"Du hast dich verändert", sagte Seunghyun, als er und Sumi gerade in dem Café angekommen waren und auf den bestellten Kaffee warteten. Seunghyun hatte sich zugleich Mittagessen bestellt.
"Habe ich das?", fragte Sumi und sah ihn mit gerunzelter Stirn an.
"Ich denke schon", überlegte er.
"In wie fern?"
"Du hast dich immer nur für deine Freunde interessiert", erklärte er. "Und wenn man dich doch mal alleine angetroffen hat, warst du immer kurz angebunden, schlecht gelaunt oder aber dein über fürsorglicher Langhaaraffe von einem Freund kam sofort angebraust um dich abzuholen. Wenn ich genau darüber nachdenke, ist es beinahe schon ein Wunder, dass er jetzt, wo du zugestimmt hast Kaffee zu trinken, nicht auftaucht um dich zu holen."
"Wie hat er mich gerade genannt?", fragte Hyunjin, der gerade mit Minho in Seunghyuns Büro schlich um dort alles zu verwanzen.
"Weißt du", erwiderte Sumi. "Vielleicht habe ich bisher nie zugestimmt, weil du so über meinen besten Freund sprichst. Wenn du vor mir schon so über ihn sprichst, was denkst du dann erst über ihn?"
Als Seunghyun nichts sagte, fuhr sie fort, die eigentliche Mission rückte in Vergessenheit, ihr Ziel ihn raus zu locken war ohnehin erreicht.
"Wie kann ich guten Gewissens mit jemandem ausgehen, der so über meine Freunde spricht? Hyunjin ist meine Familie, auch wenn das für Außenstehende schwer zu verstehen sein mag. Wie kann ich zulassen Gefühle für jemanden zu entwickeln, der so von meiner Familie denkt?"
"Sumi, Liebstes", sagte Seunghyun zuckersüß und Sumi musste sich zusammenreißen, damit sie nicht quer über den Tisch erbricht. "Du kannst doch aber nicht erwarten, dass jeder Mann, der an dir interessiert ist, auch gleich auf beste Freunde mit deinen Freunden macht."
"Das kann ich wahrlich nicht", gab sie zu. "Aber ich kann wenigstens erwarten, dass man mir so viel Respekt entgegen bringt, dass man keine Steine zwischen mich und die Menschen wirft, die mir wichtig sind. Sollte das nicht das Mindeste sein?"
So sehr Seunghyun versuchte etwas zu sagen, er wusste nicht was. Und so saß Sumi nun ein übergroßer Fisch gegenüber, der nur nach Luft schnappte.
Sumi dachte an Jisung, der bereits Hyunjins bester Freund war und sich auch mit den anderen gut verstand und ihr Herz erwärmte sich.
"Allerdings wäre es umso schöner, wenn mein zukünftiger Partner sich super mit allen verstehen würde", fügte sie lächelnd hinzu, während sie in Gedanken bei Jisung war.
"Es tut mir Leid", sagte Seunghyun. "Ich habe nicht nachgedacht. Ich hätte das nicht sagen sollen. Es ist nur wirklich frustrierend, wenn man dir so lange nachläuft und sie einen immer wieder von dir abblocken."
"Frag dich mal, warum", knurrte Felix am anderen Ende der Stadt.
"Ich frage mich, warum das so ist", schmunzelte Sumi zeitgleich.
"Wow, die Magie zwischen euch", grinste Seungmin.
"Ich dachte Sumi kann uns nicht hören?", überlegte Jisung.
"Kann sie auch nicht, Seunghyun würde einen Ohrstöpsel sofort erkennen. Wir können sie hören, aber sie uns nicht. Das war die Magie von Geschwistern", erklärte Jeongin.
Die Bedienung brachte Sumi und Seunghyun ihre Bestellung, was Seunghyun als seine Chance betrachtete das Thema zu wechseln.
"Willst du wirklich nichts essen?", fragte er. "Ich fühle mich wie ein Monster, wenn ich dir etwas vorkaue."
Wenn alles, was sie vermutete sich bewahrheiten würde, wäre er aus ganz anderen Gründen ein noch viel größeres Monster, so viel war Sumi klar, doch das durfte sie ihm unter keinen Umständen bereits an den Kopf knallen. Also sammelte sie sich, bevor sie lächelte.
"Wie gesagt, ich bin heute dran mit kochen", erklärte sie. "Wie kann ich sie glauben lassen, das mein Essen nicht vergiftet ist und sogar schmeckt, wenn ich selbst nichts davon esse? Und das wäre der Fall, wenn ich mir jetzt bereits den Bauch vollschlagen würde."
"Ich verstehe", sagte Seunghyun und die Enttäuschung in seiner Stimme war nicht zu überhören. "Stört es dich denn, wenn ich esse?"
"Nur zu", erwiderte Sumi. "Lass dich von mir nicht von deinem Mittagessen abhalten."
"Wir sollten bald mal zusammen essen", überlegte Seunghyun. "Versteh mich nicht falsch, das hier ist toll, ich nehme was ich kriegen kann um Zeit mit dir zu verbringen, aber ich würde gerne einmal richtig mit dir ausgehen, damit auch du Spaß haben und sehen kannst, dass ich gar kein so schlechter Kerl bin."
Sumi verschluckte sich beinahe an ihrem Kaffee, als sie diese Worte hörte. Doch sie hatte keine Ahnung, das weit entfernt Jisung sich ebenfalls verschluckt hatte.
"Ich...", stammelte sie. Sie hatte keine Ahnung, wie sie aus der Nummer kommen sollte ohne zu lügen oder ihm mitzuteilen, dass sie ihn für einen Idioten hielt.
Wie aufs Stichwort klingelte ihr Handy und unterbrach die unangenehme Situation.
"Oh, entschuldige, da muss ich rangehen", sagte Sumi und nahm den Anruf von Chan entgegen.
"Es hat alles geklappt", informierte Chan sie. "Die beiden sind raus und haben alles erledigen können. Ab jetzt kannst du ihn ins Schwitzen bringen, aber denk dran, du bist nur an dem Fall Jisung dran, nicht an Seunghyun. Wir werden sehen, wie er reagiert und entscheiden, ob er weiter ein Verdächtiger bleibt oder nicht."
"Verstanden", sagte Sumi. "Danke, dass du die Butter schon besorgt hast, aber sag mal, muss man Fisch wirklich vorsichtig ausweiden? Kann ich den nicht einfach wild zerhacken? Merkt dann doch keiner, ob die Innereien noch drin sind oder nicht."
"Sumi", warnte Chan. "Halt dich an den Plan, lass Seunghyun nicht wissen, das du ihn im Visier hast."
"Okay", seufzte Sumi. "Warum sollte man es sich auch leicht machen können, wenn es kompliziert geht."
Sie beendete den Anruf und entschuldigte sich bei Seunghyun für die Unterbrechung.
"Bereitest du das erste Mal Fisch zu?", fragte er perplex.
"Naja", grinste sie unschuldig. "Wie soll ich's sagen? Ich hab nicht umsonst gesagt, dass ich ihnen nichts anbieten kann, was ich nicht selbst gekostet habe."
"Du kochst nicht wirklich oft, nehme ich an?"
"Chan hält mich immer davon ab, ich weiß auch nicht, wieso", meinte Sumi und zuckte mit der Schulter.
"Ich glaube so langsam verstehe ich deine Freunde etwas besser", murmelte Seunghyun.
"Wirklich?", fragte Sumi. "Das freut mich! Soll ich dir eine Portion von dem Essen bringen lassen? Du könntest sie abends einfach warm machen."
"Ich glaube ich hatte heute Abend einen wichtigen Termin auswärts", erwiderte Seunghyun und Sumi erkannte die Lüge sofort. Genau deshalb vermied sie es ihn anzulügen, denn er würde es ebenso erkennen.
Und so war sie fest entschlossen an diesem Tag Fisch zu kochen. Nur das sie eigentlich gut kochen konnte, es in der Tat jedoch selten tat. Aber im Grunde hatte sie ja auch nie wirklich vom zerstückeln des Fisches gesprochen sondern von Seunghyun.
Wie sagte man so schön, um eine Lüge nicht auffliegen zu lassen sollte man immer eine gute Prise Wahrheit darin unterbringen.
"Die Zeit neigt sich dem Ende", stellte Seunghyun fest. "Ich muss langsam zurück ins Büro."
"Ist es schon so spät?" fragte Sumi. "Dann nichts wie auf, ich muss noch kochen."
Sie bezahlten und machten sich auf den Rückweg.
"Wie läuft die Arbeit so bei dir?", fragte Sumi und hoffte, er würde sich zeitnah auch bei ihr erkundigen.
"Viel Papierkram aktuell und wenig Action, aber genau so mag ich es am Liebsten", erklärte er. "Und bei dir? Genug Action für deinen Geschmack?"
"Schön wärs", grummelte sie. "Ich stecke gerade fest, deshalb wünschte ich, die nette Empfangsdame weint weniger meinem Bruder nach und erledigt ihren Job etwas effektiver, wenn meiner von ihr abhängig ist."
"Wofür brauchst du denn so dringend eine Zugangserlaubnis?", erkundigte sich Seunghyun und endlich wusste Sumi, das sie ihn genau dort hatte, wo sie ihn haben wollte. In der Falle. "Bei deinem Rang hast du doch eine Einsichtserlaubnis für beinahe alles und wenn nicht du, dann dein Teamleiter."
"Auf alles bis auf die unsichtbaren Akten", stimmte Sumi zu.
"Du hast einen Fall bei dem du Akten brauchst, die bewusst versteckt werden?", fragte Seunghyun. "Das muss ja etwas riesiges sein."
"Wenn ich das nur wüsste", seufzte sie. "Aber es wäre die einzige Erklärung. Die Akten müssen versteckt sein, weil etwas größeres dahinter steckt. Etwas, das die nationale Sicherheit gefährdet."
"Wow, Lee Sumi", staunte er. "Du hast es wirklich geschafft! Du hast einen Fall, der die meiste Action verspricht!"
"Und du hast deine Rolle darin gespielt, ohne es zu wissen", grinste Sumi.
"Hm?"
"Versprichst du mir, dass es unter uns bleibt?", fragte Sumi. "Du weißt, wenn ich richtig liege und es um die nationale Sicherheit geht, darf ich eigentlich nicht einmal mit dir darüber sprechen..."
"Sumi", sagte Seunghyun und strahlte heller als eine Glühbirne. "Wenn du mir so sehr vertraust, dass du mir davon erzählen willst, wäre ich bescheuert dieses Versprechen nicht einzugehen! Dein Vertrauen ist das kostbarste Geschenk auf dieser Welt."
Obwohl Sumi sich fühlte, als würde sie erneut beinahe brechen, konnte sie nicht aufhören sich zu freuen. Jetzt war der Moment gekommen, auf den sie so gespannt gewartet hatte. Wie würde er reagieren? War er ein Verräter oder einfach nur ein Dummkopf?
"Vielleicht erinnerst du dich ja an den Fall", sagte Sumi und sah ihn endlich direkt an, während sie die Straße entlang gingen. "Die Nacht, in der wir uns im Supermarkt getroffen haben und der süße Kerl auf der Straße verprügelt wurde."
Seunghyun blieb abrupt stehen und starrte sie an. Für einen Moment spiegelte sich pures Entsetzen in seinen Augen wider, doch er fing sich schnell wieder und tat es ab.
"Ich erinnere mich, das ist die Nacht, in der ich deine Eisvorlieben entdeckt habe, richtig?", fragte er.
Sumi nickte lächelnd, doch im Grunde war ihr speiübel. Er war ein Verräter. Und sie durfte nichts tun, was ihn wissen ließe, das sie es durchschaut hatte.
"Genau", sagte sie. "Wir sind in einem Fall auf einen der beiden Verbrecher gestoßen, die in der Nacht anwesend waren. Also wollte ich die Akte erneut einsehen. Doch sie ist nicht da."
In seinen Augen war alles, was sie brauchte um sich sicher zu sein.
Dieser Moment in dem er begriff, das sie früher oder später verstehen würde, das er Mist gebaut hatte. Aber auch dieser Moment in dem er darüber nachdachte, wie er sie weiter täuschen könnte. Sie sah all diese Momente in dem Bruchteil einer Sekunde in seinen Augen.
"Ist das nicht aufregend?", fragte sie zuckersüß. "Ein Fall in dem wir beide anwesend waren, eine Akte die du geschrieben hast, Kontaktdaten, welche du aufgenommen hast und die ich in einem ganz anderen Fall erneut brauche. Etwas großes geht da vor sich und wir beide stehen für immer in diesen Papieren. Hättest du dir träumen lassen, das ein so unschuldiges Treffen in einem Supermarkt unsere Schicksale so verändern würde? Ich nicht, aber wenn ich nur daran denke, kribbelt alles in mir!"
"Es ist...", begann er, "in der Tat aufregend."
"Wenn ich den Fall löse, lade ich dich auf das Essen ein, das du mit mir haben wolltest!", erklärte Sumi. "Bis dahin muss ich alles darein stecken diesen Fall zu lösen und diesen Jungen im Auge behalten, den sie angreifen wollten. Ich glaube, er wird mein Leben verändern!"
Die letzten Worte sagte Sumi in dem Bewusstsein, das Jisung ihr genau zuhörte. Denn in den letzten Minuten hatte sie eines verstanden.
Sie würde ihn beschützen, koste es, was es wolle. Das war klar.
Doch die neuste Erkenntnis, die sie hatte, war die Tatsache, dass sie ihn nicht nur beschützte, weil es ihr Job war oder weil er ein Teil der Familie geworden war.
Wenn sie jemals mit jemandem auf die Art von Dates gehen würde, von denen Seunghyun gesprochen hatte, dann wäre es er.
Ihr wurde bewusst, das sie, Lee Sumi völlig hoffnungslos verknallt in Han Jisung war.
"Ich...", sagte Seunghyun, "...wünsche dir viel Glück dabei, Sumi."
Alles in ihr wollte ihn auseinander reißen. Sie wusste, das diese Worte anders gemeint waren, als sie wirken sollten. Und genau deshalb stellte sie sich vor, wie sie ihn in Stücke reißt.
Als sie nicht reagierte, schien Chan die Gefahr zu wittern, die von ihr ausging. Die Gefahr, die die Mission gefährden würde. Denn augenblicklich klingelte ihr Telefon erneut.
"Entschuldige", sagte Sumi und nahm den Anruf entgegen. "Ja?"
"Komm sofort zurück", sagte Chan streng. "Egal was er jetzt tut, wir werden es wissen, also komm zurück, bevor du etwas unüberlegtes tust. Vielleicht finden wir so auch raus, wo die Akten wirklich hin sind."
"Verstanden, ich komme sofort", sagte Sumi und legte auf.
"Du musst los?", fragte Seunghyun und die Erleichterung, die kurz in seinen Gesichtszügen und Augen aufflackerte war nicht zu übersehen.
"Leider ja", seufzte Sumi. "Ich denke ich suche ein anderes Mal nach den Akten. Vielleicht ist es ja gut so, so hat die Dame mehr Zeit zu realisieren, dass ich nicht meinen Bruder date."
"Viel Glück", sagte Seunghyun. "Und wenn du jemanden brauchst, mit dem du über den Fall reden kannst, sag bescheid, ich bin da."
"Danke", erwiderte Sumi und verabschiedete sich.
In Windeseile raste sie zu ihrem Auto, sprang hinein und raste los, dem Hauptquartier entgegen.
"Dieser kleine dreifach durchgeknotete Rattenschwanz von einem Kerl!", wetterte sie die Fahrt über. "Was glaubt er eigentlich, wer er ist? Mit ihm über den Fall reden? Damit er weiß, wie nahe ich ihm auf der Schliche bin? Sicher nicht! Oh Gnade ihm Gott, wenn ich rausfinde, dass er darin verwickelt. Nicht einmal der Himmel kann ihm noch beistehen, wenn er auch nur davon wusste, das Jisung Schaden zugefügt werden sollte - geschweige denn das er seine Finger da drin hat."
Sumi hatte sich so in Rage geredet, das sie nicht mehr auf dem Schirm hatte, das Jisung alles hörte.
Und sein Herz hüpfte wie wild vor positiver Aufregung, während ihres vor Wut in ihrer Brust hämmerte. Doch so unterschiedlich der Beweggrund auch war, ihre Herzen schlugen im selben Takt.
"Mir ist sowas von egal, wer alles dahinter steckt, sicher ist nur, das jeder einzelne es für immer bereuen wird, sobald ich ihn in meinen Fingern habe. Wie können sie es wagen jemandem wie Jisung wehtun zu wollen? Jemand so unschuldigem und reinem auch nur ein Haar krümmen zu wollen gleicht Hochverrat an der Menschheit."
Und damit war die Rage gebrochen und pure Verzweiflung machte sich in Sumi breit.
"Was soll ich tun?", überlegte sie den Tränen nahe. "Ich kann ihn nicht für immer in dem Haus einsperren. Was, wenn er gehen will? Soll ich ihn fesseln? Das würde ihn brechen! Aber ich kann ihn auch nicht gehen lassen, wenn jemand von solch einem Kaliber hinter ihm her ist! Sein Tod würde mich brechen! Ich will mir kein Leben mehr vorstellen, in dem er nicht vorkommt. Ich will keine Welt, auf der er nicht existiert. Egal was passiert, er muss glücklich werden!"
Sie kam vor dem Hauptquartier an und parkte das Auto. Als sie zur Tür ging, ahnte sie noch immer nichts davon, das jeder einzelne Bewohner des Hauses ihre Tirade gehört hatte. Auch der Hauptcharakter ihrer Rede.
(A/N) 2357 Worte
DU LIEST GERADE
Tomorrow // SKZ Han Jisung
Fanfiction"Warum sagst du eigentlich immer bis morgen?" "Weil bis bald nichts bedeutet. Bis morgen hingegen bedeutet, dass es einen neuen Tag geben wird, an dem wir atmen." Lee Sumi ist eine junge Geheimagentin, die nie über den Tod ihrer Eltern hinweg kam. S...