Kapitel 24:

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Luca:

Nicht zu fassen, ich hatte endlich Avas Eltern kennengelernt. Und jetzt saß ich alleine mit ihrem Vater im Auto. Nervös schaute ich den Mann von der Seite an. Er hatte einen Dreitagebart und dunkle Haare. "Also Luca, wo wohnst du denn?"

Ich nannte dem Mann hinterm Steuer die Adresse meines Hauses und er nickte. "Und du warst heute mit meiner Tochter tanzen, ja?" Er wartete nicht auf eine Antwort, sondern sprach gleich weiter. "Dir ist hoffentlich klar, dass ich es nicht gerne sehe, dass meine Tochter allein mit einem Jungen unterwegs ist. Noch dazu um so eine Uhrzeit." Er blickte mich kurz an, aber wandte dann seinen Blick wieder der Straße zu. "Das verstehe ich natürlich. Wir haben uns auch nur zufällig in der Mall getroffen. Sie war da mit zwei ihrer Freundinnen und dann hab ich sie, nachdem ihre Freundinnen gegangen waren, gefragt, ob sie nicht Lust hätte, noch ein wenig mit mir wohin zu gehen. Sie trifft keinerlei Schuld. Aber ich verspreche Ihnen, ich hab auf sie aufgepasst, ich würde nie zulassen, das ihr
etwas geschieht. Und ich verspreche, dass wir beim nächsten Mal auf die Zeit achten.", sagte ich unbeholfen. Ich hatte Respekt vor ihrem Vater. Hoffentlich wusste er nicht, wie sehr ich Ava geärgert hatte. Beschämt blickte ich bei den Erinnerungen an meine Hänseleien auf meine Schuhe hinunter.

"Ach so, du möchtest das also mit ihr wiederholen?" Ich blickte wieder auf. "Ähm, ja schon. Also, wenn das okay für Sie ist?", stotterte ich. Wieso war ich plötzlich so unsicher?

"Ich bin es ja gewohnt, dass mein kleines Mädchen spätnachts noch mit Jungs draußen ist", wie bitte??!! , "aber da ist normalerweise ihr Bruder dabei."

Ava geht mit ihrem Bruder und Jungs spät nachts nach draußen??

"Sie liebt es, mit ihm und seinen Freunden draußen umherzustreunen. Manchmal habe ich das Gefühl, dass sie sich mit denen wohler fühlt als mit ihren eigenen Freundinnen. Aber es soll mir Recht sein, dass sie ihr Leben lebt und ich weiß, dass ihr Bruder niemals zulassen würde, dass einer der Jungs ihr zunahe kommt. Außerdem kenne ich die auch persönlich, die sind alle nette Jungs."

Oh woah. Sie geht mit Jungs nach draußen. Das hatte ich nicht erwartet. Ein kleiner Stich fuhr in meinen Bauch.

"Mach dir keine Sorgen, Junge. Aber wenn du es wagst, sie zu verletzen, dann werden diese Jungs dich alle köpfen, glaub mir. Und ich denke, würdest du sie verlassen, würde sie, nachdem sie über dich hinweg gekommen ist, dann würde ich ihr einen dieser Jungs ans Herz legen. Die liegen ihr alle zu Füßen, aber sie merkt das gar nicht. Ich, als Vater, merke das natürlich sofort."

Ich glaub, mir ist schlecht. Die Jungs liegen ihr zu Füßen?

"Ich erlaube dir, dich mit ihr zu treffen, solange ich erfahre, wenn ihr etwas zusammen unternehmen wollt und du auf sie aufpasst."

Ich nickte benommen.

"Ich vertraue dir."

Wow. "Danke Herr Adams." Er hielt vor meinem Haus. "Hab einen schönen Abend, Luca. Bis bald."

Ich verabschiedete mich ebenfalls von ihm und stieg dann aus. Das Auto fuhr leise fort und ich stand noch einige Minuten regungslos dort am Straßenrand.

***

Ava:

"Jetzt erzähl mir mal, was passiert ist, dass du erstens nicht mit deinen Freundinnen unterwegs warst, wie ich eigentlich dachte und zweitens, wie es dazu kam, dass du plötzlich mit einem Jungen, der dich für deine Nettigkeit verurteilt hat, tanzen gehst?" Vorwurfsvoll blickte meine Mama mich jetzt an. "Es tut mir leid Mama, ich war wirklich mit Mila und Ana unterwegs, aber dann kam Luca auch irgendwie und dann.. ähm dann hat er meine Hand genommen und dann sind wir einfach in seine Lieblingsbar gegangen, Ana und Mila sind nämlich beide heim."

"Aber du bist doch nicht nur mit, weil er deine Hand genommen hat, oder? Du konntest ihn doch nicht ausstehen, oder?" Die Sommersprossen in ihrem Gesicht hüpften auf und ab, als meine Mutter mich neugierig anschaute. Mein Gesicht erwärmte sich leicht und  ich schwieg betreten. Wenn ich es jetzt aussprach, dann konnte ich es nicht mehr zurück nehmen. Einmal tief durchatmen.

"Ava, lass dir doch nicht alles aus der Nase ziehen. Ich sehe, dass er dir nicht egal ist und das ist doch auch okay, mein Schatz."

"Naja, also.. ich weiß gar nicht, wann es überhaupt angefangen hat. Er war immer scheiße zu mir und dann hab ich ihm meine Meinung gesagt. Plötzlich war nichts mehr wie es war...", fing ich an zu erzählen. Ich entschloss mich jedoch dazu, die Sache mit dem Körpertausch für mich zu behalten, sonst würde mich meine Mutter sofort für verrückt erklären. "Irgendwie habe ich bemerkt, dass er es auch nicht immer so einfach hat. Und mir ist aufgefallen, wie schlecht es ihm ging, nachdem er bemerkt hat, wie scheiße die ganze Sache mir gegenüber war und wie ich mich dabei gefühlt habe. Wir haben beide gemerkt, dass der jeweils andere es nicht leicht hat. Und dann war er einfach manchmal da und hat so Bemerkungen gemacht, dass er genau weiß, dass ich ihn mag, obwohl das ja eigentlich gar nicht gestimmt hat, aber irgendwie hab ich es gemocht, dass er das sagt. Und heute ist es mir dann richtig klar geworden, wir haben total viel geredet und dann haben wir später getanzt." Ich seufzte tief. "Es war wunderschön."

Die Augen meiner Mama schimmerten verdächtig.

"Nicht weinen Mama.", lachte ich.
"Ich kann nur nicht glauben, dass meine kleine Motte schon so groß ist." Sie lächelte. Und dann überschwemmte mich plötzlich eine große Welle der Zuneigung und Liebe für diese Frau, die mich geboren hatte und mich seitdem umsorgte und auf mich aufpasste und liebte. Ich zog sie in meine Arme und hielt sie fest. "Danke Mama. Ich hab dich lieb."

"Ich hab dich auch lieb."

***
So richtig glücklich wurde ich dann, als mein Vater wieder Zuhause war und in einer sachlichen Tonlage verkündete:" Der Junge ist in Ordnung." Ich sah genau das leichte Lächeln auf den Lippen meines Vaters.

Dann stürmte ich auf ihn zu und drückte ihn fest.

Und klar, ich wusste nicht, was das genau zwischen mir und Luca war, aber etwas war da, das konnten wir beide nicht leugnen. Und wer wusste schon, was die Zukunft mit sich bringen würde.

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