Nicht Zuhause

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Wie zu erwarten tauchte Atsumu Miya nicht zu unserer Putz Orgie auf. Aber um ehrlich zu sein macht mir das eher weniger aus. Ich bin grundsätzlich schneller wenn ich alleine arbeite.
Nach nur einer viertel Stunde bin ich bereits auf dem Heimweg. Die Sonne ist nun noch tiefer gesunken. Es ist zwar dämmerig aber noch nicht dunkel. Mein Schulweg erscheint mir plötzlich so verlassen. Von den vielen Menschen heute Morgen ist nichts mehr übrig. Mit den vielen Seitengassen wäre das hier die perfekte Straße für einen Überfall. Ich schlucke. Das ist das erste mal, dass ich über so ein Szenario nachdenke und das macht meine Nach-Hause-geh-Situation nicht gerade besser. „Hey du!", ruft plötzlich eine Stimme wie aus dem nichts. Ich zucke zusammen, dann drehe ich mich langsam um. Eine Gestalt bewegt sich auf mich zu. Ich will weglaufen aber irgendwas hält mich davon ab. Je näher die Person kommt desto klarer werden ihre Züge. „Osamu Miya?", ich bin verwirrt. Erstens , wie hab ich ihn so schnell erkannt und zweitens, was zum Teufel macht er hier? Er kommt vor mir zum stehen. „Du kennst doch meinen Bruder richtig? Du gehst doch in seine Klasse oder?", fragt er ein wenig außer Atem. Er scheint wohl gerannt zu sein. „Äh- also ehm- ja ich kenne Atsumu aber...", ich bin überfordert mit der Situation. „Okay super, weißt du wo er ist?", Unterbricht er mich. „Eh- nein tue ich nicht. Ist er denn nicht Zuhause?", irgendwas muss ich ja sagen. „Er ist natürlich nicht Zuhause, genau das ist ja das Problem!", entgegnet Osamu nun aufgebracht. „Warum rufst du ihn nicht einfach an?", toller Vorschlag meinerseits, wahrscheinlich hat er dies schon längst versucht. „Der Idiot hat sein Handy heute Zuhause liegen lassen.", schimpft Osamu mehr zu sich selbst als an mich gerichtet.
„Und warum suchst du hier nach ihm?", frage ich. „Keine Ahnung, wir wohnen nicht weit von hier. Nur so zwei Querstraßen weiter oben. Da liegt es nah das er vielleicht hier irgendwo rumzieht.", beantwortet er meine Frage. „Oh. Ach so ist das.", Ich hatte echt nicht damit gerechnet dass noch andere Leute aus meiner Stufe in meiner Nachbarschaft wohnen, schon gar nicht diese beiden.
„Und du hast wirklich keine Ahnung wo er sein könnte?", fragte Osamu noch einmal. „Nein tut mir leid, nachdem er nicht bei unserem Putz-Date aufgetaucht ist bin ich davon ausgegangen er hätte noch Training oder wär schon nachhause gegangen.", erklär ich ihm. „Obviously ist dem nicht so", merkte Osamu unnützer Weise an. Plötzlich kommt mir eine Idee: „Was ist wenn Atsumu bei Ayaka oder so ist?" Osamu sieht mich mit einem undefinierbaren Blick an. „Wer ist bitte Ayaka?", fragt er , „Ist das seine Freundin?" Er scheint Ayaka wohl nicht zu kennen was, angesichts der Tatsache das sie ständig mit Atsumu rumhängt und sie ziemlich beliebt ist, mich schon sehr verwundert. „Also äh- ja ich denke man kann schon sagen dass sie seine Freundin ist... irgendwie.", versuche ich auf Osamu's frage zu antworten. „Warum hat der Idiot nie ein Wort über die verloren?", fragt er mehr zu sich selbst. „Naja also wie dem auch sei.. Ich muss jetzt auch Nachhause. Also..", meine Eltern machen sich sicher schon sorgen. „Weißt du wo diese Ayaka wohnt?", Osamu sieht mich hoffnungsvoll an. „Äh.. ja sie hat mal eine Party für unsere Klasse bei ihr zuhause geschmissen.", sage ich halb im gehen. „Warte! Kannst du mir..", setzt er an, aber ich unterbreche ihn: „Ich bring dich hin." Moment, hab ich das gerade wirklich gesagt? Ich hätte ihm schließlich einfach die Adresse geben können. Aber dafür bin ich zu nett. „Ok danke.", sagt Osamu daraufhin nur.

Mittlerweile ist es stockdunkel in den Straßen von Kōbe. In unserem kleinen Außenbezirk gibt es leider nur extrem schlechte Beleuchtung. Zwischen Osamu und mir herrscht stille. Allerdings keine unangenehme. Langsam nähern wir uns Ayakas Haus. Es ist nicht gerade klein aber auch nicht übermäßig groß. Ein durchschnittliches Haus einer durchschnittlichen Familie. Ayaka sticht nicht durch extremen Reichtum weder besondere Schönheit noch überdurchschnittliche Intelligenz heraus. Sie ist streng genommen nichts besonderes. In allem weder gut noch schlecht. Aber man muss ihr eines lassen.
Sie weiß genau wie man das bekommt was man will. Ich denke das ist der einzige Grund weshalb sie so beliebt ist. Sie ist verdammt anpassungsfähig. Ich bleibe vor ihrem Gartentor stehen. Bis auf ein Zimmer ist das gesamte Haus dunkel. „Hier wohnt sie?",fragt Osamu hinter mir. „Ja", ich trete in den Vorgarten. Er ist gepflegt und geschmackvoll bepflanzt. Ich drücke die Klingel. Nichts. Ich drücke nochmal. Wieder nichts. Ich will gerade nochmal drücken als ich schritte höre und kurz darauf sich die Tür öffnet. Ayaka sieht uns mit einem überraschten Blick an. Ich kann es ihr aber nicht verübeln. „Hey, ist mein Bruder zufällig bei dir?",Osamu kommt direkt zum Punkt. „Du bist doch Osamu Miya oder nicht? Also äh ja Tsumi ist hier. Aber äh kommt doch rein.", Ayaka sieht man an das sie mit der Situation sichtlich überfordert ist. „Tsumi?", zischt Osamu mit einem angewiderten Gesichtsausdruck.
Sanft stoße ich ihn mit meinem Ellenbogen an. Er sollte sich jetzt ehrlich nicht auf eine unnötige Diskussion mit Ayaka einlassen. Er wirft mir einen kurzen Seitenblick zu, bevor er auf Ayakas Einladung eintrat.

𝗠𝘆 𝗦𝘂𝗻𝘀𝗵𝗶𝗻𝗲 - 𝗔𝘁𝘀𝘂𝗺𝘂 𝘅 𝗥𝗲𝗮𝗱𝗲𝗿Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt