~Kapitel 1~

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Anne parierte Concorde durch, ließ ihr die Zügel lang und beugte sich nach vorne, um dem jorvegischen Warmblut lobend erst über den Mähnenkamm und dann über den Hals zu streicheln. Diese streckte sich entspannt nach vorne und schnaubte ab. Die sensible, etwas größer gebaute Stute war erst seit einigen Monaten unterm Sattel und machte sich prächtig. Man erkannte an ihrem Charakter und ihrer feinen Art, dass sie aus einer großartigen Blutlinie stammte. Lächelnd entspannte Anne sich auf dem Sattel und ließ die Beine aus den Steigbügeln gleiten. Obwohl Concorde noch nicht sehr erfahren war, vertraute Anne ihr vollkommen. Schon als Concorde nur ein Jährling war, hatten die beiden viel Zeit zusammen verbracht und es war eine großartige Verbindung zwischen ihnen entstanden.
Die Morgensonne strahlte warm durch die Fenster der Reithalle und bei dem Gedanken an ihren ersten Ausritt mit ihrer Concorde, der bald anstand, strahlte sie noch mehr.

Nach einigen Runden Schritt, nahm Anne leicht Concordes Zügel an und die Stute blieb sofort ruhig stehen. Das blonde Mädchen ließ sich aus dem Sattel gleiten und lobte Concorde vom Boden aus noch einmal. "Guuut, meine Hübsche. Du machst das so toll!", raunte Anne ihr zu, während sie sie lobend am Hals unter der seidigen Mähne kraulte. Concorde schnaubte noch einmal ab und ließ sich dann von Anne aus der Halle führen.
In dem Innenhof des Jorvik Stalls herrschte, wie eigentlich jeden Morgen der Ferien, reges Treiben. Reiter und Reiterinnen allen Alters wuselten zwischen ihren Pferden herum, putzen, führten oder fütterten diese.
Anne nahm Concorde etwas enger, damit diese nicht auf die Idee kam, an einem anderen Pferd zu schnuppern. Die Stute war zwar lieb im Umgang mit Menschen, doch bei Artgenossen konnte sie schon sehr dominant und manchmal auch etwas zickig sein.

Ein kleines Mädchen versuchte Mug, einem ruhigen,  etwas älteren Isländerwallach, die Schabracke auf den Rücken zu legen, schaffte es jedoch nicht, da sie zu klein war. Anne seufzte kurz, da sie eigentlich alle Hände voll damit zu tun hatte, Concorde sicher auf die Weide zu bringen, ging dann aber zu der Kleinen, um ihr zu helfen.
"Hey, brauchst du vielleicht Hilfe?" Die Kleine drehte sich zu Anne und prompt fiel ihr die Schabracke aus den Händen. "D-du bist A-anne von Blyssen!!", beinahe ehrfürchtig starrte das Mädchen, von etwa neun Jahren zu Anne hoch.
Anne lächelte verlegen, es war ihr irgendwie unangenehm, wenn jemand so großen Resepekt vor ihr hatte. Nur weil sie zu den erfolgreichsten Dressurreitern und Dressurreiterinnen Jorviks gehörte,  wollte sie nicht wie ein anderer Mensch behandelt werden.

Anne nickt gedehnt. "Ja, die bin ich..also? Kann ich dir mit dem Sattel und der Schabracke helfen?" Sie schien das Mädchen aus seinen Gedanken gerissen zu haben, denn diese zuckte kurz zusammen und nickte dann eifrig. "Das wäre toll, dafür ist Mugs Rücken immer noch zu hoch für mich..", etwas enttäuscht schaute sie zu den anderen Kindern rüber, die alle schon begonnen hatten zu trensen. Anne nahm den Sattel mit der Schabracke geschickt auf den Arm, setzte ihn an der Mähne an und ließ ihn behutsam auf die richte Stelle auf den Rücken gleiten. Lobend klopfte sie Mug sanft den Hals.
Dann bemerkte sie den Blick des Mädchens und beugte sich zu ihr herunter, guckte sie direkt an und lächelte freundlich. "Hey, wie heißt du eigentlich?"

Das Mädchen wandte den Blick von den anderen ab. "Ich bin Riley." Anne legte ihr aufmunternt eine Hand auf die Schulter: "Riley, hör mir mal zu. Nur weil du vielleicht etwas kleiner bist, als die meisten anderen in deiner Gruppe, heißt das nicht, dass du nicht weniger reiterlich geschickt sein kannst, okay?" Da grinste Riley zum ersten Mal richtig, seit Anne sie kennengelernt hatte. Anne musste bei ihrem süßen Zahnlückenlächeln auch grinsen und fügte noch hinzu: "Wir alle haben so angefangen, weißt du? Es ist noch kein Naturtalent vom Himmel gefallen, Riley. Es ist alles eine Frage der Übung."

Riley strahlte. "Danke, Anne. Ich hätte niemals gedacht, auch nur mit dir zu reden! Mein ganzes Zimmer ist voller Poster von dir! Und danke, ich werde weiter üben und eines Tages genauso gut wie du sein!" Anne schmuzelte. "Bestimmt noch viel besser! Aber jetzt schnell, du musst dich mit Mugs Trense beeilen, wenn du noch rechtzeitig mit den anderen auf den Platz willst." Sie zwinkerte Riley noch zu, richtete sich dann auf und führte Concorde runter zu den Koppeln.

Riley starrte Anne noch fasziniert mit leuchtenden Augen hinterher, wie sie durch das Tor die Einfahrt hinunter zu den Koppeln lief und ging dann schnell zu der Sattelkammer zu Mugs Haken, um seine Trense zu holen.

Anne & Concorde Where stories live. Discover now