Hallo Sylvie

93 13 1
                                    

Lokis Bewusstsein schlich durch sämtliche Gänge und Räume in der Zentrale der TVA, aber er konnte keinen konkreten Hinweis auf etwas – oder jemanden – finden. Nichts ausser diesem vagen Gefühl von Gefahr, das ihm aber nicht weiterhelfen würde.

Als er vor dem Raum der sogenannten «Zeithüter» stand, zögerte er einen Moment. Er war sich ziemlich sicher, dass sein Eintreten auch hier, wie überall sonst, unbemerkt bleiben würde. Aber eben nur ziemlich und nicht ganz sicher.

Konnte er das Risiko jetzt, zu diesem Zeitpunkt, eingehen? Wenn sie merkten, dass er da war, müsste er sich offenbaren und verschwinden. Und dann würde er nie rausfinden, was hier schief lief.

Und warum es ihn überhaupt hierher verschlagen hatte.

Er beschloss, die Zeithüter vorerst zu ignorieren. Ausserdem war es unwahrscheinlich, dass, wer auch immer hier irgendwelche Fäden im Hintergrund zog, ausgerechnet da zu finden sein würde. Schliesslich war das viel zu offensichtlich.

Nein, wer immer hier am Werk war, ging subtil vor.

Genauso wie er selbst gerade.

Aber es war frustrierend, und schliesslich gab Loki es auf. Nein, es nützte alles nichts: er musste wohl Mobius helfen, diese Sylvie zu finden.

Ausserdem wurde er langsam selbst neugierig auf sie. Sicher, er hatte sie erschaffen, sie dann aber sich selbst – und ihrer weiteren Entwicklung – überlassen. Mal sehen, was aus ihr geworden war. Eventuell konnte sie ihm nützlich sein.

Nach mehreren Stunden gelang es ihm dann endlich, ihre Spur aufzunehmen. Es war nur ein schwacher Hauch ihrer Magie aber genug, um ihren Aufenthaltsort zu finden. Doch die Tatsache, dass er so lange - und so viel Magie - gebraucht hatte, um Sylvie aufzuspüren, zeigte ihm mehr als alles andere, dass hier etwas gewaltig aus dem Ruder lief.

Er informierte Mobius darüber, wo sie zu finden war – besser gesagt: er liess es so aussehen, als habe er eine Spur und sei sich zu etwa fünfundneunzig Prozent sicher, dass sich die Variante dort aufhielt. Mobius biss nicht nur an sondern schaffte es sogar, die Mission genehmigen zu lassen.

So reisten sie denn also ins «Jahr 2050» und landeten in dem Supermarkt, in dem Loki die Variante «vermutete». Seine Sinne nahmen Sylvie denn auch sofort wahr, kaum dass sie das Gebäude betreten hatten.

Aber da war noch etwas anderes. Ein anderes Bewusstsein.

Und es war sehr viel stärker wahrnehmbar als in der Zentrale der TVA.

«Kommt nicht infrage!» Die Stimme einer der Frauen im Team genannt Jägerin-B15 riss ihn aus seiner Konzentration. «Loki bleibt bei mir.»

«Wie bitte? Warum das denn?» Mobius war sichtlich verwirrt und ungehalten. «Loki steht unter meiner Aufsicht.»

Dieser hätte beinahe laut aufgelacht, konnte es sich aber natürlich verkneifen.

«Das hier ist mein Einsatz, Mobius,» erwiderte Jägerin-B15. «Und wenn sie glauben, dass er keine Bedrohung ist, sollte das ja kein Problem...»

«Natürlich ist er eine Bedrohung!» unterbrach Mobius die Frau. «Deshalb will ich ihn im Auge behalten.»

Loki seufzte innerlich. Die beiden benahmen sich wie Kinder. Es wurde Zeit, einzugreifen.

Er legte Mobius die Hand auf den Arm und versicherte ihm, dass es schon ok sei, dass er ohne Probleme mit der Jägerin mitgehen konnte. Zögernd willigte Mobius schliesslich ein, allerdings nicht, ohne vorher nochmal klar zu machen, dass man Loki nicht vertrauen konnte.

Dieser hätte wiederum beinahe laut gelacht. Natürlich nicht!

Jägerin-B15 redete nicht viel, als sie mit Loki die riesige Verkaufshallen abschritt, und dem Gott der List war das nur Recht. So konnte er sich besser auf das Ziel konzentrieren: Sylvies magische Spur, die er langsam immer deutlicher wahrnehmen konnte.

Loki und die TVAWo Geschichten leben. Entdecke jetzt