Mit gläsernen Augen beobachtet Rezo, wie Ju sich aus seiner Umarmung windet und mit gekrümmtem Rücken zu seinen Knien schaut. Er muss es ihm sagen. Er hat keine Wahl, sonst bindet sich Rezo noch zu stark an Ju und wird nur noch mehr verletzt. Aber das könnte und würde Ju nicht ansehen wollen, es würde ihn auch zerbrechen, denn auch wenn er es verweigert, hat er Gefühle für Rezo und dazu noch ziemlich starke.
Erst traut sich der Blauhaarige nicht, etwas zu sagen, auch wenn die Stille schreiend bittend übertönt zu werden. Aufgeregt reibt Ju seine Handinnenseiten aneinander. Er bekommt nichts von der Spannung, die im Raum liegt mit, viel zu sehr ist er mit seinen Gedanken und den Gefühlen, die diese auslösen, beschäftigt. Es ist, als wäre er in seiner eigenen kleinen Welt gefangen. Das einzige was er von außerhalb mitbekommt, sind die Knie, die gegen seine drücken. Es ist ein gutes Gefühl, auch wenn er sich dessen nicht ganz im Klaren ist.
"Ju?", fragt Rezo also, um die schmerzende Stille auszulöschen. Doch wie ein Hagel prasselt sie direkt danach wieder auf ihn hinab und zerstört die Hoffnung einer Antwort vollkommen in Rezo. Er will so unbedingt wissen, was mit ihm los ist, warum Ju zum Boden zerstört ist. Vorsichtig hebt er wieder seine Stimme. Er will die angespannte Stille nicht einfach so siegen lassen. "Ju?", dieses Mal ist seine Stimme lauter und ein harscher Nachdruck ist klar und deutlich zu hören.
Mit klopfendem Herzen wird Ju so aus seiner eigenen Gedankenwelt gerissen und unvorbereitet mit Rezos harschem Unterton konfrontiert. Er traut sich nicht etwas zu sagen, dazu hat Rezo ihn viel zu sehr aus der Fassung gerissen. Und dann, schon fast schüchtern, traut er sich doch, einen Blick hoch zu wagen. Ihm fällt es schwer in die traurigen Augen von Rezo zu schauen, aber als er wieder halber in seinen Gedanken gefangen ist, fällt es ihm viel leichter, da er darauf nicht mehr achtet und den Augenkontakt schon fast vergisst.
"Julien, rede mit mir.", hört er wieder seinen Namen, jedoch mit dem entscheidenden Unterschied, dass es sein ganzer ist. Lange wurde er von Rezo nicht mehr mit ganzen Namen genannt. Seine Aufmerksamkeit liegt also wieder bei Rezo. Er fühlt sich schuldig, dass er sich nicht traut, etwas zu sagen, aber es ist auch so schwer, so etwas zu sagen.
Aber plötzlich, als ihm das pochende Herz bis zum Hals steigt und ihn die Überforderung von der Situation so sehr erdrückt, dass er für ein paar Sekunden nicht mehr atmen kann, wagt er etwas, was er sicherlich in allen Fällen danach bereuen wird. Er reißt seine Hände auseinander und stemmt sich auf seinen Knien ab, um sich schwungvoll nach vorne zu beugen und seine Lippen auf Rezos zudrücken.
Ein süßes Gefühl durchströmt seinen Körper und setzt alle Gedanken auf Stillstand, stattdessen kann er tausende an Schmetterlingen wie wild durch seinen Bauch tanzen spüren. Für ein paar Sekunden ist es, als würde die Zeit still stehen und er würde nur das süße Gefühl spüren, das seinen Körper betäubt.
Währenddessen ist Rezo komplett überfordert. Soll er den Kuss erwidern? Wieso überhaupt küsst er ihn? Sein Herz schlägt ihm aus Schock verrückt gegen seine Brust und seine Augen stehen immer noch offen. Er wünschte, er könnte den Kuss genießen, aber viel zu sehr ist er mit den Gedanken beschäftigt, wieso Ju das macht und was Ju dabei durch den Kopf geht. Jedoch überreden die Gefühle in seinem Bauch ihn schnell, seine Augen zu schließen, seine Hand in Jus Nacken zu legen und den Kuss leidenschaftlich zu erwidern, auch wenn sein Kopf immer noch mit genannten Gedanken zu tun hat.
Und wieder spürt Ju dieses beschissene Gefühl. Der bittere Nachgeschmack dieses viel zu süßen Kusses. Aber einfach zu bitter, um es ignorieren zu können. Aber auch zu süß, um jetzt von Rezo abzulassen. Es ist ein Kampf mit ihm selbst, den er immer weiter droht zu verlieren. Ein Kampf mit der Vorstellung, dieses Gefühl bis in die Zukunft spüren zu müssen. Das Gefühl, das ihn für all seine romantischen Gedanken gegenüber Rezo verspottet und bis in den Boden verachtet. Ein Gefühl, das sich anfühlt, als wäre er nichts wert, als wäre er der Alptraum jeder Vorstellungen.
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bittersüß - juzo
Fanfiction"Und wieder spürt Ju dieses beschissene Gefühl. Der bittere Nachgeschmack dieses viel zu süßen Kusses. Aber einfach zu bitter, um es ignorieren zu können. Aber auch zu süß, um jetzt von Rezo abzulassen. Es ist ein Kampf mit ihm selbst, den er immer...