stranger in the alps || kurzgeschichten

smoke signals

Ella hatte schon immer Ausschau nach Keith gehalten. Zwar war ihr das nie so wirklich klar, aber manchmal in diesen besonderen Momenten, in denen sie eigentlich nichts als Glück empfand, spürte sie dieses Ziehen in ihrem Magen, dass nach etwas verlangte.

Sie wusste allerdings nie so wirklich was oder wer ihr fehlte und das lies sie verzweifeln. Es war als würde sie ihre Seele mit Glück füttern und diese würde das Glück immer wieder ausspucken, weil sie etwas anderes brauchte.

Dadurch, dass Ella schon immer lieber las als sich mit Menschen zu unterhalten, hatte sie auch noch nicht verlernt zu träumen und sich von der Fantasie wegtragen zu lassen. Ihrer Verzweiflung und Fantasie war es zu verdanken, dass sie anfing öfters kleine Feuer in dem Wald, hinter ihrem Haus, anzuzünden und nutzte das Feuer um Rauchsignale zu machen. Die Hoffnung, dass das Verlangte diese Rauchsignale sehen und zu ihr kommen würde war so groß und doch brachte es nichts. Oder sie dachte zu mindestens, dass es nichts brachte.

Zurückblickend musste sie oft darüber nachdenken, dass der Rauch sehr oft, ja eigentlich immer, in Richtung Norden verschwand.

Als Ella's Blick sich dann zum ersten Mal auf Keith legte, wusste sie dann endlich was oder besser gesagt wer ihr Herz verlangte.

Die beiden trafen zum ersten Mal aufeinander, als Ella zusammen mit ihren Eltern an der Nordsee Urlaub machte. Vielleicht war es etwas bedenklich, dass eine 25-jährige Frau noch Urlaub mit ihren Eltern machte, aber als eine Studentin hatte man nun mal nicht so viel Geld übrig, dass man sich einen Urlaub leisten konnte und so schlimm waren Ellas Eltern nun auch nicht.

Am frühen Nachmittag hatte sie ihre Eltern auf den Fischmarkt begleitet, welcher sich direkt im Hafen befand. Der Gestank nach Fisch und Meeresfrüchten bahnte sich einen Weg in ihre Nase und am liebsten hätte sie sich diese zugehalten, aber sie wollte auch nicht unhöflich wirken.

Gerade als sie sich runterbücken wollte, um eine kleine schwarze Katze, welche vergeblich auf frischen Fisch hoffte, zu streicheln, rempelte ein junger Mann, welcher sie nicht gesehen hatte, da er drei aufeinander gestapelte Kisten trug, sie an und der Inhalt der Kisten ergoss sich über sie.

Zwar war der Gestank vorhin schon kaum auszuhalten, doch jetzt wo sie mit Nordseekrabben und Miesmuscheln begossen war, tat ihr die Nase regelrecht schon weh, wegen des Geruches. ,,Oh man, das tut mir so leid", sagte der Auslöser, für die unangenehme Situation, fluchend. Mit einem gequälten Lächeln antwortete Ella: ,,Schon gut, das gehört halt zu den Risiken, die man eingeht, wenn man einen Markt besucht."

Nach dem sie vergebens versucht hatte ihr braunes Kleid mit den Händen wenigstens etwas sauber zu machen, blickte sie endlich in das Gesicht des fremden Mannes. Keith war nicht der Typ Mann den man in Modezeitschriften fand, doch das fand Ella gar nicht schlimm. Die meisten Models waren eh Lügner, wenn es um ihr perfektes Aussehen ging und Ella hatte schon immer eine Schwäche für Menschen, die die Wahrheiten aussprechen und auch leben. Keiths braune Haare waren so lang, dass sie fast seine Schulter berührten, seine Augenbrauen dick und seine Nase war etwas schief, was darauf hindeutete, dass sie schon einmal gebrochen war. Seine Haut war extrem blass und ihr viel direkt auf, dass eines seiner Augen nur halb offen war. Er war schlank und sah nicht besonders muskulös aus.

Wie schon erwähnt sah er nicht perfekt aus, aber Ella hatte direkt das Gefühl, als wäre seine Gestalt eine menschliche Kopie ihrer Seele.

Ein entschuldigendes Lächeln lag auf Keith's Lippen und sie fragte sich direkt, ob er das Selbe fühlte wie sie. Sie hoffte inständig, dass auch sie eine menschliche Kopie seiner Seele war.

Wie sich herausstellte war sie nicht die menschliche Kopie von Keith's Seele. Nein, in kurzen dunklen Nächte, in denen man nur das rauschen der Wellen hörte, flößte Keith seine Seele in ihren Körper und sie flößte ihre in seinen Körper. Wenn sie sich im Spiegel betrachtete , sah nicht nur sich, sondern irgendwie auch ihn und wenn sie ihn dabei beobachtete, wie er seiner Mutter beim Kochen half, sah sie ein Stückweit auch sich beim Kochen zu.