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Soo ein neues Buch, ein neuer Anfang. In diesem Buch nehme ich euch mit auf die Reise von Reyna, die eine ganz besondere Gabe verfolgt. Ich hoffe ihr könnt euch mit dem neuen Buch anfreunden, genau so wie ich und jetzt hör ich auf zu schreiben. Viel Spaß beim lesen.

,, I found peace in the rain"

Glasige Wände, in denen ich mich spiegelte. Eine dunkle Nacht. Das war alles was ich im ersten Blick bemerkte und ich atmete leicht aus. Ich schaute kurz über die Schulter und blickte auf die Uhr. Es war schon nach Mitternacht. Meine Tante und mein Onkel würden schon schlafen und so würden sie nichts mitbekommen.

Ich lehnte mich in meinen Sessel zurück, der vor meinem Fenster stand und kniff meine Augen zusammen, bis ich spürte wie eine Träne aus meinem Auge lief.

Dann war es vorbei.

Ich konnte mich nicht mehr zurück halten und als wäre es Schicksal, fing es plötzlich an, draußen zu regnen. Doch es war kein Schicksal, welches den Regen beeinflusste. Ich war der Grund.

Der Regen fiel nieder und ich hörte das leise trommeln gegen die Fensterscheibe und ich fand dort meinen Frieden. Ich fand Frieden im Regen. Einen Satz, den ich mir immer wieder sagte.

Ich weiß nicht, welcher Gott mich mit dieser Gabe erschaffen hat. Wenn ich anfange zu weinen, fängt es ebenso an zu regnen. Fange ich richtig an zu weinen., stürmt es. Ich kontrolliere den Regen. Selbst mein Onkel und meine Tante wissen es.

Sie bestimmen mir, wie ich mich zu fühlen habe.

Ich hab mal einen ganzen Monat nicht gemeint, was in Madrid echt nicht für sich spricht. Ich kann mich nur noch dran erinnern, wie mein Onkel mir gedroht hatte: ,,Du willst nicht weinen? Gut dann bring ich dich zum weinen". Irgendwann taten mir die Schläge nichts mehr. Ich hab sie ausgehalten. Mit 10 habe ich gefleht, mit 12 Jahren nur noch geweint, mit 14 Jahren nur noch die Augen zusammen gekniffen und stumm geweint, mit 16 nur noch mit der Wimper gezuckt und dann nichts mehr.

Er wusste selber, dass es nichts mehr nützte. Damals ja. Ich habe so sehr geweint, dass es gewitterte.

Ich habe schon mal eine Überschwemmung verursacht. Ich habe Leute umgebracht. Unschuldige Menschen, weil ich einfach nur glücklich sein wollte. Und weil sonst keiner aus meiner Familie es akzeptieren wollte. Versuche das mal im Alter von 9 Jahren zu verstehen.

Ich habe mir im Laufe der Jahre angewöhnt, einfach einen stumpfen Blick drauf zu haben, sodass manchmal die Sonne scheint und es die andere Zeit meist bewölkt ist.

Ich habe mich auch des Öfteren selbst getestet. Ich meine, am Anfang fand ich es cool, diese Fähigkeit, oder was auch immer zu haben, aber jetzt? Es war ein reiner Alptraum.

Mein 18. Geburtstag steht bald bevor und das einzige worauf ich mich freute war hier auszuziehen. Weg von meinem gewalttätigen Onkel und meiner Tante, die alles mit sich machen lässt.

Als ich jetzt wieder raus sah, bemerkte ich, wie es wieder aufgehört hatte zu regnen, weil ich mich freute auszuziehen. Ich hatte noch nie Freunde. Buchstäblich nicht eine.

Damals im Kindergarten konnte ich mit manchen Leuten spielen, aber mir wurde schon damals eingeflößt, dass ich meine Emotionen zu kontrollieren habe. Ich konnte damals nicht weinen. Denn wenn ich nach Hause kam und sie hatten mitbekommen, es hat zu strak geregnet, hatte ich einige Schläge kassiert.

Wie gerne würde ich mal meine ganzen Emotionen rauslassen, aber das war für mich nicht möglich, zumindest nicht hier.

Ich habe deshalb beschlossen, allen Menschen aus dem Weg zu gehen. Jedem. Wie schon gesagt, ich hatte nie Freunde. Manche wollten mit mir befreundet sein, aber ich habe jeden vergrault, weil ich mich selbst schützen wollte. Und das ist kein Egoismus.

Ich würde nie einen festen Freund haben. Das habe ich aus vielen Filmen gelernt, die auf Netflix liefen, wenn ich denn mal schauen durfte. Der Herzschmerz würde mich nur kaputt machen. Und das tue ich der Welt und mir nicht an. Oder das ganze Drama mit den Freundschaften. Ich bleibe lieber voll und ganz alleine und versuche meine Emotionen im Zaun zu halten.

In der Klasse bin ich ,,Die emotionslose Reyna". Toller Name nicht?

Immerhin lassen sie mich in Ruhe.

Ich kam aus meiner Trance heraus und wischte mir die Tränen aus den Augen. Meine Wange war ziemlich nass und ich zwang mich zu einem lächeln. Genug geweint. Alle Pflanzen hatten genug Wasser.

Mal sehen, zu welcher Emotion sie mich morgen zwingen werden.

Ich stand von meinem Sessel auf und blickte mich um. Mein Zimmer war sehr minimalistisch gehalten. Weiße Wände, keine Muster. Nichts freudiges in meinem Zimmer. Ein Doppelbett, ein Kleiderschrank, der fast schon platzte, weil dort zu viele Klamotten drin lagen. Andere Sachen waren nicht bedeutend.

Ich machte meine kleine Lampe neben dem Bett aus und steckte mein Handy ans Ladekabel. Morgen war zwar kein Tag, an dem ich zur Schule musste, aber ich wusste das mein Onkel mir keinen Stundenlangen Schlaf gönnen würde.

Demnach muss ich die Minuten nutzen, die mir blieben. Ich hatte mir eigentlich vorgenommen, noch etwas zu lesen, aber ich war an einer sehr traurigen Stelle angekommen, weswegen ich nicht wusste, was das mit mir machen würde.

Nur noch 5 Tage, dann bin ich endlich 18 und ich kann aus dem Höllenhaus raus. Wohin? Keine Ahnung, Hauptsache raus aus Madrid. Jetzt musste ich selber wieder etwas lächeln, und es war ein wahres lächeln. Einer der Emotionen, die in den letzten Wochen immer wieder zum Vorschein kam.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Oct 23, 2022 ⏰

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𝐒𝐭𝐨𝐫𝐦 𝐨𝐟 𝐄𝐦𝐨𝐭𝐢𝐨𝐧𝐬Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt