Oneshot #2

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Ich bin am Ende. Ich bin zerstört. Für immer. Ich will nicht mehr essen. Nicht mehr schlafen. Nicht mehr leben. Nicht mehr Ich sein. Er hat mich zerstört. Damals als ich ihn kennenlernte, hat das Herz in meiner Brust, komplett und vor Glück geschlagen. Immer wenn ich ihn sah schlug es schneller. Und jetzt...Jetzt splittert es jedes mal ein bisschen mehr. Und in diesem Moment bricht es. Es zersplittert endgültig. Bei jedem Schritt den ich tue raschelt es in mir. Die Scherben rascheln. Und schlitzen mich nochmehr auf. Ich blute von innen und außen. Die Klinge in meinen Händen schneidet immer tiefer in meine Haut. Das warme Blut sprudelt aus der frischen Wunde. Ein altbekannter Schmerz durchzuckte meinen Arm. Ich lachte. Ich genoss diesen Schmerz. Ich hatte ihn verdient. Mein Arm ist von Narben und Schnitten übersät. Die Kruste von alten Wunden funkelt rot. Die Hand mit dem Messer ruckte zur Seite. Ich legte das Messer zur Seite... und kratzte mit meinen viel zu langen Fingernägeln die nur ein bis zwei Stunden alten Wunden wieder auf. Mehr Blut. Noch mehr Blut quoll über meinen Arm. Wieder genoss ich den brennenden Schmerz. Der Boden unter mir färbte sich rot. Das Blut tropfte auf den Boden. Ich spürte ein leichtes Schwindelgefühl in mir aufsteigen, das meinen Kopf benebelte und meinen Körper ausfüllte. Ich fiel auf den Boden. Mehr Nebel stieg in meinen Kopf. Langsam dämmerte ich weg. Der harte Steinboden unter mir fühlte sich an wie das bequemste Bett in dem ich je gelegen hatte. Mein Arm pulsierte. Meine Seele war vom Schmerz erfüllt und fühlte sich immer leichter an. Da wusste ich es. Ich war schon oft nah am Tod gewesen. Ich hatte dies schon oft gefühlt. Aber diesmal war es anders. Ich war anders. Ich war noch viel zerstörter als vorher. Meine linke Hand tastete nach dem Messer das noch immer neben mir lag. Ich nahm es in die Hand und führte es zu meiner rechten Pulsschlagader. Zu dem Arm der schon voller Blut war. Ich schnitt mir längs den Arm auf. Ich spürte noch einen kurzen Schmerz und dann war es vorbei. Ich war tot.

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