Do you remember the time when...?

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Leise setze ich einen Fuß vor den anderen, meine Hand auf mein Schwert gelegt. Mein Opfer hat keine Chance. Meine Mundwinkel verziehen sich leicht nach oben. Mein Ziel steht nur wenige Fuß von mir entfernt, mit dem Rücken zu mir gewandt, ein großer Fehler. Ich verdoppele mein Tempo, stoße mich an einem kleinen Erdhügel ab und lande mit einem gewaltigen Sprung auf dem Rücken des großen, blonden Mannes.
Dieser schreit auf, lässt sein Buch fallen und taumelt nach hinten. Er packt mich an den Schultern und hebt mich über seinen Kopf und lässt sich schließlich lachend ins Gras fallen.
"Du hast mich nicht bemerkt, Haldir", lache ich und trommele mit meinen Händen auf seine Brust.

"Nein, in der Tat, das habe ich nicht", antwortet er lachend. Ich rolle mich von ihm runter und ziehe mein Holzschwert, das mein Vater für mich geschnitzt hat und halte es Haldir entgegen.
"Verteidige dich!" schreie ich und gehe auf ihn los. Haldir taumelt überrascht zurück und greift nach dem nächstbesten Stock und wehrt gezielt meine Angriffe ab. "Du hast keine Chance, Ork!", rufe ich grinsend.
"Oh nein", grölt Haldir mit einer verstellten, tieferen Stimme. "Eine furchtlose Elbin!", ich springe ein Stück auf ihn zu und schlage ihm den Stock aus der Hand und ramme ihm mein Schwert in den Bauch.
Haldir stöhnt auf, umfasst das Schwert mit seinen Händen und sinkt keuchend auf den Boden.
"Haha", rufe ich. "Und wieder gehen die Lichtelben siegreich hervor mit der furchtlosen Marween an der Spitze!", juble ich und werfe mich lachend um Haldirs Hals.

Er lässt sich ins Gras sinken und streicht sanft über mein Haar.
"Du wirst einmal eine große Kriegerin!" Er lächelt. "Und dann geh ich in deine Armee und kämpfe Seite an Seite mit dir gegen die Orks!"
Ich balle meine Hände zu Fäusten und boxe in die Luft. "Sachte", lacht er. "Aber zuerst musst du ausgebildet werden."
"Eigentlich kann ich jetzt schon beitreten!", ich grinse stolz. "Schließlich bin ich ja schon neun Jahre alt und ich habe dich schon besiegt!" Haldir lacht auf. "Liest du mir was vor?", flüstere ich und zeige auf das achtlos fallengelassene Buch. "Hm...", Haldir macht ein nachdenkliches Gesicht "Soll ich wirklich?"
"Bitte, bitte!", jammere ich.
"Na gut", er setzt sich auf, nimmt das, schlägt die richtige Seite auf und fängt an die Geschichte auf Elbisch zu singen.

"Eine schöne Geschichte!", schwärme ich als Haldir den letzten Ton singt.

"Eine traurige Geschichte", antwortet dieser gedankenverloren. "Es handelt von einem Liebespaar. Sie wurden verzaubert, einer in einen Falken und der andere in einen Wolf und nur alle 1000 Jahre haben sie die Möglichkeit sich wieder zu sehen!", sagt er seufzend und legt sich neben mich ins Gras.
Ich setze mich auf und umarme ihn und drücke mich an seinen Hals.
"Ich mag dich Haldir", flüstere ich ihm ins Ohr.
Ich spüre, wie er seine Arme sanft um meinen Rücken legt und ebenfalls mich an sich drückt. "Ich mag dich auch Marween!"

Das Bild verschwimmt und färbt sich auf einmal Schwarz. Bewegen kann ich mich nicht, schreien ebenso wenig. Ich höre Schreie, Schreie von Männern.
Das Bild nimmt Form an und ich sehe kämpfende Menschen und Elben. Ein Mann fällt mir dabei ganz besonders auf. Er hat schwarzes Haar, und ich erinnere mich, ihn schon einmal in Bruchtal gesehen zu haben... Da fiel es mir wieder ein - Aragorn.

Er dreht sich um und schreit. "Nan bara - zur Burg." Mit einem gezielten Schlag wehrt er einen Ork ab. "Haldir", ruft er erneut. Haldir der gerade einen Ork von der Mauer schubst sieht ihn an. "Nan Bara", schreit Aragorn erneut. Er nickt und wiederholt den Befehl. Plötzlich keucht er auf und wird ganz starr, seine sonst so lebendigen Augen sind nun auf mich gerichtet. Er würgt und fällt auf die Knie über ihm ein Ork der grade seine Axt aus ihm heraus zieht.
"Haldir", will ich schreien, doch ich kann nicht. Seine Lippen formen noch ein letztes Mal meinen Namen, er streckt seine blasse Hand nach mir aus, dann kippt sein Kopf leblos auf Aragorns Schulter. "Neiiiiiiin!", schreie ich in die Dunkelheit hinein und falle kopfüber in tiefe, dunkle und bedrohliche Schatten.

"HALDIR!", keuchend setze ich mich auf einem Bett auf.
Es war nur ein Traum, rede ich mir ein. Nur ein Traum.
Ich sehe mich um, ich war in einem Zimmer, die Wände weiß gestrichen.
Ich streiche mir durch mein glattes Haar, und verdrehe meine Augen, ich
bin immer noch in dem Kleid, das ich mir für das Bankett in Stuttgart angezogen habe. Seufzend stehe ich auf und öffne ohne mir große Hoffnung zu machen den einzigen Schrank der im Zimmer steht. Darin liegt eine Tasche.
Neugierig ziehe ich sie heraus und öffne sie. Nein ... meine Augen weiten sich. Darin finde ich ein Kleid - mein Lieblingskleid. Langsam ziehe ich es heraus. Es ist ein chinesisches Kampfkleid und ein Zettel fällt zu Boden. Langsam hebe ich ihn auf.
Meine Liebe Blüte,
ich weiß dass du darauf bestanden hast, dieses Kleid zu Hause zu lassen, aber ich habe es trotzdem mitgenommen, weil ich weiß, wie schön du darin aussiehst, wenn du tanzt. Es war mein letzter Wunsch es nach New York mitzunehmen. Damit du es auch ohne mich tragen kannst.
我也爱你 [ wô aî nì]*
Hae Joo Chang

Ich sinke auf die Knie, das Kleid in den Armen. Ein roter Stoff, dafür gedacht Schwerthiebe abzuwehren. Von meinem Elbenkleid habe ich das Mithril darin verarbeitet. Ich atme tief durch, streife es über und fahre sanft mit meinen Händen den Stoff entlang. "Loki, du wirst es bereuen, dass Hae Joo Chang gestorben ist!"

Ich blicke aus dem Fenster und sehe Wolken vorbei ziehen. Ich stocke ... Wolken?! Ich springe auf und renne zum Fenster und blicke hinaus. Erschrocken stolpere ich zurück, ich bin mindestens 1000 Fuß über den Boden.

You and me into eternity - Das Geheimnis der goldenen RosenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt