9. Neue Eindrücke

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,,Deine Mutter war nicht das was du dachtest. Sie wuchs nicht in deiner Welt auf und trotzdem seid ihr euch nach wie vor sehr ähnlich", sagte Taro. Und er zögerte. Er hielt sich zurück und das machte mich rasend.

,,Kannst du bitte mal aufhören in Rätzeln zu sprechen! Ich versteh kein Wort." Er lachte verlegen doch ich warf ihm einen Blick zu der ihm zeigte, dass ich es ernst meinte.

,,Okay, Entschuldigung", er stockte, schluckte und fuhr fort: ,,Sie war auch eine Weltenwandlerin wie du. Und vor einigen Jahren musste sie in die Menschenwelt, wegen einer, na ja wie soll ich es sagen...?" Ich zog die Augenbrauen hoch. Das Licht brach durch die milchigen Fenster. Taro seufzte.

,,Es gibt seit einiger Zeit Komplikationen in der Seelensphäre und deine Mutter war eine der Seelenwächterinnen die das Ausmaß dieser Katastrophe sah und helfen wollte. Aber darauf komme ich später noch zurück! Als sie also in der Menschenwelt war, traf sie einen ganz bestimmten Menschen und verliebte sich. Dein Vater. Schon damals war sie hier eine Legende aber die Nachricht, dass sie länger dort bleiben wollte machte vielen hier Angst, Menschen könnten von uns erfahren. Und als es auffällig wurde, dass sie nicht alterte musste sie zurück. Und wegen den Gefahren die hier lauerten ließ sie dich zu deinem Schutz zurück. Aber das Schicksaal schien anscheinend nicht zufrieden damit zu sein. Und hier bist du." Mein Herz raste. Er sprach von ihr in der Vergangenheit. Jetzt war ich es die stockte.

,,Und wo ist sie jetzt?" Ein Körnchen Hoffnung flammte irgendwo in meinem Herzen auf, doch es wurde so schnell es auch erschienen war, wieder vernichtet als Taro sagte:

,,Sie verschwand. Niemand weiß wo sie ist. Ob sie noch in unserer Welt ist oder ob sie irgendwo verloren ging." Er senkte den Kopf ,,Zwischen den Welten zu wandeln kann gefährlich sein. In den Zwischenräumen gibt es keine Zeit, keine Materie, kein Licht keine Dunkelheit...Man muss erfahren sein um dort zu überleben und es erfordert viel Training und Übung. Doch selbst für Seelenwächter wie deine Mutter reicht selbst das manchmal nicht aus." Langes Schweigen folgte. Ich versuchte es zu verarbeiten, Details mit Details zu verbinden. Es klang plausibel. So plausibel wie so etwas eben nur klingen kann.

Wir setzten unseren Weg fort und gingen eine große Wendeltreppe nach unten. Ich ließ meine Hand über das kühle Gestein des Geländers gleiten. Das war ein seltsamer Ort, doch ich mochte ihn. Wir kamen in einen riesigen Saal, dessen Boden mit ebenso schönen Fliesen ausgelegt war, wie der Rest des Hauses. Er war mindestens drei Meter hoch und hatte eine offene Gewölbedecke. Am Rand wurde er von massiven Säulen gestützt. Rechts von uns liefen wir zwischen Wand und Säulen hindurch. Taro lächelte mich stolz an, als er meinen faszinierten Augen folgte. Dieses Haus war ein Palast. Am Ende des Gangs öffnete er eine Tür und wies mir mit dem Arm hindurch zu treten, ehe er mir folgte und sich die Tür hinter uns mit einem leichten Rumms schloss. Wir standen in einem Art Vorraum und vor uns war eine ca. zwei Meter hohe Flügeltür, aus schwerem dunkelbraunem Holz. Links und rechts von ihr waren hohe längliche Fenster mit Topfpflanzen welche aussahen wie Palmen.

,,Also, hast du Lust?", fragte er grinsend, denn er wusste die Antwort bereits. Ich nickte freudig. Doch als er gerade im Begriff war die Tür zu öffnen, fiel mir etwas auf.

,,Warte! Ich hab keine Schuhe an", ich musste lachen. Taro sah an mir herunter und viel in mein Lachen mit ein.

,,Ich hatte Keira eigentlich gesagt sie soll dir noch welche in dein Zimmer stellen aber das hat sie anscheinend vergessen. Sie hat zurzeit viel um die Ohren, da sie helfen muss, das Treffen für heute Abend vorzubereiten. Warte hier!" Er ging zurück. Perplex stand ich dort. Ich hatte bereits eine Liste in meinem Kopf erstellt, welche Fragen sich alle bei mir auftürmten. Und es war gerade eine dazu gekommen. Welches Treffen? Ich sah mich um. Links an der Wand stand ein kleines weißes Sofa. Ich lies mich darauf fallen und atmete geräuschvoll aus.

Nach ein paar Minuten kam Taro zurück und hielt mir ein Paar schwarzer Sandalen hin.

,,Die sollten passen", sagte er. Und das taten sie auch. Trotz der dünnen Lederbänder waren sie ausgesprochen bequem. Dann öffnete er die Flügeltür. Ein Schwall Wärme kam mir entgegen und mit ihm aufgeregter, geschäftlicher Lärm. Mir wurde kurz schwindelig von dem plötzlichen Wandel und den ganzen Sinneseindrücken. Ich kniff die Augen zusammen, da mich die Sonne blendete. Wir standen in einer breiten Gasse, die mit lauter Menschen gefüllt war, oder eher Seelenwandlern und Wandlerinnen. Einige von ihnen trugen Taschen und Körbe, lachten mit ihren Freunden, oder sahen neugierig in die Schaufenster der ganzen Geschäfte. Doch das Außergewöhnlichste war, das sich die Geschäfte auf mehreren Etagen übereinander aufreihten. Zwischen ihnen lagen verteilt überdachte Terrassen und kleine Cafés. Es saßen Leute auf ihren Balkons und tranken Tee, oder lasen Bücher und in der Mitter der Gasse vor uns, war eine kleine Insel auf der ein großer Baum wuchs, mit monströsen Blättern. Am Rand oder auf Bänken unter ihm, hatten es sich ebenfalls Menschen gemütlich gemacht. Es war herrlich. Ich bemerkte erst mein Strahlen als ich Taros Blick sah. Er schien zufrieden mit meiner Reaktion zu sein.


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