Herbst meiner Träume

Kuss auf die Wange

Noah und mein Date geht leider viel zu schnell vorbei, weswegen wir so ca. 19 Uhr vor dem Café stehen und uns verabschieden. Da keiner wirklich weiß, was er machen soll, verringere ich den Abstand zwischen uns und schließe ihn zaghaft in meine Arme. „Es war wirklich schön, Noah", flüstere ich ihm dabei leise in sein Ohr, wobei ich bemerke, dass er dadurch Gänsehaut bekommt. Dies lässt mich leicht grinsen. Genauso sanft schließt Noah seine Arme um meinen Körper, was ein gutes Gefühl in mir auslöst. „Ich fand es auch schön Leon und ich würde es gerne wiederholen", erwidert Noah, worauf ich mich leicht von ihm löse und ihn lächelnd zunicke. „Ich möchte es auch gerne nochmal wiederholen", grinse ich ihn an. „Das trifft dich gut", antwortet Noah darauf lächelnd. „Kannst du übermorgen? Oder am Feiertag am Montag oder Dienstag?", fragt er mich direkt. Kurz überlege ich, da ich nicht ständig an alle Termine denken kann, ehe mir einfällt, dass ich am Sonntag gegen Leipzig spiele und dafür morgen noch mit der Mannschaft hinfahren kann. Das bedeutet ich bin den halben Samstag, den ganzen Sonntag und den halben Montag weg, deswegen schüttle ich leicht traurig meinen Kopf. „Ich bin so gut wie das ganze Wochenende weg. Ich kann nur Dienstag", gebe ich betreten von mir. Noahs Freude nimmt ein bisschen an, aber als ich ihm sage, dass ich Dienstag zur Verfügung stehe, kehrt sein wirklich schönes Lächeln zurück. „Dann lass uns doch Dienstag was zusammen machen. Du kannst zu mir kommen und wir kochen was zusammen. Was hältst du davon?", überlegt er laut. „Das klingt echt gut, aber willst du mich denn wirklich schon deiner Familie vorstellen?", hinterfrage ich misstrauisch. „Ich wohne nicht mehr bei meiner Familie, ich habe seit zwei Jahren eine kleine Wohnung in der Innenstadt von Frankfurt", erklärt er mir lachend. „Oh, wusste ich nicht", gebe ich kleinlaut von mir. „Ich habe es ja auch nicht gesagt. Ich schicke dir dann einfach die Adresse für Dienstag", lächelt Noah mich an, was mich nicken lässt. „Also dann", leitet er den Abschied ein, worauf ich eingehe. „Also dann", tue ich ihm gleich. Ehe ich mich versehen kann, gibt er mir einen kurzen Kuss auf meine Wange und lächelt mich dann nochmal an, ehe er dann geht. Ein wenig erstarrt von dem unerwarteten Kuss auf meine Wange bleibe ich noch kurz stehen und berühre ganz zaghaft die Stelle, wo seine Lippen meine Haut berührt haben. Schnell reiße ich mich wieder zusammen und laufe zu meinem Fahrrad, dass ich abschließe und neben mir her zum Bahnhof schiebe.

Im Zug werde ich von meiner Schwester angerufen, weswegen ich auch drangehe, um mich zu vergewissern, dass es ihr gut geht und dass sie gut angekommen ist. Es kann ja viel auf einer Zugfahrt passieren. „Hey, Prinzessin", begrüße ich sie. „Hey Leon, ich wollte nur schnell sagen, dass ich jetzt bei Tine im Auto sitze und zu Jamie fahre. Es ist alles gut gelaufen. Hat Dad schon nach mir gefragt?", höre ich sie gut gelaunt. „Das ist gut, schreib mir später mal wie er reagiert hat. Wenn er flennt, mach ein Video, damit kann ich ihn aufziehen", schmunzle ich, was Leiah zum lachen bringt. „Ich trage es Tine auf, dass sie filmen soll. Hat Dad schon nach mir gefragt?", wiederholt sie ihre Frage. „Kann ich dir nicht sagen. Ich war bis eben auf meinem Date und fahre grade nach Hause. Ich denke, dass er mich gleich fragt. Nur zum Verständnis. Ich sage ihm, dass du das Wochenende bei einer Freundin verbringst und mit ihr für die Schule lernt, ja? Er kann dir dann ja schreiben und du kannst ihm einen Namen sagen", erkläre ich ihr. „Ach stimmt, du hattest ja ein Date. Wie ist es gelaufen?", fragt sie neugierig. Kurz muss ich an lächeln, während ich an Noah denke. „Es war echt schön. Wir waren in einem Café und haben lang geredet. Es kann sein, dass ich mich echt verliebe", erzähle ich ihr. „Hey! Das freut mich total für dich. Es tut dir ganz sicher sehr gut mal ein normaler Teenager-Leben zu führen, du Profifußballer", höre ich sie aufrichtig glücklich sagen. „Hm, ja. Es tat wirklich gut. Ich glaub auch nicht, dass er mich als Fußballer kennt", nicke ich leicht und merke erst zu spät, was ich gesagt habe. „Er? Oh mein Gott, sag mir bloß nicht, dass du schwul bist und mir davon noch nie was gesagt hast?! Du weißt doch, dass ich sowas total supporte! Wie heißt er? Wo habt ihr euch kennengelernt?", gibt sie entsetzt von sich. „Naja, ich wusste nicht, wie du das Aufnehmen wirst und es ist immer noch so ein bisschen neu. Und ich habe mich vorher noch sie so verliebt, dass ich auf ein Date gegangen bin. Und Noah und ich haben uns in Mykonos an der Strandbar kennengelernt. Eine lange Geschichte, erzähle ich dir später", erkläre ich ihr peinlich berührt, obwohl es mir nicht peinlich sein sollte. Es ist aber noch so ungewohnt das „schwul-sein" auszuleben. „Das hört sich nach einer richtigen Liebesgeschichte an. Ich freue mich für dich, Leon. Und ich halte dicht, wenn du noch nicht bereit bist es den anderen der Familie zu sagen", kommt es von meiner viel zu tollen Schwester. „Danke, Leiah. Ich habe dich lieb", bedanke ich mich bei ihr. „Ich weiß, ich habe dich auch lieb. Ich muss jetzt nur Schluss machen, weil wir bei den Evans' angekommen sind", erwidert sie. „Alles klar, Prinzessin. Sag ihm schöne Grüße und hab ganz viel Spaß da unten in Bayern. Nur nicht zu viel Spaß", wünsche ich ihr und verziehe zum Schluss hin mein Gesicht, was Leiah zum Lachen bringt. „Mache ich, aber ich stelle mich dir gerade mit angeekeltem Gesicht vor", schmunzelt sie. „Du kennst mich zu gut, hab dich lieb, Kleine", verabschiede ich mich gut gelaunt von ihr, was sie mir gleich tut.

Zuhause werde ich direkt von Dad empfangen, der nach meiner Zwillingsschwester fragt, worauf ich ihm unsere Lüge auftische. Dad kauft mir das sogar ab, da ich ziemlich gut bei sowas lügen kann. Im Gegensatz zu Leiah. Da ich morgen noch Abschlusstraining habe und mit der Mannschaft nach Leipzig fahre, gehe ich mich noch schnell für das Bett fertig machen und lege mich direkt schlafen. Mit dem Gedanken an Noah, falle ich in einen traumlosen erholsamen Schlaf, den ich gestern versäumt habe. 

-Emma