Kapitel 25

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Ich schaue nach Severin, der mit den Unterlagen beschäftigt ist. Ich informiere ihn, dass ich in seine Heimat fliege.

„Kommst du mit?", frage ich.

„Du fliegst sicher öfters mal dorthin. Dann komme ich mit. Ich muss ausrechnen, ob wir den Bürgern das Geld auszahlen sollten oder einfach so lange auf Steuern verzichten, bis es ausgeglichen ist", meint er. „Einfacher wäre das zweite."

„Ich verstehe nicht viel von Finanzen und so. Ich kann mir aber vorstellen, dass es für die Menschen besser ist, wenn wir das Geld zurückzahlen, dann können sie damit arbeiten und die Wirtschaft ankurbeln."

„Kann sein, dass du nichts von Finanzen verstehst, von Wirtschaft hast du eine Ahnung. Wir machen es, wie du gesagt hast."

„Ich weiß auch nur das, was ich in der Schule gelernt habe."

„Nicht schlecht!", meint er. „So etwas lernt man in der Schule."

„Dort wo ich herkomme, schon."

„Was sonst noch alles?"

„Wichtig war meinen Lehrern eine Allgemeinbildung, damit wir uns im Leben zurechtfinden. Natürlich gibt es unterschiedliche Fachrichtungen, nach denen der Unterricht ausgerichtet wird, damit man besser auf einen bestimmten Beruf oder ein bestimmtes Studium vorbereitet wird."

„Wow, das klingt kompliziert."

„Ist es auch. Vor allem die Schüler zu motivieren. Jetzt, wo ich im Leben stehe, erkenne ich, wie wichtig Wissen sein kann. So habe ich einen Überblick und kann bei Dingen mitreden, von denen ich sonst keine Ahnung hätte. Aber in der Schule war alles nur langweilig. Wir haben uns über den Satz lustig gemacht: Man lernt für das Leben und nicht für die Schule."

„Das stimmt doch."

„Ja, allerdings ist bei einer breiten Allgemeinbildung der Streuverlust groß."

„Streuverlust?"

„Das, was du nie im Leben brauchen wirst."

„Aber allein mit deinem Wissen über Wirtschaft, hast du den Menschen in diesem Reich schon enorm geholfen. Ist es das nicht wert, anderes zu lernen, was man nie brauchen wird?"

„Heute weiß ich es auch", gebe ich kleinlaut zu.

Ich verabschiede mich noch von ihm und mache mich auf den Weg. In den Gängen des Schlosses begegne ich Lea.

„Aurora, Aurora, ich habe den Entwurf für die Regelung der Verwaltungsbezirke."

„So schnell?"

„Ich habe lediglich in der Bibliothek eine Auflistung der Grafschaften gesucht und diese überprüft. Ich denke, das passt. Ich habe auch schon mit deinem Vater darüber beraten. Er ist meiner Meinung."

„Hast du Lust mitzukommen ins Reich des Nordens?"

„Wenn du mich mitnimmst."

„Immer doch. Wir sind Freundinnen."

Überraschend fällt sie mir um den Hals und drückt mich fest an sich. Ich sehe dabei gerade noch, wie sie feuchte Augen bekommt.

„Du bist die beste Freundin, die ich je hatte", schnieft sie mir an den Hals.

„Das gleiche kann ich von dir sagen", beteure ich.

„Ich darf wirklich bei dir bleiben?"

„Ich wäre dir sogar ausgesprochen dankbar. Du kennst mich, du hast ein ähnliches Wissen wie ich und ich weiß, dass ich mich auf dich verlassen kann. Ich brauche jemanden, den ich ab und zu um Rat fragen kann, von dem ich weiß, dass ich ihm meine Welt nicht erst erklären muss."

Legenda Major - Aurorae MundiWo Geschichten leben. Entdecke jetzt