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»they always come back
when you learn
to stop needing them«
~michaela angemeer

Said.
Manchmal wünschte ich, ich könnte sehen, was in deinem Kopf passiert.
Welche Gedanken zu welchen Entschlüssen führen.
Was dich so handeln lässt, wie du eben handelst.

Heute stand unsere erste Abiturklausur an.
Der erste große Schritt in die Zukunft,
die uns beiden ungewiss ist,
uns beide aber in dieser Konstellation
nicht mehr beinhalten wird.
Und je mehr Tage vergehen,
desto näher kommen wir dem Ende.

All die letzten Wochen,
habe ich versucht loszulassen.
Von dir,
von meinem Leben, wie es so nie wieder sein wird,
von dem Gefühl, was mich bei dem Gedanken daran,
von innen zu zerreißen scheint.

Und als ich glaubte,
Akzeptanz darin gefunden zu haben,
hast du erneut alles durcheinander gebracht.

Deutsch Leistungskurs war unsere erste Klausur.

Wir hatten beide Deutsch LK,
waren aber in verschiedenen Kursen.
Mein Kurs hat in der oberen Turnhalle geschrieben,
deiner in der unteren.

Ich würde lügen, würde ich behaupten,
tief in mir gab es nicht
dieses eine kleine Fünkchen Hoffnung,
dich zu sehen.
Aber diesmal
hat mich diese Hoffnung nicht konsumiert,
nicht eingefangen und in sich gehalten,
bis du die Möglichkeit hattest, sie zu zerstören.

Als ich am Morgen mit Elena, Sally und Esad
voll Nervosität auf den Einlass gewartet habe,
da habe ich nicht an dich gedacht.
Nicht einmal dann,
als sich unerwartet ein Arm um meine Schulter legte,
und noch ehe ich realisieren konnte,
von wem er stammte,
du mit einem leichten Lächeln auf den Lippen
bereits zu deinen Freunden joggtest,
um zur unteren Turnhalle zu gelangen.

Heute war es das erste Mal, wo es sich seltsam anfühlte.
Fast schon unschön.

Lass es mich erklären, denn ich will nicht, dass du mich falsch verstehst.

Was hat dich dazu bewegt, mich so zu begrüßen?
Warum hast du mir nicht einmal die Chance gegeben,
deine Geste zu erwidern?
Oder abzuweisen.
Warum hast du Elena nicht begrüßt?
Warum hast du niemanden begrüßt,
außer mich,
nachdem du es davor die Male
für nicht so relevant gehalten hast?

Es war so seltsam,
deine ungeteilte Aufmerksamkeit zu erhalten.
Das, wonach ich mich die letzten Monate,
vielleicht sogar das gesamte letzte halbe Jahr
so sehr gesehnt habe.
Das, wonach ich nicht mehr flehen wollte.

Ist das ein Spiel für dich
oder setzt bei dir erst jetzt die Realisation ein,
dass mein Weg sich anfängt von deinem zu trennen?

was ich dir noch sagen wollteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt