Die Nacht

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Der Tag begann wie ein x-beliebiger, entwickelte sich aber zum gravierendsten Tag meines Lebens.
Meinen Todestag.
Aber dazu kommen wir später.
Es war der letzte Schultag vor den Sommerferien. Doch das machte ihn nicht zu etwas besonderem sondern der Geburtstag meiner besten Freundin. Cara sollte an diesem Freitag ihren 18. erreichen und war deshalb seit Wochen total aufgeregt. Ihr müsst wissen Cara wollte immer und überall im Mittelpunkt des Geschehens sein und gab deshalb sehr auf ihr Image acht. Natürlich sollte ihr Geburtstag der Anlass für die beste Party des Jahres und aus ihr das beliebteste Mädchen der Schule machen. Oder wenigstens beliebt genug damit sie zur „High Society" gehören würde. Und das war schon immer Caras größtes Ziel. Dabei sollte die Party ihr den Zutritt verschaffen.
Jedenfalls gab es für sie kein anders Gesprächsthema mehr. So quasselte sie mich auch an jenem ereignislosen Nachmittag während der Mathelektion voll. Weshalb sich nicht selten der böse Blick der Lehrerin auf uns richtete. Davon nahm Cara jedoch keine Notiz oder ließ es sich jedenfalls nicht anmerken: „O mein Gott, ich kann mich einfach nicht entscheiden, am liebsten würde ich beide tragen. Was meinst du, rotes Gucci Kleid oder das Chanel Mini mit dem Armani Shirt?" Information am Rande, Cara's Familie war über normale Umstände entsprechend vermögend. Ich hatte leider nicht soviel Glück, meine Familie schafft es gerade einmal die Kosten der Privatschule zu decken. „An dir sieht sowieso alles super aus, du könntest sogar in einem Müllsack noch als Model durchgehen.", was nicht gelogen war. Als ob Reichtum nicht schon genügte wurde Cara auch mit Schönheit beschenkt, weshalb sie nicht selten Komplimente bekam. Ich hatte früher oft mit meinem Selbstwertgefühl zu kämpfen, wobei mir Cara keine große Hilfe war. Sie war von Natur aus mit einem Riesen Ego ausgestattet. Trotzdem konnte ihr niemand das Wasser reichen, sie war die beste Freundin die man sich wünschen konnte. Dummerweise hielt ich sie jedenfalls dafür.
Die Schulklingel riss mich aus meinen Gedanken. Wie auf Kommando stürmten alle aus dem Klassenzimmer, worauf sich ein immenser Lärmpegel in den Gängen bildete. Kein Wunder, denn die Klingel war das Zeichen für 2 Monate Freiheit. „Hey, ich habe gestern noch Chris und Luke getroffen und sie für heute eingeladen.", plapperte Cara munter weiter. Erst Sekunden später begriff ich was sie da eigentlich sagte: „Du hast was?! Bist du verrückt, jetzt denkt er sicher ich hätte ihm verziehen und würde ihm einen zweite Chance geben.", Luke und ich waren ein halbes Jahr ein Paar gewesen, bis er mich vor knapp drei Wochen mit einer Blondine betrogen hatte. Cara verdrehte die Augen: „Jetzt sei doch nicht gleich so, er hat sich doch entschuldigt. Du hättest sein Gesicht sehen sollen, er hat bis über beide Ohren gestrahlt und mir versichert, dass er dieses Mal keiner Blondine an die Wäsche geht. Und weißt du was, sie nehmen einige Jungs von ihrem College mit." Sie tänzelte zu ihrem Spind. Ich war sprachlos und wütend, weshalb ich bloß ein Schnauben von mir gab. Natürlich hatte sie sich eine andere Reaktion erwünscht und machte einen Schmollmund. „Du könntest ruhig ein bisschen mehr Begeisterung zeigen, du kannst dir ja nicht vorstellen wie viel Mut mich das gekostet hat." Ich bezweifelte dass es so schwer für sie war, immerhin hat sie auch sonst keine Probleme mit Jungs zu sprechen. Naja, wenn sie bei ihrem Anblick nicht gerade reihenweise in Ohnmacht fielen. Aber ich wollte ihr nicht den Geburtstag vermiesen und einen Abend mit Luke würde ich wahrscheinlich überstehen. Wenn ich zu diesm Zeitpunkt gewusst hätte wie alles enden würde, hätte ich sicherlich anders geantwortet. „Wird schon schiefgehen. Komm sonst verpasse ich noch den Bus.", worauf wir uns durch die Menge drängelten und uns gerade pünktlich an der Haltestelle verabschiedeten. „Bis heute Abend und zieh dir das schwarze Kleid an, du weißt schon, dass was ich bei dir liegen gelassen habe.", womit sie ohne auf eine Antwort zu warten davon gelaufen war. Wahrscheinlich hatte sie geahnt, dass ich dieses Kleid nur unter Protest anziehen würde. Ich fluchte vor mich hin und verwünschte diese Party bereits jetzt schon von ganzem Herzen.

Zum dritten Mal vernahm ich die Autohupe von draußen, wovon ich mich nicht stressen ließ, immerhin war es uncool pünktlich bei einer Party zu erscheinen. Vor allem konnt ich mich immer noch nicht entscheiden, welche Schuhe ich mit diesem Fetzen von Kleid kombinieren konnte. Es schrie förmlich nach Pumps. Nach einem letzten kritischen Blick in den Spiegel entschloss ich mich dann doch dafür keine hohen Schuhe anzuziehen. Sonst bildet sich Luke noch ein ich hätte mich für ihn aufgemotzt. Schnell schnappte ich mir meine Handtasche und hüpfte aus der Eingangstüre. Wie erwartet stand der unverkennbare Jaguar von Brad in der Einfahrt. Brad, gut aussehender Footballspieler und nebenbei mein Nachbar, kam mir sofort entgegen und musterte mich von Kopf bis Fuss. Er grinste breit und zeigte dann mit gespielt mürrischem Blick auf seine Uhr. "Hast du schon mal daran gedacht, dass unpünktlichkeit nicht immer gut ankommt? Cara flippt bestimmt gerade aus.", obwohl er zu tief entrüstet klang konnte er die Maske nicht aufrecht erhalte und begann wieder zu grinsen. "Als ob dir dass etwas ausmachen würde. Du kannst sie ja sowieso nicht ausstehen." Sie hatte ihm mal einen Korb gegeben, was ihn wahrscheinlch immer noch kränkte. "Genau, weshalb ich immer noch nicht nachvollziehen kann, wieso ich dich zu dieser Party begleite soll." Männer verstehen rein gar nichts von Taktik: "Das hab ich dir doch bereits erklärt. Du sollst mein Date sein, damit Luke nicht auf dumme Gedanken kommen wird und sich von mir fernhält." Einen kurzen Moment lässt er sich das Ganze durch den Kopf gehen bis sich ein tükisches Lächeln auf seinem Gesicht formt: "Und was springt für mich dabei raus?" Ich hatte bereits mit dieser Frage gerechnet und wusste genau was er als Gegenleistung von mir wollte: "Ein Date, nur du und ich, egal wo und wann. So wie du es schon lange willst. Einverstanden" Ich streckte ihm meine Hand entgegen, die er hastig ergriff: "Sowas von!"

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⏰ Letzte Aktualisierung: May 01, 2015 ⏰

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