Equally worded

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Regina sah von dem Brief in ihrer Hand zum Inhalt des Paketes. In jenem Moment ließ sie die Nachricht fallen, während ihr Mund fassungslos aufklappte und sie die Augen weitete.
Was zur...?!

Etwas grob griff sie wieder nach dem Brief und zerknitterte durch ihren festen Griff das Papier. Sie wendete das Blatt mehrere Male, schaute es prüfend an, immer wieder, hielt es näher an ihr Gesicht, dann wieder weiter weg, suchte nach einem Anhaltspunkt von wem dieses Geschenk sein konnte. Vielleicht könnte sie ja die Handschrift erkennen, doch unter den ganzen Leuten von Storybrooke die Person zu finden, die eine Mischung aus Druck- und Schreibschrift anwendete, war sicherlich nicht der einfachste Weg.

Seufzend senkte sie ihre Hände samt des Briefes auf ihren Schoß und sah nochmals zu dem Päckchen. Das war doch sicherlich ein schlechter Scherz!

Es verging eine geschlagene Minute, bis die Bürgermeisterin wieder irgendeine Regung zeigte – nämlich genau dann, als Henry an ihre Tür klopfte.
Sofort versteckte sie das Paket unter einem der Kissen und sah zu ihrem Sohn, der soeben eintrag und sie fragend ansah, was wohl am Ausdruck seiner Mutter liegen mochte, denn sie schaute ihn so an, als hätte er sie bei etwas ertappt.

"Henry", kam es schon etwas atemlos von Regina und sie lächelte vage, fuhr sich durchs Haar und strich sich eine verirrte Strähne Ohr. "Ich dachte, du schläfst schon längst."
Der junge legte den Kopf leicht schief, ehe er ihn schüttelte. "Ich kann nicht einschlafen."
Augenblicklich wandelte sich Reginas Miene und sie sah ihn besorgt an, erhob sich und ging auf ihn zu. Dann legte sie ihre Hände an seine Schultern und ging vor ihm in die Hocke, um ihm besser in die Augen sehen zu können.

"Hast du wieder diese Albträume?"
Wieder schüttelte er den Kopf. "Nein."
"Was ist es dann?", hakte sie nach wie vor sorgenvoll nach und strich ihm sanft die Haare auf dem Gesicht.
Einen Moment lang druckste er herum und schien genau zu überlegen, wie er das, was ihm durch den Kopf schwirrte, ausdrücken sollte.
Regina blieb zwar geduldig, doch musterte sie ihn etwas genauer und versuchte anhand seiner Haltung herauszufinden, was das Problem war.

Schließlich verengte sie etwas die Augen und neigte ihren Kopf etwas zur Seite. Die Brauen hochgezogen, schürzte sie kurz ihre Lippen und erhob sich dann wieder.
"Es ist wegen dieser Miss Swan, nicht wahr?"
Henry biss sich auf die Unterlippe, nickte dann aber langsam, ohne seine Mutter dabei anzusehen. Regina seufzte. "Henry..."

Sie legte die Hand an seinen Unterkiefer und lenkte seinen Blick zu sich. "Ich bin deine Mutter. Sie wollte dich nicht. Wieso glaubst du, dass du ihr jetzt etwas bedeutest?"
Henry wand sich aus ihrem Griff und sah sie mit funkelnden Augen ab.
"Sie ist geblieben, obwohl sie nicht wollte, weil sie genauso weiß, dass du böse bist!"
"Henry, ich bin nicht böse. Wieso denkst du das?"
Statt etwas zu erwidern, schluckte er bloß geräuschvoll und sah wieder zu Boden. Regina wusste, dass es keinen Sinn machte, nun weiter mit ihm darüber zu reden. So wandte sie sich um.
"Geh wieder ins Bett."
Er nickte. "Nacht... Mom."

Kaum, dass er den Raum wieder verlassen hatte, ging Regina zum Fenster herüber, schob einen der Vorhänge etwas zur Seite und schaute hinaus. Wie sollte sie nur weiter mit ihm umgehen und das Problem, namens Emma Swan, aus der Welt schaffen, ohne ihren Sohn dabei zu verlieren.

* * *

Erst verzog Emma bloß das Gesicht, als sie das Knallen einer Tür vernahm, dann Schritte. Ein Szenario, das sie nur all zu oft erlebte, wenn sie in ihrem Büro saß, die Füße auf dem Computergehäuse überkreuzt, sich im Stuhl zurück lehnend und die Arme vor der Brust verschränkt.

Erst, als die sich nähernde Person an den Fensterwänden des Sheriffbereiches vorbei ging, öffnete sie das linke Auge um einen Blick auf denjenigen zu werfen, wenn sie auch anhand der Absätze, die zügig auf den Boden schlugen, längst wusste, um wen es sich handelte.
„Miss Swan, ich bezahle Sie sicher nicht für regelmäßige Nickerchen."
Regina trat ungefragt ein und ließ eine dicke Mappe auf den Schreibtisch fallen. Ohne Emma anzusehen, fügte sie noch hinzu: „Und nehmen sie die Füße herunter. Ich investiere nicht in Geräte, die zweckentfremdet werden."

Bei diesen Worten zog Emma die Brauen hoch, tat dann aber wie geheißen und setzte sich aufrecht hin, wenn auch weniger, weil Regina es so wollte, als viel mehr, um näher an den Tisch heran zu rutschen und einen Blick in das, von dunklen Strähnen bedeckte Gesicht der Bürgermeisterin erhaschen zu können.
Als sie dabei den Kopf schräg legte und ihr Augenmerk jeden Millimeter von Regina abtastete, schaute diese fragend auf und hob eine Braue.
„Ist irgendetwas?"
Blinzelnd kreuzte Emma den Blick der Älteren. Die Augen waren noch immer etwas dunkler, als gewöhnlich, der Ausdruck im Allgemeinen eher trüb und leer.
Schließlich schüttelte sie den Kopf, bevor sie zur Mappe schaute.
„Was ist das?", fragte sie und blätterte etwas halbherzig in der Akte.
„Etwas zu tun, bevor ich Sie tatsächlich nur fürs Herumsitzen bezahlen muss."
Nahezu genervt schaute Emma hoch, doch als ihre Blicke sich wieder trafen, wurden ihre Züge etwas sanfter, während Regina eine gewisse Sehnsucht ausstrahlte, wenn auch nicht ersichtlich, wonach.

Eine Zeit lang sagte keine von ihnen ein Wort, wobei die Bürgermeisterin in Gedanken zu versinken schien. Sie sah nun an Emma herunter, bis ihr Blick an ihrem Dekolleté hängen blieb. Die Haut schimmerte etwas im Licht der Schreibtischlampe, Schatten brachen sich an den feinen Konturen, an jeder Falte des Oberteils, am Kragen und auch im Bereich zwischen den Brüsten. Regina schluckte und sah wie gebannt dorthin, sodass sie es nicht hätte leugnen können, einen Blick zu viel riskiert zu haben.

Schließlich folgte Emma dem Augenmerk ihres Gegenübers und musste dann doch etwas schmunzeln. In einem eher belustigten Ton feixte sie: „Ist irgendetwas?"
Mit ertappter Miene schaute Regina wieder hoch und eine zarte Röte stieg ihr ins Gesicht. Räuspernd straffte sie ihre Schultern.
„Machen Sie Ihre Arbeit, Miss Swan."
Ein letztes Mal sah sie beim Umdrehen auf Emmas Ausschnitt, bevor sie zur Tür ging.
„Wenn Sie das auch tun, Frau Bürgermeister", rief die Polizistin ihr bloß nach. Diesmal allerdings drehte Regina sich nicht noch einmal um. Stattdessen schüttelte sie nur den Kopf darüber und verließ noch schnelleren Schrittes die Polizeiwache.

* * *

Als die Glocke über der Tür läutete, sahen einige der Gäste flüchtig hoch, nur um die Blicke dann desinteressiert wieder abzuwenden.
Es war Emma, welche soeben das Diner betrat. Noch während sie zum Tresen ging, zog sie ihre ledernen Handschuhe aus und sah aus den Augenwinkeln heraus zu einem der Plätze am Fenster, wo, wer auch sonst, Regina saß und die Zeitung las.
Emma legte die Handschuhe auf die Theke und lehnte sich leicht auf einen der Barhocker.
„Kaffee oder Kakao?", drang Ruby's Stimme sogleich in ihre Ohren, was ihre Aufmerksamkeit von der Bürgermeisterin und zu der Kellnerin lenkte.
„Ähm", begann Emma, während sie noch einen letzten Blick zu Regina warf, „Kakao... Und einen Kaffee."
Zwar hob Ruby etwas verwundert die Brauen, nickte dann aber und machte sich daran, die gewünschten Getränke zuzubereiten.

Nur wenige Minuten später, schaute Regina über den Rand der Zeitung, als sie hörte, wie eine Tasse vor ihr auf dem Tisch abgestellt wurde. Erst fiel ihr Augenmerk auf eben diese, dann auf Emma, welche sich leicht grinsend mit beiden Händen auf den Tisch stützte.
„Wenn Sie durch einen Kaffee auf eine Lohnerhöhung fürs Nichtstun hoffen, muss ich sie leider enttäuschen, Miss Swan."

Emma verkniff es sich, die Augen zu verdrehen. Stattdessen erwiderte sie in einem überraschend freundlichen Ton: „Sehen Sie es als Aufforderung, Frau Bürgermeister."
Gerade hatte Regina wieder begonnen, weiter zu lesen, da hob sie eine Braue und schaute erneut zu Emma auf. „Pardon?"
Die Polizistin zuckte nur mit den Schultern. „Wenn Sie sich schon nicht anderweitig entspannen, dann vielleicht wenigstens so?"
Die zuerst hochgezogenen Brauen wurden nun zusammen gezogen und Regina wirkte sichtlich verwirrt. „Miss Swan, was bitte wollen Sie von mir?"

Langsam beugte sich Emma vor, zog mit zwei Fingern die Zeitung etwas herunter und sah Regina eindringlich an. „Dass Sie ein einziges Mal fröhlich sind... dass Sie vielleicht ja mal lachen. Ich meine... wirklich lachen."
Leicht schrägte Regina ihren Kopf. Diese Worte kamen ihr bekannt vor.
„Außerdem würde Henry vielleicht nicht immer weglaufen, wenn Sie mal etwas entspannter wären."

Ohne auf eine Antwort seitens Regina zu warten, richtete Emma sich wieder auf und machte Ansätze, zu gehen. Bevor sie jedoch das Diner verließ, beugte sie sich noch einmal zu Regina vor und flüsterte: „Sie haben ja meine Nummer. Falls Sie reden wollen... oder... was auch immer."
Noch einige Sekunden lang sah Regina ihr nach, schüttelte den Kopf und griff nach der Kaffeetasse. Gerade, als sie daran nippen wollte, hielt sie jedoch inne und sah auf die Tasse. Verärgert schnaufte sie und stellte sie so harsch auf dem Tisch wieder ab, dass das heiße Getränk über den Rand schwappte.

Sie war sichtlich verärgert über Emmas Worte. Was bildete sie sich denn ein?
Das Gesprochene ging ihr durch den Kopf.
Wo hatte sie diese Worte nur schon mal gehört?
Doch möglicherweise hatte Emma ja recht. Möglicherweise musste Regina sich einfach nur mal entspannen, durchatmen. Wieder schüttelte sie den Kopf. Unsinn! Emma hatte absolut keine Ahnung wie Regina war und was ihr gut tat.

* * *

Auch noch später zu Hause musste Regina unentwegt nachdenken. Erst dieses fragwürdige Päckchen, dann Emmas merkwürdiges Verhalten, diese Worte.
Diese Worte...
Regina zog die Brauen zusammen und überlegte, wobei sie auf der Innenseite ihrer Wange herum biss.

Ein flüchtiger Gedanke packte sie und sie ging sofort die Treppen nach oben. Leise stahl sie sich an Henrys Zimmer vorbei, lugte kurz hinein, nur um festzustellen, dass er an seinem Computer spielte und gar keine Kenntnis von ihr nahm. Später würde sie ihn ermahnen, dass er mehr lernen sollte, statt zu spielen, doch das konnte noch warten.
Sie ging weiter und betrat ihr Schlafzimmer. Dort schloss sie leise die Tür, ging zum Bett und holte das Päckchen darunter hervor, welches sie dann auf der Matratze ablegte und es öffnete.
Sogleich fischte sie den Brief heraus, entfaltete ihn und las ihn ein weiteres Mal.

Lass den Kopf nicht so hängen und lach mal mehr. Ich meine, wirklich lachen!

Regina zog abermals die Brauen zusammen, setzte eine grübelnde Miene auf.
Zwar hatte Emma genau das kurz zuvor zu ihr gesagt, doch warum in aller Welt sollte sie ihr so etwas zukommen lassen?
Es sei denn sie wollte sie lediglich verärgern. Andererseits wirkten der Brief, als auch die Worte von Emma, ehrlich gemeint. Scheinbar wollte man wirklich, dass die Bürgermeisterin einfach mal wieder gelassener war, entspannter.
Tief atmete Regina durch, dann legte sie den Zettel zurück in das Päckchen und verstaute es wieder unterm Bett.

**********

Kamen euch diese Worte auch bekannt vor? 

Mal sehen, ob Regina im nächsten Kapitel dahinter kommt, von wem das Päckchen ist.

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