Als sie am Morgen gemeinsam beim Frühstück saßen, kam Sumi nicht daran vorbei zu bemerken, dass Jisung nicht ein Wort sagte. Generell schien er immer stiller zu werden, je länger er im Hauptquartier war.
Sobald das Frühstück durch war, zog sie ihn bei erster Gelegenheit beiseite.
"Ist alles in Ordnung?", fragte sie ihn besorgt.
"Ja, alles super", meinte er. "Wieso? Ist wieder etwas vorgefallen?"
"Nein, ich habe nur bemerkt, dass du ruhig bist und dachte, ich frage mal nach, ob wirklich alles in Ordnung ist", gestand sie.
"Ich schätze ich fühle mich einfach überfordert", gab er zu. "Ihr seid alle so lange ein Team und kennt euch super, aber ich bin der Neue. Ich kenne Hyunjin gut, dich ein wenig und die anderen noch so gut wie gar nicht. Jetzt den ganzen Tag hier zwischen euch zu sein ist wohl noch ein bisschen ungewohnt. Und ehrlich gesagt würde ich einfach gerne raus gehen, einen Spaziergang machen und das Leben genießen ohne hinter jeder Ecke den Tod zu befürchten. Stattdessen gehe ich gar nicht mehr raus, weil hinter jeder Ecke tatsächlich der Tod auf mich warten könnte."
"Weißt du was", sagte Sumi entschlossen. "Warum kommst du heute nicht mit zum Training und verbringst die Zeit mit Hyunjin und mir und heute Abend gehen wir drei aus."
"Können wir das denn?", fragte Jisung und Sumi sah die Hoffnung in seinen Augen.
"Natürlich", überlegte sie. "Du solltest nur vorerst nicht allein durch die Gegend wandern, aber warum solltest du nicht mit jemandem von uns raus dürfen? Du stehst unter unserem Schutz, nicht in unserer Gefangenschaft. Abgesehen davon müssen wir früher oder später ohnehin raus, es sei denn, du willst für immer die Klamotten von Hyunjin tragen."
"Auf keinen Fall", erwiderte er sofort. "Ich liebe ihn, aber sein Style ist so gar nicht meiner und irgendwie sieht alles von ihm an mir viel zu groß aus."
"Dann lass uns heute Abend shoppen gehen", beschloss sie. "Wenn wir planen auswärts zu essen, können wir auch früher los und haben sicher noch Zeit für einen Spaziergang."
"Danke, Sumi!", sagte Jisung aufgeregt.
"Lass uns Hyunjin von unserem Plan erzählen", sagte sie und machte sich mit Jisung auf den Weg in den Keller.
Als sie den Trainingsraum betraten, wärmte Hyunjin sich bereits auf.
"Schaust du heute zu?", fragte Hyunjin Jisung, sobald er die beiden bemerkt hatte. "Oder willst du vielleicht sogar mitmachen?"
"Ich schaue zu", platzte es sofort aus Jisung heraus und er hob abwehrend die Hände. "Ich bezweifle stark, dass ich gut im Tanzen bin."
"Oh bitte mach mit", seufzte Sumi. "Dann bin ich nicht der einzige Versager hier, wenn es ums Tanzen geht."
"Keine Chance", schmunzelte Jisung.
"Dann genieß die Show", grinste Hyunjin. "Aber wenn du meine Schülerin auslachst, machst du mit."
Jisung nickte und setzte sich an die Seite.
"Jinnie", sagte Sumi. "Wir wollen heute Abend auswärts essen und shoppen gehen, damit Jisung eigene Kleidung hat."
"Sehr schön, dann krieg ich meine Sachen wieder", sagte Hyunjin und hielt einen Daumen nach oben.
"Du kommst mit, oder?", fragte Sumi.
"Ich kann leider nicht", seufzte Hyunjin. "Chan hat mich eben gebeten Minho heute Abend abzulösen."
"Oh", war alles, was Sumi hervorbrachte. Sie sah Jisung traurig an.
Er tat ihr leid. Jetzt hatte sie ihm Hoffnung gemacht und diese direkt wieder in den Boden gestampft.
"Wollen wir anfangen?", fragte Hyunjin und Sumi nickte leicht.
Jisung sah den beiden zu und je mehr er sah, desto weniger verstand er, wieso Hyunjin ihn gewarnt hatte nicht zu lachen. Sumi war gut. Viel besser, als er nach all ihren Kommentaren erwartet hätte.
Natürlich war Hyunjin um einiges besser, aber er tanzte schließlich schon so lange wie Jisung ihn kannte. Sumi hingegen tanzte seit einem Tag und Jisung musste sich eingestehen, dass er auf sie reinfallen würde, wäre er Ji Bogum.
"Hast du alleine trainiert?", fragte Hyunjin Sumi.
"Nein", sagte Sumi. "Ich konnte mich kaum noch rühren."
"Du bist heute um einiges besser als gestern", erklärte Hyunjin ihr. "Wenn du in dem Tempo weiter lernst, kannst du wahrscheinlich los, sobald Jeongin und Felix wieder Herr über die Lage sind."
"Wirklich?", fragte Sumi aufgeregt und lächelte.
Jisung kam nicht umhin sie in dieser Situation süß zu finden.
Er sah ihnen weiter zu und je mehr er Sumi beobachtete, desto mehr schien er in ihren Bann gezogen zu werden.
Sie war nicht herausragend, doch sie war gut. Die Tatsache, dass sie nicht einmal wusste, welche Wirkung sie damit auf Männer haben könnte, machte die Sache auch nicht besser für ihn. Ganz im Gegenteil, da sie sonst stets so viel Selbstbewusstsein ausstrahlte, zog ihn diese neue Seite an ihr nur noch mehr an. Zu sehen welche Naivität sie mit sich brachte, faszinierte ihn.
Was ihn jedoch noch mehr interessierte war die Tatsache, dass sie ihr Training durchzog, obwohl sie selbst nicht wusste, dass sie gut war.
Die Passion, die sie in ihren Job steckte, war wirklich bemerkenswert.
Bis die beiden ihr Training beendeten, hatte niemand von ihnen wirklich bemerkt, wie viel Zeit vergangen war. Hyunjin und Sumi gesellten sich zu Jisung und tranken Wasser.
"Das war gut", sagte Hyunjin. "Was meinst du Jisung?"
"Total gut", bestätigte Jisung und Sumi verschluckte sich an ihrem Wasser.
Da sie nicht aufhörte zu husten, klopfte ihr Hyunjin auf den Rücken.
"Atmen, Sumi", meinte er und konnte sich ein Lachen nicht verkneifen. "Du wirst schon ganz rot, atme endlich wieder richtig."
Sumi bezweifelte stark, dass ihre Gesichtsfarbe im Zusammenhang mit dem Sauerstoffmangel und Husten hing, doch das war ein Thema, das sie nicht plante anzusprechen.
Als sie sich beruhigte, mied sie jeglichen Augenkontakt mit Jisung.
"Tut mir wirklich leid, dass ich euch heute Abend nicht begleiten kann", sagte Hyunjin. "Aber ihr werdet sicher auch ohne mich Spaß haben. Ich muss langsam los."
"Ohne dich?", fragte Sumi mit großen Augen.
"Komm schon, Sumi", lachte Hyunjin und machte sich auf den Weg zur Tür. "Ihr werdet doch wohl alleine shoppen gehen können, oder nicht?"
Und damit verschwand er aus der Tür und ließ Sumi perplex mit Jisung alleine.
"Wo er Recht hat, hat er Recht", sagte Jisung und Sumi sah ihn zum ersten Mal seit ihrem Husten an. "Oder fühlst du dich unwohl, wenn wir alleine gehen?"
"Nein, gar nicht", meinte Sumi und sah schnellstmöglich wieder weg.
Sie verstand selbst nicht, was mit ihr los war. Sie hatte schon so viele Dinge getan und erlebt, aber aus irgendeinem Grund war sie nervös bei dem Gedanken mit Jisung alleine Zeit zu verbringen.
"Dann würde ich sagen, wir starten, sobald du Zeit hast", sagte Jisung und klatschte aufgeregt in die Hände.
"Ich gehe mich fertig machen", stimmte Sumi zu.
"Jetzt schon? Hast du nichts mehr zu tun?", fragte Jisung.
"Nein, aber ich würde gerne duschen und das Outfit wechseln, bevor wir starten", erklärte sie. "Sagen wir so in einer Stunde?"
"Deal!" Jisung strahlte über das ganze Gesicht und Sumi konnte nicht anders als sich mit ihm zu freuen. Sämtliche Nervosität war vergessen, als sie seine Freude sah.
(A/N) 1098 Worte
Ein paar ruhige Kapitel, bevor sich unsere Streuner wieder ins Chaos begeben :)
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Tomorrow // SKZ Han Jisung
Fanfiction"Warum sagst du eigentlich immer bis morgen?" "Weil bis bald nichts bedeutet. Bis morgen hingegen bedeutet, dass es einen neuen Tag geben wird, an dem wir atmen." Lee Sumi ist eine junge Geheimagentin, die nie über den Tod ihrer Eltern hinweg kam. S...