Einfluss der Familie

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Knallend flog die Zimmertür auf und mein Mitbewohner zuckte erschrocken zusammen.
„Raus!", knurrte der Junge im Türrahmen und mein Mitbewohner löste sich praktisch in Luft aus.
„Easy Zayn, er ist als Kaninchen aufgewachsen, er ist schreckhaft", brummte ich, ohne von meinem Handy aufzusehen.
„Schnauze!", knurrte er und ließ sich auf mich fallen.
Ich schnaubte amüsiert, während er sein Gesicht in meiner Brust vergrub. „Was ist passiert?", fragte ich einfühlsam, während ich seinen Kopf krauelte.
„Noah...", nuschelte Zayn und ich stöhnte genervt.
„Echt jetzt? Kann er nicht einfach die Klappe halten?", fragte ich verärgert und schnaubte. Auf meinem Handy lief immer noch Netflix, also schaltete ich es aus und legte es weg. Ich setzte mich auf, sodass Zayn nun auf meinem Schoß saß. „Hm? Was ist passiert?", fragte ich in etwas kindlicherer Stimme nach und hob sein Kinn an.
„Er hat gemeint, dass wenn ich mich schon verliebe, ich wenigstens jemanden coolen hätte aussuchen können. Als ob ich mir aussuchen könnte in wen ich mich verliebe! Ich hab ja die ganze Zeit versucht diese Gefühle zu unterdrücken, aber es hat einfach nicht geklappt! Also was soll ich denn machen?!", machte Zayn seinem Ärger Luft und ich verzog das Gesicht. Ich konnte mich ziemlich gut an seine Methoden der Verdrängung erinnern und es waren keine netten gewesen. Zayn schien sich auch zu erinnern, denn er wurde still und sah beschämt zu Boden. „Sorry...", murmelte er und zupfte nervös an seinem Oberteil. „Ich...", fing er an, wusste dann aber nicht weiter.
„Schon gut", tröstete ich ihn und umarmte ihn. Ich legte mich wieder hin und Zayn kuschelte sich an mich. „Ist da noch was?", fragte ich und er nickte.
„Bald ist Elternsprechtag..."
„Aber du hast doch-"
„Ja ich hab ihnen von dir erzählt, also ich hab ihnen ein Bild gezeigt, aber sie... mögen keine...", fing er an, fand dann aber nicht die richtigen Worte.
„Fetten Leute", beendete ich seinen Satz.
Zayn sah beschämt zu Boden, aber was sollte man erwarten, wenn ich in zweiter Gestalt ein 692kg schwerer Kodiakbär war? Selbst als Mensch wog ich 150kg und auch wenn ich einfach mit zwei Metern sehr groß war und einiges an Muskeln hatte, hatte ich auch eine gut genährte Fettschicht.
„Es tut mir leid...", murmelte Zayn.
„Du kannst nichts für die Einstellung deiner Eltern"
„Ich meine nicht meine Eltern, a-also wegen denen tut es mir auch leid, aber ich meine gerade wie ich mich dir gegenüber verhalten habe", sagte er und schaute mich entschuldigend an.
„Ist schon gut, du hast dich schon oft genug entschuldigt", versicherte ich ihm und küsste ihn sanft. Zayn entspannte sich augenblicklich und seufzte zufrieden. „Ich schaff das schon mit deinen Eltern, vertrau mir", sagte ich lächelnd und zwinkerte ihm zu.
„Du bist ein waschechter Teddybär und könntest nichtmal einer Fliege was zu leide tun", stellte er klar und ich lachte ertappt.
„Ja vielleicht... aber ich werde das trotzdem hinkriegen!", versicherte ich ihm, während Zayn es sich auf mir bequem machte.
„Was genau machst du da?", fragte ich, während ich mich wieder hinlegte.
„Es ist Winter und du solltest eigentlich Winterruhe halten, außerdem sahst du müde aus und ich bin auch etwas müde", erklärte er, als wäre ich ein kleines Kind.
„Ok du bist müde, hab verstanden", grinste ich und zog die Decke über uns.

Ich war gerade auf dem Weg in die Aula, als jemand in mich reinlief.
„Oh alles ok?", fragte ich und trat einen Schritt zurück.
Zayn fuhr sich haarig durch die schwarzen Haare und seine gelben Augen zuckten unruhig umher.
„Hey ganz ruhig, was ist denn los?", fragte ich und umarmte ihn vorsichtig.
„Meine Eltern sind da und ich... sie...", sein Satz endete mit einem Wimmern und ich war absolut überfordert. Zayn hatte sich mir noch nie auf diese Art gezeigt und ich wusste einfach nicht, was ich machen sollte.
„Hey es wird alles gut, ok? Ich schaff das und du hast nichts zu befürchten, ok?", fragte ich und fuhr ihm beruhigend über den Rücken.
Zayn atmete tief durch, dann löste er sich sanft von mir. „Ok ich schaff das! A-also wir", sagte er und lächelte trotzdem noch etwas verunsichert.
Ich hielt ihm meine Hand hin und dankbar nahm er sie an. „Lass und gehen", lächelte ich und ging mit Zayn in die Aula.

Drinnen ließ er meine Hand los, blieb aber neben mir und steuerte zielsicher auf zwei Personen zu.
Der Mann war etwas größer als Zayn, hatte aber dieselben schwarzen Haare und gelben Augen. Seine Gesichtszüge waren aber sehr viel härter und strenger als die seines Sohns.
Seine Frau war ziemlich klein, hatte ein freundliches Gesicht und strahlende Augen. Sie wirkte sehr herzlich und offen. Ich nahm an, dass eigentlich nur sein Vater etwas gegen mich hatte, denn als Zayns Mutter mich zuerst entdeckte, warf sie mir ein scheues Lächeln zu, sah dann aber rasch zu Boden.
Ich lächelte, als Zayns Vater uns entdeckte und streckte ihm meine Hand entgegen. „Hallo, mein Name ist-", fing ich freundlich an, wurde aber harsch unterbrochen.
„Niemanden interessiert wie du heißt!", fuhr sein Vater scharf dazwischen und schlug meine Hand weg.
„Na ja ihren Sohn schon, sonst wüsste er ja nicht was er im Bett stöhnen soll", erwiderte ich ohne mit der Wimper zu Zucken, während Zayn sein erschrockenes Keuchen unterdrückte. Seine Mutter sah mich mit Schreck geweiteten Augen an, aber die Augen seines Vaters schienen vor Wut zu glühen. Ich war allerdings noch nicht fertig. „Da ich Sie aber sowieso nicht stöhnend unter mir haben will is' alles in Ordnung. Ich hoffe wir sehen uns wieder und das wir dann ein Gespräch wie richtige Erwachsene führen können. An mir lag es zwar nicht, aber das ist schon in Ordnung, auf Wiedersehen", sagte ich, gab Zayn einen Kuss auf die Wange und ging zu meinen Eltern. Als ich bei ihnen ankam war mein Gesicht tomatenrot und ich konnte nicht glauben, was ich zu dem Vater meines festen Freundes gesagt hatte.

„Na da hast du dir ja einen tollen Freund angelacht...", sagte Zayns Vater und sah dem riesigen Woodwalker nach, welcher gerade zu seinen Eltern ging.
„Eigentlich hab ich ihn eher angeknurrt, aber danke", erwiderte Zayn und überging dabei geflissentlich den Sarkasmus seines Vaters, während er sich ein amüsiertes Grinsen verkniff. Hunde die bellen beißen nicht, erinnerte er sich und musste nun doch grinsen. Er hätte nicht gedacht das sein Freund so bellen könnte, aber beißen war eben einfach nicht sein Ding.

Einfluss der Familie || Woodwalkers FfWo Geschichten leben. Entdecke jetzt