Kapitel 2

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Ich trotte die Treppe herunter. Ohne zu frühstücken, setze ich mich ins Auto. Ich habe sowieso keinen Appetit. Mein Vater ist schon bei der Arbeit.

"Du siehst wirklich nicht gut aus.", betont meine Mutter noch einmal.

"Ich weiß.", sage ich. Interessiert betrachte ich meine Beine. Blau gefleckt. Dabei habe ich überhaupt nichts gemacht! Ich habe nur geschlafen und ich bin mir sicher, dass die Flecken gestern abend noch nicht da waren.

Plötzlich spüre ich, wie mir etwas von der Nase in Richtung Mund herunter läuft. Blut.

"Mama!", rufe ich und deute auf meine Nase. Sie hält am Straßenrand, da es immer weiter tropft. Mein T-shirt ist schon voller Blutflecken.

Mama drückt mir ein Taschentuch in die Hand und hilft mir dabei, das ganz so gut wie möglich zu säubern und zu stoppen.

"Es nützt nichts. Wir fahren zum Krankenhaus.", bestimmt Mama. Ich sage nichts mehr. Ich hätte ohnehin nicht die Kraft dazu. Ich lege mich auf die Rückbank und schlafe ein.

Ich wache davon auf, dass Mama leicht an mir rüttelt.

"Wir sind da.", sagt sie und hilft mir dabei, aufzustehen. Ich ziehe mich an ihr hoch. Ich sehe die fünfzig Meter die zwischen uns und dem Krankenhaus liegen. Mir kommen Zweifel. Fünfzig Meter kamen mir noch nie so lang vor. Aber ich weiß, dass ich das schaffen muss. Mit Mamas Hilfe schleppe ich mich immer näher auf die Tür zu.

Als wir endlich im Krankenhaus sind, lasse ich mich sofort auf einen der Stühle fallen.

"Es gibt Probleme mit meiner Tochter. Sie ist müde, hat Fieber, blaue Flecken und starkes Nasenbluten.", höre ich meine Mutter zu der Empfangsdame sagen.

"Zweites Stockwerk. Warten Sie da. Sie haben Glück, es ist nicht besonders viel los."

ZWEITES STOCKWERK? Ich bekomme Panik. Wie soll ich es in das zweite Stockwerk schaffen? Der Kloß in meinem Hals wird dicker.

"Da müssen wir jetzt durch, Schätzchen.", sagt Mama, die mir meine Sorgen ansieht. Mühsam stehe ich auf und mache mich auf den Weg zu Treppe. Es geht nicht. Ich schaffe es einfach nicht. Auf halber Strecke breche ich in Tränen aus.

"Ich schaffe es nicht, ich kann nicht mehr!", schluchze ich und lasse mich auf den Boden fallen. Danach bekomme ich nicht mehr so viel mit. Jemand im weißen Kittel hebt mich hoch und setzt mich in einen Rollstuhl. Als ich wieder zu mir komme, liege ich auf einer Liege. Ein Arzt betrachtet meine Beine.

"Stark ausgeprägte Hämatomen...", murmelt er vor sich hin. "Und Nasenbluten, sagten Sie?" Meine Mutter nickt. Sie haben noch nicht mitbekommen, dass ich wieder wach bin.

"Müdigkeit und Fieber. Das alles sind starke Anzeichen für..." Er murmelt nur vor sich hin, wie, um es sich selbst klarzumachen. Deshalb verstehe ich nichts, Mama anscheinend auch nicht. "Die Blutprobe wird genaueres ergeben.", sagt der Arzt. Mein Blick fällt auf das Pflaster an meinem Arm. Anscheinend haben sie mir Blut abgenommen. Gut, dass ich geschlafen habe.

"Die Untersuchung wäre beendet. Ich würde Sie bitten, mit Ihrer Tochter hier zu warten, in kurzer Zeit werden wir die Ergebnisse vom Labor bekommen." Meine Mutter nickt. Ich stelle mich wieder schlafend. Ich habe keine Lust, wieder die ganzen Fragen, wie es mir geht und so, zu beantworten.

Auf der Suche nach dem Sinn des LebensWo Geschichten leben. Entdecke jetzt