Prolog

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Ich rannte nervös die Treppe zu seinem Zimmer hinauf.
Wir hatten uns zwei Monate lang nicht gesehen, weil ich mit Pablo und William eine Weile weggefahren bin, mit dem Schiff.
Neptune.
Wir hatten zusammen viele schöne Dinge gesehen.
Zum Beispiel wie die letzten Sonnenstrahlen hinter dem endlosen Himmel verschwanden oder wie die Bäume ihre letzten Blätter abwarfen und wie eine Wolfsmutter ihren kleinen Welpen beim Jagen half.
Es waren die kleinen Dinge, die den Moment besonders machten.
In der ganzen Zeit hatte ich Jaiden nicht sehen können.
Aber jetzt wo ich wieder zurück bin, freue ich mich umso mehr ihn wieder zu sehen.
Um ehrlich zu sein, konnte ich es kaum erwarten ihn wieder in meine Arme zu schließen und in seine hinreißenden blauen Augen zu sehen.
Seine Tiefblauen Augen, die das Meer zur Geltung brachten.
Ich liebte seine Augen.
Es ist, als könne er mir damit bis auf den Grund meiner Seele sehen.
Aufgeregt stand ich vor seiner Zimmertür.
Da hörte ich es.
Ihr Lachen.
Obwohl es mir mein Herz zerriss, klopfte ich zaghaft an der Tür und steckte mein Kopf hindurch.
Und da bestätigte sich mein grauenhafter Verdacht.
Page lag auf Jaiden und gab ihm gerade einen Kuss.
Jaiden erwiderte ihn und ließ seine großen Hände unter ihren Pullover gleiten.
Page Hände krallten sich in seinen Haaren fest.
Jaiden sah mich, in dem Moment, als er Page von von sich runter hob, um sich auf sie zu setzten.
,,Heather"
Seine Stimme erstickte.
Page setzte sich Kerzengerade hin und sah mich an.
Aber das was ich sah, war definitiv keine Reue oder Scham.
Seine blauen Augen suchten die von meinen, aber ich sah Page mit weit aufgerissenen Augen an.
Keine Ahnung was ich in diesem Moment fühlte.
Ich schätze... nichts.
Leere.
Unendlicher Schmerz.
Meine beste Freundin und mein Freund hatten offenbar eine Beziehung und ich will nicht wissen, was die beiden noch alles miteinander gemacht haben...
,,Heather,
hör zu.
Es ist... also... es..."
Jaiden erhob sich aus dem Bett, in dem wir beide schon drinnen gelegen haben.
Erst jetzt sah ich, dass er kein T-shirt trug.
Ich ging einen großen Schritt zurück.
,,Ich... Es ist nicht das, was du denkst, Heather"
Ich sammelte meine Kraft, um ihn zu unterbrechen.
,,Schon gut.
Ich... ich will euch nicht weiter stören"
Und dass waren die letzten Worte, die ich zu ihm sagte, bevor ich ihn nie wiedersah.
Niemanden von ihnen.
Ich rannte noch durch das Foyer, wo die anderen eine Party für mich organisiert haben.
Aber das ignorierte ich einfach und verließ das Anwesen.
Ich hörte noch, wie Jaiden nach mir rief, aber meine Beine trugen mich rasend schnell weg von ihm.
Meine Beine führten mich zurück zu Neptune.
Dort verharrte ich in einer Ecke und schrie.
Ich schrie meinen ganzen Schmerz heraus, bis mich meine Stimme verließ...

Genauso ist es damals gewesen.
Dass ganze ist nun wieder zwei Jahre her, aber es tut noch genau so weh, als ich es mit eigenen Augen gesehen habe.
Aber ich kann mich nicht mehr an alles erinnern.
Es ist mehr so wie ein... Traum.
Ein schlechter Traum.
Was ich weiß ist, dass ich meinen Schmerz nicht in Worte fassen kann.
An diesem besagten Abend verlor ich wieder alles und stand erneut alleine da.
Ich werde nie verstehen, wie etwas kaputtgehen kann, was füreinander bestimmt war.
Ich fühle mich noch heute so unendlich leer, als wäre ein Teil von mir gestorben.
Ich spüre nichts.
Keine Wut noch Trauer.
Ich fühle mich einfach... Tod.
Ein Teil von mir weint über ihn.
Und ein anderer weiß, dass etwas so viel Besseres auf mich wartet.
Aber es hätte wirklich jedes andere Mädchen sein können.
Aber was ich nie verkraften werde ist, dass es meine beste Freundin ist, die mit meinem Freund in unserem Bett lag.
Meine Schwester, für der ich mein Leben gelassen hätte.
Ich habe ihr alles erzählt, alles mit ihr geteilt.
Wir haben uns Gegenseitig den Arsch gerettet, wenn der andere wieder in Schwierigkeiten steckte.
Ihr Vergehen werde ich niemal entschuldigen.
Sie hat gewusst, was sie tat.
Und er wusste es genauso.
Wenn ich einen Wunsch frei hätte, dann wäre es, meine Gedanken auf stumm zu schalten, denn sie bringen meinen Kopf zum Überlaufen.
Sie sind so laut.
Sie schreien förmlich.
Jeden Tag.
Jeden Tag auf's Neue wache ich mit dieser Leere und diesen Schmerz auf.
Alles um mich herum ist taub und ich spüre nichts mehr, selbst wenn jemand mit einem Schwert in mich stießen würde, würde ich nichts spüren.
Ich glaube, ich wäre sogar dankbar dafür.
Es fühlt sich so an, als würde ich jeden Tag mehr sterben, also wird vielleicht gar kein Schwert notwendig sein...
Denn der Schmerz wird dafür sorgen, dass es nicht mehr lange dauern wird, bis alles gut wird und ich Frieden verspüre...

Innerer Frieden beginnt, wenn das Drama deiner eigenen Geschichten keine Kontrolle mehr über deine Gedanken und deine Gefühle hat.

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