Kapitel 13

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~ Ben ~

"hoppe hoppe Reiter...", leise sang ich Liam das Lied vor und wippte mit ihm auf dem Schoß auf und ab. Der kleine Mann quietschte vor Vergnügen und sah mich jedes Mal, wenn ich den Ritt beendet hatte, mit seinen großen blauen Augen abwartend an - denn er wollte nochmal! Wie sehr hatte ich es vermisst, die Kinderschar um mich zu haben. Ich liebte es, mit ihnen zu spielen und zu wissen, dass es ihnen gut ging. Hoffentlich... Immer wieder sah ich auf die Uhr, denn Lillys Untersuchung schien sich ganz schön zu ziehen. Eigentlich wollte Elias doch nur ein Echo und eine Blutgasanalyse machen. Normalerweise sollte das doch in höchstens zwanzig Minuten erledigt sein. Jetzt war ich schon über eine halbe Stunde mit den Kindern auf dem neuen klinikeigenen Spielplatz, den Herr Berger erst vor zwei Monaten werbewirksam eingeweiht hatte. Mira und Raya waren vollends begeistert von den Schaukeln und dem Klettergerüst, sodass ich Bedenken hatte, dass sie später nicht ohne Geschrei wieder davon wegzubekommen sein würden.
Als Zoe mir die Kinder vorhin anvertraut hatte - Leyla war schon mal mit Lilly auf dem Weg zur Kinderstation gewesen - hatte sie mir versprochen sich zu melden, sobald es Neuigkeiten gab. Das Warten machte mich jetzt jedoch schon ganz schön nervös. Es wird doch alles in Ordnung sein, mit Lilly?
Um mich etwas abzureagieren stand ich auf und lief mit Liam im Arm ein bisschen näher zu den Mädchen. "Passt aber gut auf beim Klettern, ja? Ich will nicht, dass sich eine von euch heute noch den Arm bricht!", ermahnte ich die größeren Mädchen, die gerade beide Turnübungen zu machen schienen. Glücklicherweise waren die Stangen nicht allzu hoch und der Boden darunter recht weich. Das war Herrn Berger beim Bau des Spielplatzes enorm wichtig gewesen. Nicht auszudenken, wenn sich auf dem JTK-Spielplatz ein Kind verletzen würde!
Ich setzte Liam auf dem eben erwähnten weichen Untergrund ab, als er mir sofort seine Hände entgegen streckte und mich bittend ansah.
"Tipp Tapp?" Es war so niedlich, dass sogar die Zwillinge langsam erste Worte sprechen konnten. Auch wenn die beiden aufgrund ihrer Vorgeschichte vergleichsweise klein waren, waren sie kognitiv doch recht weit. Wahrscheinlich lag das auch daran, dass sowohl ihre Mutter als auch ihre Oma ziemlich viel mit ihnen sprachen. Ich musste schmunzeln. Ja, meine Frau redete manchmal zugegebenermaßen wie ein Wasserfall. Früher zumindest, als wir noch miteinander sprachen... "Was möchtest du denn, Liam? Willst du etwa laufen?" fragend sah ich den kleinen Jungen an, der mich sogleich bestätigend mit seinen ersten Zähnchen angrinste. "Na gut..." Ich ergriff vorsichtig seine winzigen Hände. "Dann wollen wir mal ein bisschen üben, hm?"
Tatsächlich umschlang Liam sofort meine Zeigefinger und stand auf. 'Er wird doch nicht wirklich schon seine ersten Schritte machen?' Völlig perplex und stolz beobachtete ich den Jungen, der ehrlich gesagt noch etwas unsicher und wackelig, gleichzeitig jedoch sehr selbstbewusst einen Fuß vor den anderen setzte. "Super machst du das, Spatz!"
Ich war so vertieft in das Lauftraining, dass ich überhaupt nicht bemerkt hatte, dass wir Besuch bekamen...

The distance between usWhere stories live. Discover now