2. Kapitel

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Bretagne; Mittag

,,Hast du ihn irgendwo gesehen?" ,,Nein hab ich nicht." ,,..........sicher?" ,,Keth. Entweder bist du verknallt oder du willst mich ärgern." ,,Beides?" ,,Keth!!" ,,OkOk. Letzteres." Kopfschüttelnd ging Amelia mit Keth weiter. Einer Kutsche ausweichend, sah sie sich etwas um. ,,Wir haben noch etwas Zeit bis wir wieder bedienen müssen. Was wollen wir solange machen?", fragte sie Keth. Diese zuckte nur mit den Schultern und nahm weiterhin jeden unter die Lupe. Erst als sie bemerkte das Amelia sie durchdringlich ansah, blickte sie zu ihr. ,,Was?" ,,Du suchst nach ihm, mach mir nichts vor und jetzt lass und die neuen Kleider anschauen, vielleicht hat Jacksons Mutter wieder neue Kleider?" ,,Oder Jackson ist da." ,,Denkst du auch mal an was anderes außer Jungs?" ,,Hmmmmm...Männer?", antwortete sie grinsend. Amelia zischte kurz auf, bevor sie Keth in die Straße mitzog, wo der Laden war, bei dem sie fast jeden Tag vorbei sah. Sie liebte es, sich die neuen Kleider anzusehen, auch wenn sie sich keines davon leisten konnte. Allein sie sehen zu dürfen war etwas besonderes. Keth hielt sich derweil oft bei Jackson auf, wenn er da war. Amelia wollte seit sie klein war immer schon Kleider selber schneidern. Nur fehlte ihr das Geld und die Zeit. Sie war froh im Gasthaus aushelfen zu dürfen und dadurch etwas Geld zu verdienen. ,,Wir sind da!", verkündete sie voller Freude und schob die Tür des Ladens auf. Jacksons Mutter, die oft hinten im Arbeitsraum saß und neuen Stoff zuschnitt oder neue Kleider entwarf, streckte erst ihren Kopf aus der Tür, bevor sie zu ihnen kam. ,,Nasowas, das ich euch auch mal wieder sehe." ,,Hallo MrsWang, ja ich wollte mal wieder vorbei schauen." ,,Natürlich, seh dich ruhig um." Lächelnd wand sich Amelia den Kleidern zu und ging zu jedem einzelnen. Sie achtete nicht wirklich auf sie. Im Grunde hatte sie nur ein einziges im Auge. Das weinrote, schlichte, dennoch elegante Kleid, was seit mehreren Wochen schon ausgestellt wurde. Ein gezwungenes trauriges Lächeln zwang Amelia aus sich herraus, als Kath sie ansah. ,,Das Kleid gefällt dir sehr, stimmts?", erkundigte sich MrsWang, die sich zwischen die beiden stellte. ,,Ja, es ist wunderschön." ,,Du kannst es haben." Erstaunt sah Amelia sie an. MrsWang drehte sich zu ihr. ,,Ich möchte das du es hast, keinem wird es besser passen als dir. Es wäre zu schade, wenn eine andere Frau es tragen würde." ,,Aber, MrsWang...Ich habe doch das Geld nicht und-" ,,Du musst es nicht bezahlen. Ich fürchte den wahren Wert kennst nur du. Es kommt nicht darauf an, wie viele Münzen du hast oder mir dafür gibst, es kommt darauf an, wie viel es dir in deinem Herzen Wert ist. Adelige Frauen wechseln ihre Kleider immer wieder. Das eine ist für sie genauso wie das andere. Und dieses Kleid hat es nicht verdient einmal getragen zu werden und dann achtlos im Schrank zu verstauben." Amelia sah sie nur still an. ,,Schon gut. Du kannst es dir holen, wenn du meinst es ist soweit. Der Tag wird kommen, wo du weist, dass es soweit ist. Ich pass darauf auf, dass es kein anderer bekommt.", sagte sie und beobachtete Amelia dabei, wie sie die Münzen in ihrer Hand zählte. ,,Ich habe nicht viel, aber ich möchte, dass sie wenigstens das annehmen. Keth wird diesmal ohne Süßigkeiten aus kommen müssen aber ganz umsonst darf ihre Arbeit nicht gewesen sein." MrsWang lächelte. ,,Das Kleid. Ich hab es nicht geschneidert. Es ist zu besonders um von mir zu sein. Es war ein-" ,,ES GIBT EINEN KAMPF AUF DEM MARKTPLATZ KOMMT ALLE MIT!", schrie Jackson, der gerade die Tür aufgerissen hatte und sie hektisch keuchend ansah. ,,Wo treibst du dich denn rum, das ist zu gefährlich, wenn du da stehst und zuschaust!" MrsWang musterte besorgt ihren Sohn. ,,Mama, ich bin doch schon 22!" MrsWang wehrte dies mit einer aufgeregten Handbewegung ab. ,,Die schießen mit Waffen, da gehst du nicht hin!", Jackson wollte noch etwas erwidern, wurde aber stattdessen unsanft auf die Seite geschubst. Total aus dem Gleichgewicht gekommen fiel er zu Boden und hielt sich an der Tür fest. Keth die scharf die Luft einzog, weil sie schon vor sich sah, wie er mit dem Kopf gegen die Kante eines Schranks geknallt wäre, sah ihrer Freundin hinterher, die quer über die Straße rannte und weitere Leute anrempelte. ,,Warum ist sie denn aufeinnmal so aufgebracht...", Jackson, der sich langsam erhob, sah gerade noch wie ihre Haare um die Ecke eines Hauses verschwanden. ,,Vielleicht will sie sehen will, wer gewinnt?", fragte er. Keth schüttelte den Kopf. ,,Sie war doch schon immer gegen Krieg und so. Also wird sie sich da nicht hinstellen und zuschauen... Ach Herr je!! Ihr Soldat! Ich muss los!" Sich schnell verabschiedend, stolperte nun auch Keth los und bahnte sich einen Weg über die bereits vollere Straße, gefüllt mit tuschelnden Leuten. Das Geschrei eines Kampfes oder ähnliches war bis hierher zu hören. ,,Soldat?", vergewisserte sich Jackson bei seiner Mutter. Diese sah genauso ratlos wie er aus. ,,Soldat.", wiederholte sie.


,,Sieh mal einer an...ein Ausländer.", sagte einer der Wachen und stubste den neben ihm an. Wie eine Formation standen sie in zwei Reihen. ,,Bestimmt einer aus deiner Familie, stimmtsSuk? Er sieht so asiatisch aus." Dieser lächelte nur, da er keinen Streit wollte und sah zu Raal, der sie noch ignorierte. ,,Leute, er hört uns nicht wir müssen lauter reden! Oder...er versteht unsere Sprache nicht." Die hintere Reihe die sich etwas größer machte um Raal sehen zu können, fing an zu lachen. Raal, der dabei war sein Pferd zu putzen, sah über den Rücken hinweg zu der Patrouille. ,,Ohu Männer, er hat uns bemerkt." Wieder lachten ein paar. Lächelnd strich er dem Pferd mit der Hand über den Rücken, den Striegel weg legend kam er zu ihnen gelaufen. Suk, der mit ihm gerade eben noch verglichen worden war, tänzelte unruhig auf der Stelle. ,,Suchst du Streit?!", provozierte ihn der Offizier. ,,Ich wüsste nicht warum.", brummte er gelassen und stellte sich vor die Patrouille. Das Lachen verging einigen, als sie ihn genauer betrachteten. Hinter dem Pferd hatte er nicht so kräftig gewirkt. ,,Sieht aber so aus." Raal rückte seinen Gürtel zurecht. ,,Gewiss nicht." Der Offizier sah sich kurz um, bevor er näher an ihn trat. ,,Solltest du auch nicht, könnte böse enden." Wieder lächelte der Assassine. ,,Böse. In wie fern?" Sein undurchdringlicher Blick ruhte auf dem kleinen Franzosen, der sich vor ihm aufgebaut hatte. Dieser wanderte langsam mit der Hand zu seinem Schwert, welches ruhig in der Scheide hing. Seinen Griff verfestigend zog er es so schnell er konnte heraus, wurde aber, kaum setzte er zum Schlag an, entwaffnet. Eine Kraft, mit der er nicht gerechnet hatte, riss ihn von den Füßen. Staub wirbelte auf. Die anderen Soldaten, gar nicht schnell genug um mitzubekommen was passiert war, zogen irritiert die Waffen. Das enthändigte Schwert schwingend, wich er einem Angriff aus. Einen zweiten konterte er und trieb dem Angreifer die Klinge in den Bauch. Zwei der Soldaten flüchteten, ein weiterer versuchte sein Glück und landete kurz darauf durch einen Tritt ebenfalls im Staub. ,,HEY!" Ein anderer Offizier, angelockt durch das Getümmel von Menschen, rief weitere Soldaten. Der Ton zweier zusammen stoßenden Klingen wurde lauter und häufiger, schmerzhafte Schreie wurden ein Ablauf. Wieder rannten zwei davon. Suk, der noch immer völlig unter Schock da stand, starrte Raal an, der jeden einzelnen in eine Ecke beförderte. Erst als sich beide gegenüber standen, fand er zitternd eine Angriffshaltung. Erschrocken schrie er auf als die Klinge seine Finger um ein Haar verfehlte und ihm das Schwert aus der Hand schlug. Rückwärts stolpernd flehte er verschont zu bleiben. Eine Hand legte sich um seine Kehle, die Augen schließend wartete er darauf ebenfalls Schmerz zu erleiten. Gerade als die kalte Klinge seinen Hals streifte, durchbrach ein hoher Schrei die Menge. Raal lies von Suk ab und sah direkt in die Augen Amelias. Entsetzt stolperte sie über die jammernden Soldaten hinweg zu Suk, der an der Wand eines Hauses herabglitt. Sich vor ihn werfend zog sie ihn an sich. Heil froh darüber das er noch unverschont war. Raal, der das Schwert fallen lies, sah die beiden eine Weile an, bevor er in der Menge verschwand.

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⏰ Letzte Aktualisierung: May 03, 2015 ⏰

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