Kapitel 5. Hast du verstanden?

549 10 3
                                    

Ich suchte in meiner Tasche nach den Decken und begann, eine davon auf dem Boden auszubreiten. „Ich schlaf hier“, erklärte ich beiläufig, während ich die Ecken glattstrich, um mir ein wenig Platz zu schaffen.

„Was?“, kam es plötzlich fast entsetzt von Dr. Black. Ihre Augen flogen auf, und sie richtete sich auf dem Bett ein Stück auf. „Das kommt gar nicht infrage! Du schläfst doch nicht auf dem Boden, während ich hier das Bett habe. Du wirst dir wohl kaum den Rücken ruinieren, Ella.“

Überrascht hielt ich inne. „Es macht mir nichts aus, wirklich. Sie brauchen das Bett dringender als ich. Sie sind erschöpft, und—“

„Ich habe gesagt: Nein“, unterbrach sie mich, diesmal mit einem bestimmenden aber fast schon sanften Tonfall, der mir Gänsehaut auf meinen Körper jagte, im positiven Sinne.
„Wir finden eine andere Lösung. Aber du wirst hier nicht auf dem Boden schlafen.“
Ich zögerte, doch ihr entschlossener Blick ließ keine Diskussion zu.

Dr. Black seufzte, fuhr sich durch das zerzauste Haar und rückte ein Stück zur Seite. „Ich rutsche einfach ein bisschen. Komm her, Ella. Es ist Platz genug für uns beide.“

Ich starrte sie überrascht an. „Aber… das kann ich doch nicht annehmen. Sie sollten sich ausruhen und sie sind meine Professorin, ich—“
„Ach, Unsinn“, unterbrach sie mich, ihre Stimme wieder fest. „Ich bestehe darauf. Der Boden ist keine Option, und ich will nicht, dass du dich unnötig quälst. Also, komm schon.“

Zögernd ließ ich die Decke los, die ich gerade ausgebreitet hatte, und trat näher.
,,Es bleibt einfach unter uns." Fügt die ältere hinzu.
Es fühlte sich merkwürdig an, doch ihr bestimmter Ton ließ mir keine Wahl. „Na gut… wenn Sie meinen.“

„Ich meine es ernst“, sagte sie mit einem müden Lächeln, während sie mir einen Platz neben sich freiräumte.
Und so legte ich mich zögernd neben Dr. Black, das Bett überraschend warm und weich. Dr. Black legt einen Arm um mich, da das Bett sonst zu wenig Platz bot, mein Herzschlag beschleunigte sich automatisch, es fühle sich so gut an.
Ich spürte Ihren Atem an meinem Ohr und musste schlucken, hätte mich die Müdigkeit nicht eingeholt hätte ich wahrscheinlich nicht schlafen können.
Die Müdigkeit hatte uns beide dann doch schneller eingeholt und es dauerte nicht lange, bis sich eine wohlige Ruhe über den Raum legte.

„Gute Nacht, Ella“, murmelte sie leise, schon halb im Schlaf versunken.
„Gute Nacht“, antwortete ich ebenso leise.
Und so verschwanden wir recht schnell ins Land der Träume, eingehüllt in die unerwartete Geborgenheit dieses Moments.

Der nächste Morgen. Als ich aufwachte, brauchte ich einen Moment, um mich zu sammeln und überhaupt zu begreifen, wo ich war. Die Decke fühlte sich noch warm an, doch das Bett neben mir war leer.
Ich blinzelte müde, während mein Blick durch den Raum schweifte. Dann entdeckte ich sie. Dr. Black hatte es sich auf einem der Stühle bequem gemacht, die Beine übereinandergeschlagen, und beobachtete mich ruhig. Ihre Augen waren wach und aufmerksam, als hätte sie schon eine Weile da gesessen.
„Guten Morgen“, sagte sie leise, als sich unsere Blicke trafen.

Verlegen setzte ich mich auf und strich mir das Haar aus dem Gesicht. „Wie lange sitzen Sie schon da?“ fragte ich, während mein Kopf noch immer dabei war, den Schlaf abzuschütteln.

„Nicht lange“, antwortete sie mit einem kleinen Lächeln. „Ich wollte dich nicht wecken. Du hast das wohl dringend gebraucht.“ Ihre Stimme klang etwas spöttisch, jedoch lächelte sie.

,,Meinst du du weißt wo mein Auto steht, Ella? Fragt mich die frau auf dem Stuhl. Ich nickte ,,Ich denke ich hab da eine Vermutung
antwortete ich, während ich aufstand und mir die Decke von den Schultern gleiten ließ.
Dr. Black stand auf, ihre Bewegungen plötzlich bestimmt und klar. „Dann los. Wir suchen das Auto, jetzt.“

Ihre Stimme ließ keinen Widerspruch zu, und ohne ein weiteres Wort zog sie sich die Jacke enger um die Schultern. „Führ uns hin“, fügte sie hinzu und warf mir einen scharfen Blick zu, als ob die Zeit drängte.
Ich zögerte einen Moment, dann nickte ich und machte mich bereit, zog mir meine Schuhe und Jacke an.

Nach kurzer Zeit entdeckten wir das Auto, halb versteckt hinter einigen Bäumen am Rand des Parkplatzes. „Na endlich“, pfiff Dr. Black und ging zügig darauf zu. Ihre Schritte beschleunigten sich, als ob sie es kaum erwarten konnte, den Wagen zu erreichen.

„Steig ein, ich fahr dich wieder zur Hütte,“ befahl Dr. Black, ihre Stimme fest und ohne Raum für Diskussionen.
Ich zögerte kurz, bevor ich die Beifahrertür öffnete. „Was macht Ihr Knöchel?“ fragte ich vorsichtig, während ich mich auf den Sitz sinken ließ.
„Geht schon,“ antwortete sie knapp, aber in ihrer Stimme schwang etwas Unerwartetes mit – eine gewisse Anspannung. Sie war nicht gut gestimmt. Sie startete den Motor, und das Brummen erfüllte die Stille.
Nach kurzer Zeit erreichten wir die Hütte.

Ich wollte die Tür des Autos öffnen, doch Dr. Black griff fest nach meiner Hand und hielt mich zurück. Der unerwartete Kontakt ließ sofort Erinnerungen an die Nacht in der Bar aufkommen – an die Verwirrung, die Angst und die Ungewissheit, die mich damals übermannten, als sie mir drohte.
„Warte“, sagte Dr. Black mit einem ernsten Blick.

„Das bleibt unter uns, hast du verstanden?“ Dr. Black sprach mit fester Stimme und sah mir tief in die Augen. Als ich nach einigen Sekunden nicht reagierte, verstärkte sich ihr Griff um meine Hand.

„Ob du mich verstanden hast, Ella? Das ich dir so- so nah war bleibt unter uns.“ fragte sie erneut, ihre Stimme jetzt schärfer und durchdringender.

Ich nickte schließlich und schluckte schwer. Die Berührung und der Tonfall hatten eine unerwartete Reaktion in mir ausgelöst, eine Erregung, die mich verwirrte und die ich nicht zuordnen konnte. Ich wusste nicht, ob Dr. Black diese Reaktion bemerkt hatte, denn ebenso schnell, wie sie meine Hand ergriffen hatte, ließ sie sie auch wieder los.
Die plötzliche Distanz ließ mich einen Moment lang benommen zurück. Ich atmete tief durch, versuchte, meine Gedanken zu ordnen, während ich die Tür nun endlich öffnete und fast schon aus dem Auto floh.

Ich trat in die Hütte ein und hörte, wie Dr. Black mit quietschenden Reifen davonfuhr. Der plötzliche Lärm hallte in meinen Ohren nach, und ich spürte eine Mischung aus Erleichterung und Verwirrung.

Innerhalb kurzer Zeit packte ich meine Sachen zusammen, meine Gedanken rasend. Diese Frau verwirrte mich.
Und so machte ich mich wieder zurück auf den Weg in mein normales Leben.

Die Professorin Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt