„Tschüssi, macht euch einen schönen Tag! Und danke nochmal, für das Essen was mich erwartet, beste Tante der Welt", schleime ich, während ich aus dem Auto steige und auf eine Antwort warte, bevor ich die Tür zuschlage.„Pass auf, dass du keine Schleimspur hinterlässt, Schatz", erwähnt Nadine kichernd und ich sehe, wie sie ihren hellbraunen Haarschopf vor lachen schüttelt.
Belustigt schließe ich die Autotür und gehe zum Kofferraum des schwarzen Audi a3, um meine ganzen Sachen raus zu Fischen, die ich während Nadines rasanter Anfahrt einfach so in den Kofferraum geschmissen habe, da sie mich auf meinem Schoß am Anschnallen gehindert haben.
Vollgepackt stolziere ich die breite Auffahrt zu den Louvres hoch und scheine in der Woche die ich nicht hier war, schon wieder vergessen zu haben, wie groß das graue-Backstein Familien Haus eigentlich ist, für mich gleicht es einer Villa.
Laut Nadine ist Louis gerade gefahren, weswegen ich es mit dem Klingeln lasse und lieber sofort meinen eigenen Schlüssel raushole, wozu habe ich ihn auch sonst vor fünf Jahren bekommen. Sicher nicht um nochmal in den Garten von den Louvres pinkeln zu müssen, weil Mama mir vergessen hat zu sagen, dass sie arbeitet und Louis doch keinen Schlüssel dabei hatte, als er mir anbot bei ihm auf Klo zu gehen.
Bei dem Gedanken an diese Erfahrung stellen sich mir sofort die Nackenhärrchen auf, denn ich weiß ganz genau dass mich mit zwölf entweder Louis beim Pinkeln beobachtet hat, oder einer von den Öko-Nachbarn.
„Hallo?", rufe ich in den grau gefliesten Eingangsbereich hinein, um sicher zu gehen dass doch wirklich keiner zu Hause ist, außer Luca.
Schniefend stelle ich erstmals meine ganzen Sachen, vor der breiten Wendeltreppe ab und schlüpfe aus meinen Bordeaux roten Converse.
„Hey Lulu, bist du oben?", verwende ich meinen Spitznamen für den kleinen Stinker und rufe die Treppe hinauf, so dass er mich hören würde, wenn er in seinem Zimmer spielt.
Keine Antwort, ist schon öfter passiert. Vielleicht sollte ich mich nicht darauf verlassen, dass ein dreijähriges Kind zurück schreien kann, wenn ich schreie.
Also schleppe ich mich träge über die marmor Stufen hoch und öffne das Treppenschutztgitter routinemäßig. Das Zimmer von Lucas liegt ganz hinten im Flur, damit so niedrig wie möglich eine Gefahr dafür besteht, dass er doch mal die Treppe runterfällt, wenn jemand das Gitter offen lässt.
Dahingehen ist das Zimmer von Louis ganz vorne, in welchem ich hin und wieder mal übernachte, wenn ich lange auf Luca aufpassen muss, wenn er feiern geht oder weil ich sein Bett einfach bequemer finde, als meines.
Ich gucke aus dem großen Fenster am Ende des Flures und genieße kurz die warme Frühlingssonne, die hindurch scheint und allem etwas magisches verleiht.
Seufzend wende ich mich ab und öffne die Zimmer Tür von Luca, sofort erkenne ich den kleinen wie er in der Mitte des Zimmers, auf seinem Dinosaurier-Teppich mit Lego spielt.
„Na Lulu, was machst du denn da?", frage ich in meiner Kinderstimme und tue so, als wüsste ich im entferntesten nicht, was er da gerade macht.
Der kleine Blickt auf und grinst mich mit seinen Zahnlücken an. Seine großen blauen Augen heften sich auf mich, während ich mich zu ihm auf dem Teppich fallen lasse, der mir schon oft Rückenschmerzen beschert hat.
„Aislinn?", ertönt plötzlich eine tiefe, fragende Stimme und ich zucke heftig zusammen.
Aus Reflex drehe ich mich in Sekundenschnelle um und entdecke Louis, auf dem grauen Sitzsack hinter der Tür, klar, dass ich ihn nicht gesehen habe.
„Bist du bescheuert? Ich hab mich fast zu Tode erschrocken, wie wärs mal mit Bescheid sagen dass du auch im Raum bist?", keife ich ihm beunruhigt entgehen.
Auf seinem Gesicht erscheint ein provozierendes Grinsen, dass ich ihm am liebten wegschlagen würde.
„Wieso? Hättest du dir dann vielleicht etwas anderes angezogen?", erwähnt Louis mit rauem Unterton.
Angeekelt ziehe ich die Augenbrauen zusammen und antworte : „Boah Louis echt, dein kleiner Bruder ist auch noch hier, geh einfach irgendwo anders hin!"
Zu meiner Überraschung steht er Gehorsam auf und schleicht sich wie eine Raubkatze hinter mich.
„Ich freue mich schon darauf, wenn mein Name in anderem Zusammenhang aus deinem süßen Mund kommt. Aber ich muss zugeben, es macht mich an, wenn du so wütend bist", raunt Louis mit heiserer Stimme und gleitet mit seinen langen Fingern, für ein Bruchteil einer Sekunde, über meinen Hals.
Er richtet sich so schnell wieder vollständig auf, dass ich gar keine Chance habe seine Hand wegzuschlagen, oder sonstiges.
Grimmig schaue ich ihm hinterher, als er das Zimmer verlässt und die Tür offen stehen lässt. Aber am meisten nervt mich die Gänsehaut, die bei seiner filigranen Berührung sofort ausgebrochen ist.
Ich beschließe mir einzureden, dass es normal ist als Mensch auf solche Berührungen zu reagieren oder dass ich am Hals einfach meine empfindliche Stelle habe und Louis das irgendwie gewusst haben muss.
Kopfschüttelnd versuche ich die Situation aus meinem Kopf zu verdrängen und mich voll und ganz auf Luca zu konzentrieren. Zu meinem Glück ist er der Einzige, der mich mit seinem Gebrabbel auf andere Gedanken bringen kann.
„Wollen wir runtergehen und gucken was deine Mama leckeres zu essen gemacht hat?", frage ich Lulu, da es für ihn schon vor über einer Stunde Essenszeit gewesen wäre.
„Ja!", kreischt der kleine Junge als Antwort und ich stehe auf, um ihn an die Hand zu nehmen.
Langsam gehen wir den Flur oben entlang und vorsichtig die rutschigen Treppen hinunter. Aus dem Augenwinkel kann ich den Rücken von Louis erkennen, der in eine schwarze Lederjacke gehüllt ist. Er schließt gerade die Haustür und fährt laut der Kleidung mit seinem Motorrad irgendein Mädchen abholen.
Klar könnte er bestimmt auch einkaufen gehen oder sich nur mit seinen Jungs zum Kicken treffen, aber so ist Louis einfach nicht. Und das weiß jeder, er sorgt sogar dafür, dass es jeder weiß.
Alle Mädchen der Schule sind informiert, dass Louis nur interessiert ist, wenn etwas sexuellen Ursprung hat. Er würde niemals eine Beziehung eingehen, zumindest jetzt noch nicht. Aber irgendwann muss er eine Frau finden, die ihn auf den richtigen Weg lenkt, denn mit 40 Jahren noch Fuckboy sein, stelle ich mir nicht sehr attraktiv vor.
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seven minutes in heaven
Short StoryEin Tag. Eine Nacht. Ein Schicksal. Diese Kurzgeschichte handelt von einem Mädchen namens Aislinn, dass sich durch den Geburtstag ihrer besten Freundin, der eigentlich einer der schönsten Tage für sie im Jahr war, drastisch verändert. Die unerwart...