48 - Audrey

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Nun standen sie da, versammelt in der Mitte, umzingelt von einem ganzen Trupp an Golems, die bereits voller Vorfreude darauf warteten, sie alle in Stücke zu reißen und zu verzehren. Es waren mehr Golems als sie im Team an Mitglieder hatten. Lange würden sie definitiv nicht satt werden. Es sei denn die Viecher hatten kleine Mägen - hatten sie überhaupt Mägen?
"Da ich gerade überhaupt nicht mehr durchblicke, kann mich bitte mal jemand aufklären, was hier passiert?!", fragte Bomby in die Runde und sah sich panisch um. Diese Monster waren so viel größer als er! Natürlich, sie waren doch immer größer. Manche waren eher Drahks Größe, andere dafür ein wenig kleiner als Steven.
"Dafür haben wir jetzt keine Zeit. Kyu, schnapp dir deinen Blaster und schlüpf in deine Uniform!", forderte Steven seinen großen Bruder auf und schnippte in seine Richtung mit den Fingern. Er war natürlich bereits in Uniform aufgetaucht. Kyu hingegen war noch immer in einem vollgestaubten, löchrigen Pyjama.
"Äh, ja. Steven, mein Blaster liegt noch irgendwo rum und ist vermutlich jetzt Elektroschrott", wies er drauf hin und wollte dann auf seine Uhr schauen, um den Anzug zu aktivieren. Das Display war gesprungen und es zeigte nur noch streifen. Damit war auch das Gerät unbenutzbar... Wie schlimm sollte es in dieser einen Nacht eigentlich noch kommen? "Okay, ich bin vollkommen wehrlos."

Das erste der Monster holte zum Angriff aus und sprang direkt auf Eleysa zu. Reflexartig sprang sie zur Seite, und nur wenige Zentimeter neben ihr landete der Steingolem, bohrte seine scharfen Aventurinklauen in den geteerten Boden.
Die gesamte Bande schreckte zurück, bis auf Drahk. Der große Troll entschied sich eher dafür, das Monster mit einem ordentlichen Hieb durch die Luft zu befördern, wodurch die Arme des Golems abrissen und noch immer in der Erde stecken blieben.
"Ich will ja keinen Stress machen, aber können wir nicht irgendwo reden, wo es etwas ruhiger ist?!", beschwerte sich Eleysa sofort und sah zu Steven, der als einziger von ihnen noch in der Lage war, sie aus der Situation herauszuholen.
Der Junge nickte und tippte schnell auf seiner Uhr herum, während die Artemier deren Kreis verengten, so lange bis Steven endlich ein Wurmloch eröffnen konnte, durch welches sie alle sprangen. Einer nach dem anderen verschwand hindurch, und zuletzt auch Steven. Raus aus der brenzligen Lage, hinein in einen anderen Distrikt dieser Stadt...

Als sie alle auf der anderen Seite angekommen waren, befanden sie sich an einem ihnen bekannten Ort: Die Schule.
Verwundert sah sich Kyu in der Umgebung um. Es war Nacht, und in der gesamten Umgebung befand sich keine Menschenseele - bis auf Gideon, der neben einer Bank vor dem Schultor saß, geduldig wartend und die kühle Nachtluft genießend.
"Warte kurz, das geht mir alles zu schnell", Kyu rieb sich die Schläfen und versuchte alles für einen Moment zu verarbeiten. Was genau war alles geschehen nachdem das Haus eingestürzt war? "Kann mich bitte jetzt endlich mal einer Aufklären?! Was waren das für Monster und warum sind wir jetzt an der Schule?!"
"Möchte einer von euch?", fragte Eclaire eingeschüchtert. "Ich denke, ihr könnt das besser..."
"Frag die Trulla da", mit einer abwertenden Handgeste deutete Steven zu Eleysa, welche Arme verschränkt irgendwo anders hinschaute. Bis sie bemerkte, dass sie gemeint war.
"Ich?", fragte sie und zeigte verträumt auf sich selbst. "Wieso soll ich das tun?!"
"Du hast gerade noch versucht uns zu töten!", fauchte der Junge und näherte sich. "Wenn jemand Infos hat, dann ja wohl du!"

"Von mir aus...", ächzte Eleysa und schloss ihre Augen. Es gab so vieles zu erzählen, doch sie wusste einfach nicht, wo sie anfangen sollte. Bei der Explosion? Bei dem Zeitpunkt, wo sie Joey kennengelernt hatte? "Ich weiß doch nicht einmal, was genau ihr wissen wollt..."
"Was hat das mit den Steinmonstern auf sich?", fragte Bomby sie und sah zu ihr hinauf. Die Splitter ihres Gesichts waren wirklich irritierend. Er konnte ihr gar nicht in die Augen schauen, ständig zogen diese kleinen Scherben seine Aufmerksamkeit auf sich.
"Die sind so eine komische Armee, die von Joey und Lagrima angeführt wird", begann sie und wippte nervös auf und ab. Das zu erzählen fühlte sich so furchtbar falsch an... Was, wenn Lagrima sie beobachtete? Er würde sie im Nullkommanichts auslöschen... "Sie werden durch eine Art Kristall unter der Erde kontrolliert, welcher für die wie eine Art Herz und Gleichzeitig das Gehirn ist."
"Diese Monster zeigen das Muster eines Schwarmbewusstsein auf", meldete sich der Wissenschaftler zu Wort, der sich in seinem Rollstuhl dazugesellte. "Würden wir diesen Kristall zerstören, würde es eventuell auch die Monster auslöschen."
"Sicher? Die haben auch ein eigenes Herz...", informierte Steven den Professor, welcher es mit einem Nicken bestätigte.
"Ich bin mir sicher, dass das klappt. Zumindest wäre das gerade unsere eigene Hoffnung", gab Gideon zu.
"Aber warum sind wir dann hier?", fragte Bomby, was Eleysa sehr schnell beantworten konnte.
"Im Keller der Schule gibt es neuerdings einen Tunnel, den Joey und ein paar dieser Viecher gegraben haben. Er führt direkt in deren neues Quartier, und dieser Gang wird nur sehr dürftig bewacht. Wir haben also freien Zugang."

World of Living Art (German Version)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt