wie ein dicke decke

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Nervös rutscht Rezo weiter in die Couch, während er konzentriert an seinen Fingern überschüssige Haut weg knubbelt. Er hat Angst, dass wenn Ju zurück kommt, er ihn weiter ausfragt. Vielleicht sollte er ja jetzt schon mal gehen, dass es nicht passiert? Einfach aus der Tür raus?

Direkt in diesem Moment hört er Juliens Schritte auf dem Boden in seine Richtung gehen und noch mehr Spannung breitet sich in seinem Körper aus. Er hat höllische Angst. Vorsichtig hebt er seine Augen von seinen Fingern zu Julien der sich jetzt wieder auf die Couch fallen lässt. Wird er ihn jetzt fragen? Wird Rezo jetzt alles gestehen müssen

"Hier, bitte sehr.", atmet Ju laut aus und drückt Rezo ein Glas Wasser in die Hand. Aber dieses Wort, das von seinen Lippen kommt, klingt nicht mal halbwegs so ernst oder konfrontierend, wie Rezo erwartet hatte. Es ist einfach nur ein leises 'hier, bitte sehr'. Wie so oft spürt Rezo wieder, wieso er Julien so sehr mag und eine bekannte Wärme breitet sich wie ein Lauffeuer in ihm aus.

Dankend nimmt er ihm also das kühle Glas ab und schüttet sich etwas der frischen Flüssigkeit seinen trockenen Hals hinunter. Währenddessen liegen Juliens Augen wie Magneten an Rezo und mustern jede noch so kleine Regung in seinem Gesicht. Wieso ist er in der letzten Zeit so besessen von Rezo, kann er den Mann den nicht einfach in Ruhe trinken lassen? Aber er muss ihn wirklich fragen was los ist. Allein schon der Gedanke, dass ihn etwas bedrückt, lässt Juliens Herz in sich zusammen ziehen.

Vorsichtig dreht Julien sein Körper ganz zu dem Blauhaarigen und macht sich innerlich auf das Gespräch bereit. Ob Rezo es ihm verzeihen wird, dass er ihn immer weiter wegen des Themas durchlöchert?

Als Rezo das Glas wieder weggestellt und beobachten kann, wie Julien sich zu ihm dreht und dabei nicht gerade ganz so gelassen wie zuvor scheint, weiß er sofort was ihn erwartet. Ein mulmiges Gefühl breitet sich ihn ihm aus und ersetzt die gerade noch so erfüllende Wärme in Sekunden. Was soll er denn sagen? Er braucht ganz schnell irgendein anderes Problem, dass er haben könnte und damit Julien anlügen könnte.

"Rezo, ich will nicht dass du dich bedrängt fühlst, aber kannst du mir bitte sagen ob alles okay ist?", fragt Julien mit einer mitleidigen und sanften Stimme, während seine Augen an Rezo hoch und runter laufen. Er hat Angst, dass er gewisse Grenzen überschreitet.

Überall in Rezo breitet sich ein unwohles Gefühl aus, seine Hände und Füße kribbeln, eine scharfe Gänsehaut liegt wie kaltes Eisen auf seinem Rücken und seine Bauch tut weh, als hätte ihm jemand mit voller Kraft dorthin getreten. Er fühlt sich ganz falsch am Platz. Er will Julien nicht antwortet, auch nicht wann anders, er will das Thema gar nie ansprechen.

Aber trotzdem hebt er seinen Kopf auf Juliens Augenhöhe und zieht sich ein leichtes Lächeln ins Gesicht, um den Anschein vom Glücklich sein zu bewahren, während er mühsam den Augenkontakt zu Ju hält. Aber er fühlt wie die Fassade nicht gerade stark und undurchdringlich ist, vor allem nicht für Ju. Ju könnte ihn wahrscheinlich nur in Sekunden brechen und dazu bringen, dass Rezo alles ausplaudern würde, Julien müsste nur wissen, dass er überhaupt diese Fähigkeit hat und wie er es am Besten machen müsste.

"Nur Stress wegen dem Job und so. Du weißt schon das übliche.", presst Rezo gelassen hinter seinem fake Lächeln heraus, während er den aufkommenden Drang von Tränenflüssigkeit, die sich bilden will, spürt und mit aller Kraft versucht zurück zu halten. Ein bisschen scheint seine Fassade aufrecht zu bleiben, da Julien zuerst aussieht als würde er es abkaufen, zumindest für die nächsten paar Sekunden.

Doch da verschwimmt langsam das Bild vor Rezos Augen, als würde eine dünne Schicht Wasser auf seinem Augapfel liegen, und mindestens jetzt muss Julien Rezo durchschaut haben. Seine Augen fangen an zu tränen und seine Atmung wird schwerer. Er darf jetzt nicht weinen, vor allem nicht vor Ju. Vor allem nicht vor seinem Crush. Rezo senkt seinen Blick zu seinen zitternden Händen und bereut sofort auch nur etwas gesagt zu haben. Hätte er doch nur seinen Mund gehalten.

bittersüß - juzoWhere stories live. Discover now