6 Mut zur Angst

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Hermines Sicht

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Mittlerweile waren anderthalb Wochen vergangen , seit sie ihre Fragen gestellt hatte. Sie standen kurz vor den Ferien und hatten dementsprechend auch nicht mehr viel zu lernen, geschweige denn Hausaufgaben auf.
Heute war Mittwoch der 12.12. und insgesamt würden sie noch zweimal den Unterricht besuchen müssen für dieses Kalenderjahr. Der Unterricht heute war bereits vorbei.

Ihre Freunde waren schon seit Tagen am suchen nach ihren Wichteln, doch fündig geworden war bisher keiner,  zumindest nicht in ihrem näheren Umfeld. Unter den anderen Schülern sah das schon ganz anders aus, ab dem 3. Dezember fanden nach dem ersten Schüler , ein Ravenclaw aus der 4. Klasse, auch zahlreiche andere Zauberer und Hexen ihren Wunsch erfüllt. Sogar ein paar Lehrer, wie Professor Flitwick oder Professor Sinistra, hatten ihre Partner gefunden.
Soweit sie sich das denken konnte  war Hermine die Einzige, die nicht mal angefangen hatte, einen Schüler anzusprechen, doch das war auch gar nicht so leicht fand sie, immerhin stand auch Malfoy...nein Draco auf der Agenda. Auch ihre Freunde waren auf die Idee mit der Liste gekommen, hatten aber schon knapp die Hälfte der Namen wegstreichen können, da hatten sie etwas mehr Arbeit als sie, da diese einen Umfang von mindestens 15 -20 Namen aufwiesen.
Harry war auf der Suche nach einem kleinen Jungen mit dunklen Haaren aus der ersten Klasse, der im Haus Hufflepuff war. Die Sache war schwieriger als anfangs gedacht, da Hufflepuff in diesem Jahr den meisten Zuwachs bekommen hatte und tatsächlich fast alle der kleinen Zauberer dunkle Haare hatten.
Ron dagegen hatte sich bei seinen Fragen wohl nicht ganz so schlau angestellt , da er vergessen hatte, nach dem Geschlecht zu fragen. So wusste er zwar , dass die Person, die er suchte in Griffindor war, in einem kleineren Jahrgang als sie und mit Sicherheit kein Lehrer war, doch eben nicht, ob er einen Jungen oder ein Mädchen suchte. Außerdem hatte sein Partner blondes Haar.
Ginny hatte es bisher am weitesten gebracht, da sie mittlerweile nur noch 7 Namen auf ihrer Liste stehen hatte.

Gerade wo Hermine so darüber nachdachte,  dass heute der Tag war, an dem sie die Slytherins endlich ansprechen würde, kam die Rothaarige auch schon in den Gemeinschaftsraum gestürmt.
Ihr Gesicht hatte beinahe die Farbe ihrer Haare angenommen und sie war vollkommen außer Atem , doch schien sehr glücklich. "Ich hab sie gefunden! Ich habe sie wirklich gefunden!", grinste sie , immernoch um Atem ringend. "Echt? Das freut mich so für dich! Wer genau war sie? Und was hast du dir gewünscht?  Hast du ihn gleich erfüllt bekommen?", sprudelte Hermine sogleich darauf los. Sie war einfach zu neugierig und es war ja wirklich ein großes Ereignis in der Vorweihnachtszeit. "Jetzt beruhige dich mal Mine", lachte sie:" Du bist ja fast aufgeregter als ich. Also die kleine Ravenclaw war in der 3. Klasse und liebt wie schon gesagt Zauberkunst. Sie schreibt echt gute Noten und könnte die nächste kleine Streberin nach dir werden...". Hermine ignorierte gekonnt den Seitenhieb ihrer Freundin und schaute sie weiterhin erwartend an. "... Livia, so heißt sie, ist ein hübsches kleines Mädchen mit Sommersprossen und wahnsinnig langen schwarzen und glatten Haaren. Und sie war super nett und hat sich total gefreut, mir einen Wunsch erfüllen zu dürfen. Das war einfach zu süß, auch mit ihrer hübschen Frisur.  Da konnte ich einfach nicht anders und hab mir von ihr gewünscht, dass sie mir am Ballabend an Weihnachten die Haare macht. Doch sie meinte darauf hin, dass sie das auch so machen würde und hat mich dazu aufgefordert,  mir etwas anderes zu wünschen." Bei diesen Worten ging der Brünetten das Herz auf:" Oh bei Merlin , ist das Mädchen süß. Aber konntest du dir denn noch etwas wünschen?  Ich meine deinen Wunsch hattest du ja schon geäußert gehabt. " "Ja stimmt, dass schien ihr dann auch aufgefallen zu sein, also hat sie unter allen Protesten darauf bestanden, mir so eine Kleinigkeit zu schenken und macht sich jetzt auf eigene Faust auf den Weg für ein passendes kleines Geschenk.  Oh Mine, ich brauche auch eine gute Idee, immerhin kann ich nicht einfach so etwas von ihr annehmen,  ohne ihr etwas zurückzugeben!", jammerte Ginny verzweifelt. Hermine war öfter schon an passenden Geschenken für ihre Freunde verzweifelt,  doch hatte stets das richtige gefunden. Das kleine Mädchen schätzte sie als sehr sanftmütig und dezent ein: " Ist sie muggelgeboren? Ach und wenn schon, dass spielt nicht wirklich eine Rolle. Was hältst du von einer Schneekugel von Hogwarts für sie? Ich habe in der Winkelgasse bei Florish and Blotts ein kleines Büchlein gefunden, da stehen Zauber drin, um Geschenke selber zu machen und unter anderem war da ein Zauber dafür dabei. Anschließend können wir es ja immernoch mit einem Permanentzauber belegen.", schloss die Griffindor ihre Idee. Dankbar fiel ihr die Andere um den Hals, mit den Worten, was für ein Genie sie doch wäre. Nachdem Hermine ihr versprochen hatte, bei dem Permanentzauber zu helfen, machte  sich Ginny auf den Weg zum Schlafsaal, um nach dem Zauber für die Schneekugel zu schauen.
Hermine blieb allein zurück, wieder in Gedanken versunken beschloss sie, direkt nach dem Abendessen mit Theodore anzufangen,  der war vielleicht noch am unverfänglichsten und sie konnte ja einfach mit der Frage anfangen,  ob er gerne las. Ja das war der Plan, aber jetzt war erstmal das Essen dran.

Während des Essens stieg die Nervosität immer weiter an, ihr viel auf, dass sie sich gar keine Gedanken dazu gemacht hatte , wo sie den Slytherin abpassen sollte. In dem Moment erhob sich dieser tatsächlich und machte sich auf den Weg aus der großen Halle. Eilig ließ Hermine alles stehen und liegen und rannte ihm hinterher,  ungeachtet der vielen Blicke, die auf ihr langen, teils verwirrt, teils belustigt.  Fast bei ihm angekommen rief sie ihn auch schon, damit er stehen blieb: "Hey Theodore,  warte bitte..". Dieser drehte sich überrascht um und blickte sie erstaunt an. "Ich hoffe , es ist okay, dass ich dich mit deinem Vornamen angesprochen habe, ich dachte nur, es wäre vielleicht endlich Zeit den alten Zwist zu begraben und das schien mir ein angemessener Anfang", brabbelte die Brünette auch schon nervös drauf los. Theodore fing bei ihren Worten an zu lächeln: "Klar kein Problem,   kein Grund nervös zu werden Hermine. Wie kann ich dir helfen?". Erleichtert, dass ihr Angebot akzeptiert und sogleich erwidert wurde, baute sie neues Selbstbewusstsein auf. "Naja, ich wollte prüfen,  ob du vielleicht mein Wichtel sein könntest. Liest du denn gerne?". "Was hat das eine denn mit dem anderen zu tun? Ach naja vergiss es, du wirst schon deine Gründe haben, mich das zu fragen", antworte er sogleich:"Aber nein , ich muss gestehen, lesen fesselt mich nicht sonderlich, tut mir leid." Etwas enttäuscht, dass er nicht ihr Partner war ,aber weiterhin zuversichtlich, meinte sie lachend:" Schon in Ordnung,  ich meine du warst die erste Person,  die ich gefragt habe." "Wirklich?  Warum hast du denn erst so spät angefangen?  Alle waren total aufgedreht vor Neugier. Wer kommt denn bei dir sonst noch in Frage,denn  so wie ich dich kenne , hast du dir sicher eine Liste angelegt?". Jetzt wieder etwas schüchtern überlegte sie , ehrlich zu dem Jungen zu sein und ihm zu sagen, dass sie sich nicht getraut hatte, die Slytherins anzusprechen:" ähm naja,  meine Liste ist nicht lang, es kommen, soweit ich weiß,  3 Schüler Infrage, deswegen kann ich mir auch Zeit lassen. Ich suche einen Jungen meines Jahrganges aus Slytherin und also sind nur du , Blaise und Draco auf meiner Liste. Ein Kriterium war, dass er gerne liest und da fällt Vincent ja schonmal raus", grinste sie leicht beschämt darüber , so über einen Hauskameraden des Gegenübers zu sprechen. Der fing nur ebenso an zu grinsen, doch Hermine wurde recht schnell wieder ernst, denn jetzt kam der Teil, der sie etwas Überwindung kostete:" Und ähm, wenn ich ehrlich sein soll  ... dann hatte ich auch ein wenig Angst, wie ihr reagieren würdet,  wenn ihr erfahrt, dass gerade ihr mir einen Wunsch erfüllen müsstet.". Sie biss sich auf die Zunge  und wartete nervös auf das, was der Junge vor ihr dazu zu sagen hatte. "Die große Hermine, das Goldmädchen hatte Angst vor unseren Reaktionen? ", Unglauben machte sich in seinem Gesicht breit: "Das hätte ich nicht erwartet,  aber in anbetracht unserer Vergangenheit ist es wohl etwas logisch. Aber da kann ich dich beruhigen,  wir haben uns alle verändert seit dem Krieg. Ich finde es schon bewundernswert,  dass du uns wiedermal entgegenkommst,  indem du uns mit unseren Vornamen ansprichst.  Das ist nicht selbstverständlich,  danke. Ach und Angst ist nichts schlimmes , ich habe Draco schon immer gesagt: Habe Mut zur Angst  dass zeigt nur deine Menschlichkeit.". Damit hätte die Brünette jetzt nicht gerechnet. So geschockt und positiv überwältigt,  wie sie gerade war, merkte sie gar nicht, dass sie den erstarrten Theodore gerade in eine kurze Umarmung gezogen hatte, die er aber sogleich erwiderte. "Danke", murmelte sie, ehe sie wieder in das Innere der großen Halle zurückkehrte und diesmal einen überrumpelten Slytherin zurücklies.

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Schönes Wochenende euch, legt die Füße hoch und lehnt euch zurück.  Das ist das b
Beste, was man machen kann, nach einer anstrengenden Schul- oder Arbeitswoche.

Der falsche Wunsch Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt