Die goldenen Rosen

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Goldenes Licht dringt durch meine geschlossen Augenlider und ich atme den Duft frisch gepflückter Rosen ein. Langsam öffne ich die Augen. Ich bin in einem riesigen Raum, in dem ebenfalls andere verletzte Personen liegen. "Du bist wach!", irritiert blicke ich auf Thor.
"Wo bin ich?", krächze ich. Ein alter Mann mit einem weißen Bart und einem goldenen Speer stellt sich neben Thor.
"Du bist in Asgard", sagt dieser lächelnd.
"Ich bin WO?", erschrocken springe ich aus dem Bett und laufe zum Fenster, was ich sehe ist einfach unbeschreiblich! In voller Pracht erstreckt sich die goldene Stadt unter mir - Asgard, das Land der Götter, der Ursprung aller elbischen Lieder und Sagen.
Ich bin von der Schönheit so erfasst, dass mir Tränen über die Wangen fließen, von hinten legt sich mir eine große Hand auf die Schuler, Thor. "Wunderschön nicht wahr?" Ich nicke und drehe mich zu ihm um.
"Lokis Teseractblitz hat dich getroffen, ich konnte dich nicht sterben lassen, ich bin dir ja noch etwas schuldig!" Er lächelt.
Zwei Dienerinnen bringen ein weinrotes Kleid herein und Thor kann sein Lächeln kaum verkneifen. "Das ist für dich, in deinem Zimmer hängen ebenfalls welche, aber Vater will dich sprechen und ich denke, damit wirst du ihn beeindrucken! Auf jeden Fall!"
Mit klopfendem Herzen betrachte ich den wunderschönen Stoff und streiche über die weiche Seide. "Komm!", langsam folge ich Thor durch den unbeschreiblich schönen Palast. Bilder schmücken die Wände und erzählen die Geschichten der Jahrtausende. Ich bin so hingerissen, dass ich nicht merke, dass wir stehen bleiben und pralle gegen Thor. "Sachte", er lächelt wieder und hält mir die Tür auf.
Ich betrete ein riesiges Zimmer. Die Wände sind aus Stein, doch sind sie so geschmückt, als wären sie aus feinstem Holz.
An den Wänden reihen sich Bücherregale mit sehr alten Manuskripten und Bücher über Zauberei und Magie, doch eine Wand fällt mir ins Auge. Ein Künstler, der sein Handwerk verstand, hatte ein riesiges Gemälde an den Stein gezeichnet. Darunter steht ein wunderschönes und weiches Himmelbett mit seidenen Decken. Sprachlos stehe ich da und bestaune das prächtige Zimmer.
"Nachdem du dein Zimmer bestaunt hast, möchte ich dich bitten, dich fertig zu machen und das Kleid anzuziehen, denn mein Vater Odin möchte mit dir sprechen!" reißt mich Thor aus seinen Gedanken und geht mit den Wachen hinaus.

Ich kann es nicht fassen, ich bin in Asgard, die Welt von der mein Volk nur Sagen und Lieder singt! Vorsichtig streife ich mein Kleid ab, lege es auf das Bett und kleide mich mit dem wunderschönen, weinroten Stoff den Thor mir geschenkt hat. Langsam trete ich vor den Spiegel und schaue mir mein neues Ich an. Immer noch ich, meine Augen, meine Haare, mein Mund, doch das Mädchen, welches auf der Erde für seine Freiheit gekämpft hat bin ich nicht mehr, ich sehe aus wie eine Prinzessin Asgards.
Freiheit, dieses Wort erinnert mich an Loki und wieder kommt mir der Mann in den Sinn, welcher mir dieses Wort erklärte, der mir zeigte, was wahre Freiheit bedeutet. Er hat Recht, auf der Erde gibt es keine Freiheit! Wieder erinnere ich mich an seine smaragdgrünen Augen, an sein schelmisches aber weißes Lächeln. Was ist mit ihm geschehen, lebt er noch? Auch wenn es etwas absurd klingt, sehne ich mich nach seiner Berührung, seinem Kuss.
"Mylady?", ein Klopfen an der Tür reißt mich aus meinen Träumen.
"Ich bin fertig!", rufe ich und trete hinaus.
"Seid gegrüßt, Marween vom Volk der Elben!", Odin, der Allvater, begrüßt mich herzlich.
"Sie kennen meinen Namen?", frage ich erstaunt. Der Allvater lächelt mich an. Sein Lächeln, seine Haltung, alles strahlt mehr als nur Weisheit aus, sondern auch Macht, Alter, die Jahre die er über Asgard herrscht.
Wir treten in einen wunderschönen, prächtigen Garten. Vor einer silbernen Bank bleibt Odin stehen, setzt sich und deutet mir es ebenfalls zu tun. Ich setze mich neben ihn. "Ich weiß was du nun über meinen Garten denken magst, er ist wunderschön und ich bin sehr stolz darauf, doch sehe ihn dir genauer an!"
Meine Augen wandern durch den Garten, angefangen bei den prächtigen Bäumen und ... plötzlich sehe ich ganz hinten einen verdorrten Rosenstrauch. Kein Blatt, keine Rose ist mehr auf dem kahlen Strauch zu sehen.
Und jetzt sehe ich auch, wie der so schöne Garten langsam verwelkt. Nichts kann sie dabei aufhalten. Manche Blütenköpfe nach unten gesenkt trocken, leblos.
Odin steht auf und wandert gedankenverloren zu dem verdorrten Rosenstrauch und ich stelle mich neben ihn.
"Das ist eine Königsrose! Mein Großvater hatte es in den Zeiten der Not von einem Zwerg geschenkt bekommen. Dies ist ein Rosenstrauch mit goldenen Rosen. Das Königshaus verwendet ihn für gute Zwecke. Die Königsrose hatte ebenfalls einen Zauber an sich. Er hält die Bäume Asgards grün und lebendig, angefangen bei diesem Garten, wird es in 5000 Jahren keine Pflanze mehr geben, kein Vogel wird singen. Eine alte Frau hat mich verflucht, als ich ihr letztes Gut genommen habe. Es war ein Fehler! Kurz bevor die Rose verwelkte wurde uns prophezeit dass eine Unsterbliche von der Erde unser Leid erlösen wird, und mit dem Kronprinzen Seite an Seite regieren wird." Ich schaue auf den Boden, Thor kommt mir in den Sinn. Wer sonst ist der Kronprinz ... "Vor zehn Jahren entdeckte dich Heimdall mit seinem allsehenden Blick und er war sich sicher, dass wir dich nicht einfach sterben lassen können. Ich stimmte ihm zu. Vielleicht würdest du auf die Prophezeiung zu treffen. Ich rettete dich vor den Orks und schickte dich auf die Menschenwelt."
"Ich danke euch, wahrscheinlich wär ich jetzt tot!"
"Heimdall wusste um deine Beziehung zu diesem Mann!" Haldir flüstern mir meine Gedanken zu.
"Es tut mir leid!", ich schüttele den Kopf. "Er vergaß mich bestimmt schon vor langer Zeit."
"Nein!", Odin lächelt mich an. "Er erinnert sich und diese Erinnerung ist unsterblich!"
"Was muss ich tun um diese Rose zum Blühen zu bringen?", frage ich und werde rot. Dass die während meiner Abwesenheit aufblüht, der Gedanke wäre zu schön gewesen.
Odin schaut mich nachdenklich an. "Ich weiß es nicht!"
Sanft berühre ich einen verdorrten Stängel der Rose, hole tief Luft und fange an ein elbisches Heillied zu singen. Schon bei den ersten Worten, bei der Berührung leuchtet der Strauch hell auf und langsam beginnt Blatt um Blatt zu sprießen. Rose um Rose beginnt zu blühen. Odin hatte nicht übertrieben, sie sind tatsächlich aus purem Gold. Ich merke wie Odin mich von hinten erstaunt anschaut.
Lächelnd beende ich mein Lied und schaue zu Odin. Aber dessen altes und weißes Gesicht verwandelt sich wieder in Trauer. "Soweit waren unsere Gärtner auch schon gewesen!"
Verwirrt schaue ich auf den Rosenstrauch und muss mit Entsetzen feststellen, wie die so schönen Rosen und Blätter langsam wieder schwarz werden und leblos zu Boden fallen.

You and me into eternity - Das Geheimnis der goldenen RosenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt