9 | Über Pizza und Stolperer.

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"Tessa, hey!!" Ich drehte mich nach links und sah einen breit grinsenden Taddl auf mich zukommen. Lächelnd hob ich die Hand, während ich ihm mit schnellen Schritten entgegen kam. "Hi.", meinte ich, als ich direkt vor ihm stand.

"Warum wartest du hier auf der Straße? Ich wäre doch auch in deine Wohnung gekommen.", lachte er. Ich zuckte nur mit den Schultern. "Naja, das hat eigentlich keinen bestimmten Grund. Ich war nur eher fertig und dachte mir, dass ich doch genauso gut rauskommen könnte. Jetzt is' der Weg kürzer." Die Wahrheit war, dass ich vermeiden wollte, dass Taddl Ardy, der, nach wie vor, in meiner Wohnung war, begegnete oder bemerkte. Zum einen, weil er bestimmt falsche Schlüsse daraus gezogen hätte und zum anderen, weil ich nicht wollte, dass Ardy seine schlechte Laune an ihm auslassen konnte.

"Oh, okay.", erwiderte er. "Wollen wir dann los? In die Pizzeria?"

Ich nickte schnell. "Klar. Ich sterbe vor Hunger."

-

Taddl und ich saßen bereits seit einer guten Stunde in der Pizzeria. In dieser Zeit habe ich eine wirklich unglaublich gute Pizza gegessen und noch dazu viele Dinge über Taddl erfahren. Wirklich unheimlich viele. Er redete anscheinend gerne. Wenn er ein Thema fand, das er mochte, war es schwer ihn in seinem Redeschwall zu stoppen.

Nach Familie und Herkunft kamen wir zu den Hobbys. - Er zeichnete gerne, ich hingegen hatte in diesem Bereich überhaupt kein Talent. Ich schaffte es nicht mal einen geraden Strich mit einem Lineal zu machen. Leute, mit einem Lineal. Das war lustig und traurig zugleich. Okay, nein. Wohl eher traurig, als lustig.

Ich liebte Bücher über alles. - Taddl hatte in seinem Leben, wie er behauptete, fast keine Bücher gelesen. Solche Dinge interessierten ihn nicht.

Also mal zusammengefasst: wir hatten so ziemlich überall eine andere Meinung, aber das war nicht schlimm. Eher im Gegenteil: diese Uneinigkeit war, auf eine seltsame Art und Weise, toll. Ich mochte es mit ihm zu diskutieren.

Irgendwann kamen wir zum Thema Beruf. Ich erklärte ihm, dass ich eine Ausbildung zur Erzieherin machte. Er lachte daraufhin leise in sich hinein. "Is' das nicht etwas langweilig?"

Pah. Langweilig? Das hätte genauso gut von meiner Mutter stammen können.

Ich hustete gekünstelt. "Wohl eher das Gegenteil von langweilig. Das is' der beste Beruf, den du dir vorstellen kannst. Kinder sind toll. Weißt du, was ich da alles erreichen kann?" Taddl zog die Augenbrauen zusammen, während er das Glas, das vor ihm stand, in die Hand nahm. "Ich meine jetzt nicht sowas wie Beförderungen zum keine Ahnung was. Ich meine bei den Kindern. Ich weiß, sie sind noch klein, aber das is' eher ein Vorteil. Ich kann ihnen etwas beibringen, Taddl. Wirklich wichtigen Scheiß. Zum Beispiel Toleranz.", erklärte ich.

Er verzog den Mund zu einer Grimasse und hob abwehrend die Hände. "Ja, okay. Ist ja gut. Toleranz is' wichtig. Und Erzieherin unheimlich toll.", gab er sich geschlagen. "Zufrieden?"

Ich nickte triumphierend. "Mhh." Ich hatte eine verwirrten Seele von meinem Beruf überzeugt. - Hachja. Das war doch gut. Ich hatte etwas sinnvolles geschafft. Ich lehnte mich grinsend etwas über den Tisch. "Jetzt bist du aber mal dran. Was machst du?" Er wollte gerade zu seiner Antwort ansetzten, da schnitt ich ihm das Wort ab.

"Oder nein, warte. Lass mich raten. Mit deinen ganzen Tattoos wärst du doch der perfekte Anwalt. Seriös und ernst. Hab' ich Recht oder hab' ich Recht?", witzelte ich.

Er rollte lachend mit den Augen. "Wow Tessa. Ich, ein Anwalt. - Witzig, echt. Aber nein. Ob du's glaubst, oder nicht, ich mache Musik. Und bin noch dazu Youtuber. Aber momentan konzentriere ich mich hauptsächlich auf die Musik."

fakin' it ❖ taddl, ardy ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt