💉 𝑲𝒂𝒑𝒊𝒕𝒆𝒍 𝟏 →𝑪𝒂𝒎𝒊𝒍𝒍𝒆 💉

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remember⚠️ maybe TW

„Schockraum 3!", rief ich.
Die beiden Sanitäter schoben die Liege durch die volle Notaufnahme in Raum 3. „Tom, Raum 3. Eine Patientin mit gebrochenen Rippen und einem ausgerenkten Fuß." Ich schickte unseren freien Arzt hinter den Sanitätern her.
Gerade als ich ihn begleiten wollte piepte es am Eingang und ein weiterer Krankenwagen hielt vor der Notaufnahme.
Also schickte ich eine Krankenschwester zu Tom, damit ich mich um die neue Neuaufnahme kümmern konnte.
„45-jähriger Mann, ist während seiner Arbeit mit seiner Hand in den Schräder geraten." Der Sanitäter hob eine Tüte mit zwei Finger hoch.
Lecker! Gut, den muss jemand gleich wieder annähen. Ich griff nach der Liege und schob sie mit in einen freien Raum.
„Auf drei!" Wir zogen unter dem jammern des Mannes die Trage auf ein Bett.
„Wie viel Morphium habt ihr ihm schon gegeben?" Ich wandte mich zum Schrank ab.
„20mg!", antwortete einer der beiden. Und da heult der Patient noch rum? Ich schüttelte mein Kopf, zog jedoch gleichzeitig eine weitere Spritze auf. Die ich ihm auch ohne zu zögern gab.
Einer der Sanitäter gab mir die Tüte mit den Finger, diese legte ich zum kühlen weg. Ein Arzt wird sich später um den Patienten kümmern!
Es piepte schon wieder, durch den offenen Vorhang sah ich zwei Krankenwagen auf einmal ankommen. Ich wieß den Sanitätern an die Wunde zu versorgen, bis sich ein Arzt um ihn kümmern kann.
zeitig war ich mit dem Neuzugang an der Tür.
„Autounfall! 27-jährige hatte die Füße auf dem Armaturenbrett abgelegt. Natürlich mehrere Beinfrakturen, eine Beckenfraktur können wir nicht ausschließen. Im anderen Krankenwagen ist der Fahrer..." Was sollte das?
Warum verstanden die Menschen denn nicht, dass es gefährlich war die Beine auf dem Armaturenbrett abzulegen.
„Lou...wir müssen Raum 1 frei machen...jemand soll sie schon mal für ein CT nach oben bringen. Warum ist sie denn überhaupt noch hier unten?" Lou redete kurz auf eine andere Krankenschwester ein, diese kam zu uns, holte die alte Frau aus dem Raum und schaffte so für uns Platz.
„Bringt sie da rein..."
Danach nahm ich den Fahrer entgegen. „27-jähriger Fahrer, ihm geht es soweit gut. Er hat Schnittwunden am Hals vom Sicherheitsgurt, dass beste wäre ein CT für ihn um innere
Verletzungen auszuschließen."
„Wie geht es meiner Verlobten?" Der blonde Mann hatte die Augen weit aufgerissen, seine Hand packte krampfhaft meine. „Wie geht es ihr?"
„Nicht gut!", erwiderte ich stumpf und zog ihn von der Trage aufs Krankenhausbett. Ich wusste selber noch nicht einmal wie es der Patientin ging. „ich kann Ihnen mehr sagen, wenn wir uns um sie gekümmert haben." Leicht schüttelte ich den Kopf und verließ den Raum.
„Tom?", schrie ich durch die ganze Notaufnahme. „Raum 1! Jetzt!" Drei Sekunden später erschien er schon neben mir.
Ich schilderte ihm kurz und knapp was passiert war. „Ich will eine Röntgenaufnahme von ihrem Becken.", sagte er ohne Umschweife. Ich hatte es mir schon gedacht, weswegen wir in null Komma nichts ein Bild hatten. Natürlich war auch das Becken der Frau gebrochen. Eine kleine Blase hatte sich in ihrem Bauchraum gebildet. Innere Blutungen.
„Ruft unten im Op an." Tom war alarmiert. „Wir müssen sofort runter."
„Ich kann nicht mit.", erklärte ich Tom. Bei solchen Frakturen arbeiteten wir beide oft zusammen. Ich wusste was Toms nächste Schritte sind und bin gedanklich schon drei Schritte vor. „Jesse macht aber auch gute Arbeit.", versicherte ich ihm. Gleichzeitig zückte ich das Telefon um unten Bescheid zu geben und uns einen neuen Arzt zu organisieren.
Dann machte ich mich auf dem Weg zum Fahrer. „Also, Ihre Verlobte ist auf den Weg in den Op. Ich kann Ihnen nicht sagen wie es ihr geht." Natürlich konnte ich ihm nicht sagen, dass es kritisch aussah.
Während ich mit ihm sprach fing es plötzlich an in meinem Kopf zu stechen.
Ich presste meine kalte Hand gegen die Stelle und verschwand entschuldigend im Aufenthaltsraum neben Raum 1. Ein kalter Schauer lief mir über den Rücken und ich zitterte. Mir war ziemlich kalt, obwohl ich unter meinem Kasack ein langarm Shirt trug und darüber eine Sweatshirt Jacke.
„,Cam?" Ich vernahm die Stimme meiner Freundin.„Du kannst nach Hause gehen, überanstrenge dich bloß nicht." Lou und ich hatten heute ausnahmsweise eine gemeinsame Schicht in der Notaufnahme. Jetzt wusste ich, warum es mir besser gefiel wenn wir nicht auf der selben Station arbeiteten -vor allem nicht zur gleichen Zeit.
Sie beobachtete mich die ganze Zeit und das war unerträglich. Ich hatte mich dran gewöhnt, dass alle mich beobachteten, doch Lou trieb es auf die Spitze.
„Alles gut!" Ich zog den Reißverschluss der Jacke zu. „Ich mach einfach meine Jacke ganz zu."
Lou schüttelte den Kopf. „Hör mal auf dein Körper.."
Ich schnitt ihr mit einer Handbewegung das Wort ab. „Da sind Patienten die krank sind und um die ich mich jetzt kümmern sollte. Ich hab für was anderes keine Zeit." Damit ließ ich sie stehen.
Doch gerade als ich zurück zum Fahrer in Raum 1 wollte, hielt mich unser Oberarzt auf. „Sie sehen nicht gut aus. Ihre Schicht ist eh in ein paar Stunden zu Ende. Gehen Sie nach Hause."
Wider winkte ich ab. „Nein, ich werde bis zum Ende meiner Schicht arbeiten. Mir geht es wirklich gut." Außer, dass mein Kopf sich anfühlte als würde er explodieren, meine Füße schwer waren und mir abwechselnd kalt und warm wurde - ging es mir gut. Besser als die letzten zwei Tage.
„Sie können nach Hause gehen und sich ausruhen." Seine
Stimme wurde fester.
„Aber wie wollt ihr alle das denn ohne mich schaffen...euch wird eine Schwester fehlen." Es ging nicht um meine speziellen Fähigkeiten, sondern um den Punkt, dass sie dann hier unterbesetzt waren.
„Wir hoffen einfach, dass es nicht schlimmer wird." Schief lächelte unser Oberarzt mich an.
Ich lachte. „Sehen Sie. Ihr braucht mich und ich kann noch nicht nach Hause." ....denn es war draußen dunkel. Doch das sagte ich nicht.
Niemand wusste es...
Bis auf...
Nicht mal Lou hatte ich davon erzählt. Auch wenn wir uns alles erzählten. Ich musste mit meiner Angst selber fertig werden, es reicht schon wenn Lou mich die ganze Zeit beobachtet.
Und ich war stolz auf mich, im letzten Monat hatte ich es geschafft, mich heimlich - nachts- auf die Dachterrasse zu schleichen und von dort auf New Jersey zu schauen. Die einzelnen Lichter hatte eine beruhigende Wirkung auf mich.
„Ich lasse nicht mit mir diskutieren." Seine Hand ging zum Vorhang. „Sie gehen jetzt nach Hause!" Damit verschwand er im Raum.
Ich fluchte vor mich hin. Sie ließen mir keine Change bis zum Ende zu bleiben. Das ganze Team machte sich zu viele Sorgen um mich.
Es klimperte hinter mir. Lou streckte mir ihren Schlüssel hin. „Fahr zu mir nach Hause!"
Mein Freund und ich hatten uns vor einem Monat getrennt.
Und ich hatte immer noch keine neue Wohnung. Wenn er weg war schlief ich noch dort, doch zur Zeit war mein Ex leider nicht unterwegs. Und so hatte ich keine Bleibe. Lou ließ mich dann bei ihr schlafen, wenn sie wüsste das ich nie Nachts zu ihr fuhr, sondern hier blieb -konnte ich mir was anhören.
„Danke!" Ich tat so als ob ich ihr Angebot annehmen würde, um sie nicht zu kränken. In ein paar Stunden war es hell und ich konnte zu ihr nach Hause, so dass es aussah, als ob ich bei ihr übernachtet hätte.
Ich weiß, was ich tat gehörte sich nicht als Freundin, doch ich traute und konnte nicht von meiner Angst erzählen.
Bevor ich nach unten zu den Umkleiden ging erklärte ich Lou noch schnell in welcher Reihenfolge die Patienten behandelt werden mussten. Sie versprach mir sich gut darum zu kummern -so wie immer.
Im Umkleideraum war ich allein, es war still, bis auf den Ventilator der einen pfeifenden Ton von sich gab.
Gedankenverloren drehte ich den Schüssel in meiner Hand.
Ich konnte nicht nach Hause...
Also verschwand ich im leeren Büro der Allgemeinchirurgie.
Es stand seit Monaten leer. Unser letzter Chirurg hatte unerwartet gekündigt -für mich war die Kündigung perfekt gewesen.
Wenn ich eine Schicht abbrechen muss und es draußen noch dunkel ist, kann ich einfach hier übernachten. Es steht eine kleine aber feine Schlafcouch im Büro und hier kommt eh keiner hin. Ich brauchte keine Angst haben, dass jemand mich „erwischt".
Also schlief ich hier..und wie ich heute schlief. Ich überhörte mein Handy Wecker und auch meine innere Uhr versagte. Und als ich die Augen öffnete war es kurz nach elf.
Aber mir ging es besser als gestern. Mein erster Griff ging leider direkt zum Handy. Lou hatte mir geschrieben wo ich sei..Mist!
Ich legte mein Handy wieder weg. Dann muss ich ihr später antworten. Unmotiviert zog ich meine Klamotten über, schlurfte in die Gemeinschaftsküche und war zum Glück allein. Das Gequatsche von den Krankenschwestern konnte ich mir gerade nicht anhören.
Erst machte ich mir ein Kaffee, der hier aber nur halb so gut schmeckte wie in der Cafeteria. Danach schüttete ich meine F Loops in eine Schüssel und füllte diese mit Milch.Wenn Lou jetzt hier wäre hätte es eine Diskussion gegeben. Sie gab nämlich immer als erstes die Milch in die Schüssel und dann die Cornflakes.
Ich ließ mich auf der gemütlichen Couch nieder und starrte bei Essen aus dem Fenster.
Die Tür wurde aufgerissen. „Camille? Ich möchte mit Ihnen reden. Kommen Sie bitte gleich in mein Büro." Mein Chef nickte mir zu und verschwand so schnell, wie er gekommen war.
Ich aß mein Müsli auf, schlüpfte in meine Turnschuhe und machte mich auf den Weg zu meinem Chef-dessen Büro ganz oben war.
Ich klopfte an der offenen Tür. „Kommen Sie rein, Camille!"
Das ließ ich mir nicht zweimal sagen, mit einer Handbewegung wies mein Chef mich auf, mich zu setzten.
„Wie geht es Ihnen?", fragte er so beiläufig wie möglich - doch ich wusste das er es nicht so meint.
Ich knetete meine Hände. „Eigentlich geht es mir gut. Ich arbeite hier, dass ist..."
„Camille..." Der große Mann gegenüber von mir stützte sich mit den Unterarmen auf dem Tisch ab. „ich meine es Ernst!
Wie geht es Ihnen?"
Meine Schultern sackten nach vorne. „Gut, ich hab in sechs Tagen meine zweite Sitzung." Auch wenn das Thema nicht lustig war, musste ich trotzdem lächeln.
Meine Arbeitskollegen waren wie eine Familie und in einer Familie sorgte man sich um einander.
Als ich neu nach New Jersey gekommen bin, habe ich mich fremd gefühlt. In der Stadt....hier im Krankenhaus, doch nach kurzer Zeit war es nicht mehr so gewesen. Die Kollegen wurden zu meiner Familie und die Stadt zu meinem Zuhause. Ich wusste warum meine Mutter gern hier sein wollte...
Ich schüttelte mich, um nicht an meine Mutter denken zu müssen.
„Haben Sie irgendwelche Nebenwirkungen?" Selbst nach diesen Jahren, die wir schon zusammen arbeiteten siezte mein Chef mich immer noch. Während ich hingegen ihn eiskalt dutzte und wenn ich Lust hatte sprach ich in auch mit seinem Vornamen an.
Ich schüttelte den Kopf-und log. „Nein, hab ich nicht. Mir geht es sehr gut!"
Mein Chef beeugte mich. Er schien mir das nicht glauben zu wollen. Ich lachte. „Mir geht es wirklich sehr gut, schließlich kann ich ja noch arbeiten." Nach einer kurzen Pause sprach ich weiter. „ich hoffe, dass war nicht der einzige Grund warum du mich herbestellt hast."
Damit konnte ich ihn auch ablenken und er schaute mich nicht mehr so prüfend an. „Nein war es nicht. Ich möchte die Dienstpläne für den nächsten Monat fertig machen. Hast du eine Idee wen ich am besten zusammensetzen kann?" Er machte eine dramatische Pause. „Außerdem will ich, dass Sie den ersten Monat mit unserem Neuen läufst." Dabei deutete er auf eine Akte.
Erst runzelte ich die Stirn, doch da erhellte sie sich wieder.
Nächsten Monat, also in drei Tagen, sollen wir unser neuen Chirurg kriegen. Ich hatte ihn bis jetzt noch nicht gesehen, bei seinem Vorstellungsgespräch war ich nicht im Haus -um so mehr freute ich mich auf ihn.
„Uhh, dass ist also unser neuer Chirurg?" Ohne zu fragen schnappte ich mir die Akte, schlug sie auf und erstarrte.
Das konnte nicht wahr sein!

———
LG
Elli 🩺🧚🏼‍♀️

The past between us Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt