denn zwischen uns?", er betrachtet Jongin von der Seite.
„Ich... Ich bin in dich verliebt", murmelt er leise und seine Wangen färben sich schlagartig etwas dunkler. "Es ist nicht mehr nur noch Freundschaft. Auch irgendwie. Aber ich empfinde auch etwas für dich. Viel."
„Also bereust du nicht, was auf deiner Geburtstagsparty passiert ist?"
Jongin schaut ihn überrascht an.
„Warum sollte ich das denn bereuen?"
„Ich war mir ja nicht einmal sicher, ob du dich überhaupt daran erinnerst."
Daraufhin schweigt Jongin und Kyungsoo weiß nicht, ob das ein gutes oder ein schlechtes Zeichen ist.
„An was erinnerst du dich denn?", fragt er zögerlich.
Eine Weile herrscht Stille zwischen den beiden, dann bewegt sich Jongin neben ihm und Kyungsoo spürt, wie er den Kopf auf seine Schulter legt.
„Willst du wirklich, dass ich das alles wortwörtlich wiederhole", er lacht leise und zupft dabei an Kyungsoos Sweatshirt. Dann wird er wieder ernst. „Wie könnte ich mich nicht erinnern?"
Kyungsoo ist unfähig, etwas darauf zu erwidern, weil die in ihm aufwallende Freude ihm die Kehle zuschnürt.
„Kyungsoo... Ich weiß, dass ich ein schrecklicher Freund gewesen bin... Aber ich wollte das eben, in der Show, wieder gutmachen. Ich weiß, ich habe nur von Freundschaft geredet... Aber... ich habe auch von dir geredet, nicht wahr?", an seiner Stimmfarbe kann Kyungsoo hören, dass er lächelt. „Oh Mann, ich werde noch eine ganze Menge Ärger bekommen, weil ich die Beziehung zu Shin geleugnet habe."
Kyungsoo greift nach Jongins Hand und bringt ihn damit zum Schweigen.
„Ich bin auch in dich verliebt, Jongin", flüstert er. Erstaunt zieht Jongin seine Augenbrauen nach oben, dann breitet sich ein Grinsen auf seinem Gesicht aus. Er bringt seine Lippen ganz nah an Kyungsoos Ohr und murmelt: „Weiß ich doch... Ich erinnere mich an alles, was an meinem Geburtstag passiert ist. An wirklich alles", er hält kurz inne. „Wenn du mir nicht glaubst, können wir ruhig noch einmal alles durchspielen, was wir in der Nacht gesagt und getan haben", raunt er und Kyungsoo spürt, wie er rot wird.
Gleichzeitig breitet sich ein eigenartiges Gefühl in seinem Magen aus. Als hätte sich endlich ein riesiger Knoten in ihm drin gelöst, ihn freigelassen.
„Danke, Jongin", er schmunzelt. „Danke, dass du dich für mich in Schwierigkeiten bringst."
„Dafür musst du mir aber helfen, da auch wieder rauszukommen. Ich will nicht, dass unser Manager mich für immer und ewig hasst."
„Da hast du dich selbst reingeritten."
„Arschloch", lacht Jongin und zieht Kyungsoo dicht an seinen Körper. Er streicht dem kleineren Jungen die dunklen Strähnen aus der Stirn. Kyungsoo kann sich dabei gar nicht satt sehen an seinen Augen, die vor Freude zu leuchten scheinen.
Er sieht so glücklich aus.
„Ich wünschte, wir könnten immer so zusammen sein", spricht Kyungsoo seine Gedanken aus und berührt mit den Handflächen Jongins Brust.
„Hör auf mit deinem ‚ich wünschte'", murmelt Jongin und fährt mit seinen Fingern über Kyungsoos Kinn. „Lass es uns doch versuchen", er küsst ihm auf die Nase. „Ich liebe dich."
In Kyungsoo explodieren zigtausende Feuerwerkskörper und es kommen noch abertausende mehr dazu, als er Jongins Lippen auf den seinen spürt.
Ich liebe dich auch.
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I looked at you and then I realized
that all along my eyes had been telling me lies
When you looked back it struck my heart
From then I never wished to be apart
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Anmerkungen:Die Verse sind aus diesem Lied:
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KaiSoo: 180° [EXO Fan-Fiction]
FanficJongin geht Kyungsoo aus dem Weg seit sich ein Bild von den beiden im Internet verbreitet hat. Plötzlich ist alles anders, so anders, dass Kyungsoo an der Beständigkeit ihrer Freundschaft zu zweifeln beginnt. [Voriger Titel: "Warum kann es nicht wi...