Manchmal ist das böse sein, nur eine Art zu verbergen, wie traurig man ist.
Die laut dröhnende Musik strömte in meine Ohren und füllten sie mit einem kribbeln.
Ich sah mich um.
Überall waren Jugendliche, die eng aneinandergeschmiegt tanzten oder in irgendwelchen Ecken miteinander knutschten.
Das bunt flackernde Licht, ließ es kaum zu, genauere Gesichter auszumachen.
In der Menschenmenge stand ein Junge, der mich intensiv musterte.
Mit einem genervten Augenrollen drehte ich mich wieder um, zu meinem Drink, der auf dem Tresem stand.
Rechts und links von mir saßen ebenfalls ein paar Leute.
Aber jeder saß für sich alleine und starrte auf den Drink vor sich.
Ich fragte mich ernsthaft, aus welchem Grund sie alle hier saßen und sich betranken.
Aus demselben Grund, wie ich hier war?
Um seine lauten Gedanken auszutauschen in laut dröhnende Musik und sich zu betrinken, um diesen unfassbaren Schmerz zu entkommen, der sich fest um das Herz gebunden hat.
Jedenfalls war ich aus diesem Grund hier.
Nicht um zu feiern oder um mit irgendwelchen fremden Typen zu tanzen und mit ihnen in irgendwelchen dunklen Ecken zu verschwinden, um ungestört zu sein.
Ich war hier, um mein Leben erträglich zu machen.
Mir war schon immer klar, dass meine Leber mehr verträgt, als mein Herz es je tun würde.
Keine Ahnung, wie viele Drinks ich bereits konsumiert hatte, aber weniger wurden es jedenfalls nicht.
Meine Sicht fing an zu verschleiern und um mich herum fing alles an sich zu bewegen und mich packte eine unendliche Müdigkeit, die meine Lider schwer werden ließ.
,,Eyo, du siehst ziemlich mitgenommen aus. Geht es dir gut?"
Der Typ, der mich zuvor gemustert hatte, stand nun direkt neben mir und seine Alkoholfahne umschwirrte mich, wie ein Schwarm wilder Hornissen.
,,Sischer"
nuschelte ich kaum hörbar.
,,Also, wenn du mich fragst, siehst du ziemlich krank aus"
,,Also nicht, dass du nicht umwerfend aussehen würdest"
fügte er noch schnell hinzu.
Jetzt musste ich doch noch lachen.
Der Alkohol scheint seine Wirkung zu zeigen.
Wunderbar.
Ich ruschte vom Barhocker herunter und zog mein Kleid wieder über meinen Hintern.
Das Kleid war langärmlich und glitzerte Schwarz.
Es lag sehr eng und bedeckte knapp meinen Hintern, aber das war mir sowas von egal.
Der Junge mit dem blonden Haar, konnte mich gerade noch so auffangen, sonst wäre ich ihm direkt vor die Füße gefallen.
Ich lachte lauthals.
Das war jetzt die achte Nacht, in der ich in diesem Club war, aber ich war bis jetzt immer noch in der Lage, eigenständig laufen zu können.
Ich bezweifle, dass das heute auch so sein würde.
Meine Füße fingen an zu schmerzen, also streifte ich mir die hochhackigen Schuhe von meinen wunden Füßen und ließ sie dort liegen.
"Willst du jetzt Barfuß tanzen?"
rief mir der Junge hinterher., während ich auf die Tanzfläche torkelte.
Ich sah alles verschwommen und verzögert, als würden sich alle in Zeitlupe bewegen.
Der fremde Junge stand noch immer am Tresen und beobachtete mich fasziniert.
Aber im nächsten Augenblick stand er ganz nah hinter mir und fing an zu tanzen.
Er legte seine Hände an meinen Hüften und zog mich dicht an sich heran.
Kurz erstarrte ich.
An irgendetwas erinnerte mich diese Berührung.
An irgendjemanden.
Aber an wen?
Ich konnte mich an nichts mehr erinnern, aber das war auch eigentlich gar nicht so schlimm, also fing ich wieder an zu tanzen.
,,Verrätst du mir deinen Namen?"
brüllte er mir in die Ohren, damit er die Musik übertönen konnte.
,,Heather"
rief ich in die Menge und drehte mich ein paar Mal wild im Kreis.
Wieder musste er mich am Arm packen, sonst wäre ich in eine Gruppe Jugendlicher gefallen.
,,Ich bin Charlie"
rief er, aber das interessierte mich gar nicht.
Seine Hand verharrte an meinem Hals, so als würde er mich jeden Augenblick küssen wollen.
Und ehe ich es verhindern konnte, fanden seine Lippen, die meine.
Er hatte weiche Lippen.
Der Kuss war ziemlich feucht und er war sehr zärtlich.
Plötzlich wurde mir schlagartig übel.
Ich schubste ihn von mir weg und hielt mir die Hand vor dem Mund, um ihn nicht anzukotzen.
,,Heather?"
Alles drehte sich und die Übelkeit gewann die Oberhand, sodass ich auf die Knie fiel und ihm direkt vor seine Schuhe spuckte.
,,So schlecht war der Kuss gar nicht"
lachte er, als wäre das der Grund, weshalb ich mich übergeben hatte.
Erneut musste ich würgen und erneut kam eine Ladung, die ich ihm vor die Schuhe spuckte.
,,Ich gehe dir Tücher holen"
sagte er.
"Warte hier"
Und damit verschwand er in der Menge.
Ich würde doch nicht auf einen fremden hören.
Also rappelte ich mich mit zittrigen Beinen hoch und torkelte zum Tresen, um meine Schuhe zu holen.
Danach verließ ich die Diskothek.
Kalte Nachtluft füllte meine Lunge mit frischem Sauerstoff.
Mit tiefen Atemzügen schnappte ich gierig nach Luft.
Dann ging ich los.
Naja, ich versuchte es.
Ich musst mich an jeder Laterne festhalten, um nicht hinzufallen.
Wo ging ich eigentlich hin?
Ich wusste das ich in einem Apartment wohnte, in einer völlig fremden Stadt.
Doch ich war noch nicht lange genug hier, um mein Apartment im betrunkenen Zustand zu finden.
Also ging ich ziellos durch die dunklen Straßen.
Die kalten Straßen wanderten durch meine nackten Füße hoch in meinen Körper, sodass ich schauderte.
Ich ging weiter und kam an einem Skater Platz, wo Jugendliche am Skaten waren.
,,Hey! Süße!"
rief einer von ihnen.
In diesem Moment klingelten alle meine Alarmglocken.
Ich sollte verschwinden.
JETZT.
Aber ich torkelte nur unsicher vor mir her, sodass einer von ihnen mich am Handgelenk packte und mich zu sich zog.
,,Jungs!"
rief er und zog mich hinter sich her.
Fast wäre ich hingefallem, weil ich einen Stein übersah, aber er zog mich grob hinter sich her.
,,Was hast du denn da für ein süßes Mäuschen gefunden?"
rief einer seiner Freunde.
Ich konnte keine Gesichter erkennen, dazu war es zu dunkel.
,,Lass mich los!"
rief ich.
,,Aber wo will denn so jemand wie du um diese Uhrzeit hin?"
,,Vielleicht wollte ich ja jemanden aufgreifen und habe nur nach einer passenden Gelegenheit gesucht"
Da war er.
Mein Sarkasmus.
,,Denkst du, wir haben Angst vor dir?"
,,Pass auf.
Gleich hole ich meine Kettensäge aus der Tasche und mache euch alle einen Kopf kürzer"
Ich gluckte vergnügt.
,,Du scheinst gar keine Angst zu haben"
stellte einer von ihnen fest.
,,Nö.
Vor wem denn?"
Und genau das war ein Fehler.
Der Typ der mich am Handgelenk festhielt, zog mich zu sich und packte mich am Hals und fing an mich zu würgen.
Während seine andere Hand unter mein Kleid wanderte und dort verharrte.
Mich ergreifte panische Angst.
Todesangst.
Ich wollte schreien.
Konnte aber keinen Ton zustande bringen, nicht mal röcheln.
Sterne umschwirrten mein Sichtfeld und meine Lungen fühlten sich so an, als würden sie gleich explodieren.
Jetzt wanderte seine Hand über meine Brust.
,,Lass sie los.
Das ist zu viel.
Du tötest sie!"
rief einer der anderen.
Und zu meinem Glück ließ er tatsächlich von mir ab und ich fiel kraftlos zu Boden und rang gierig nach der kühlen Abendluft.
Auf einmal musste ich mich übergeben, ohne dass mir schlecht war.
Zu meinem Pech traf ich dabei ein Skateboard.
,,Kannst du nicht aufpassen!
Mach das sofort sauber oder du wirst es bitter beruen!"
Ich wollte aufstehen, aber wurde von einem kräftigen Fußtritt zur Seite geschleudert.
Jetzt lag ich auf dem Rücken und röchelte nach Luft.
Derjenige der mich getreten hatte, setzte sich auf mich und nahm beide Hände, um mir die Luft abzuschnüren.
Ich konnte noch einen Schrei hervorbringen.
Wieder sah ich diese merkwürdigen Sterne und Blitze.
Gleich habe ich es geschafft.
Gleich ist es vorbei.
,,Ich habe da etwas gelernt, was ich gerne an euch ausprobieren möchte"
rief jemand von weiter her.
Das nächste was ich mitbekam, war, dass jemand alle von ihnen niederschlug.
Einer nach dem anderen fiel keuchend zu Boden.
Einige hatten sogar Platzwunden am Kopf.
Derjenige musste Kampferfahrungen haben.
Nachdem alle verschwunden waren, zerbrach die Person noch alle Skateboards mit einem Fußtritt.
,,So habe ich unser Wiedersehen nicht erwartet, Heather.
Was machst du überhaupt hier?"
Ich konnte die Person nicht sehen, weder eine Antwort geben.
Als nächstes wurde ich hochgehoben und beim gehen unterstützt.
Keine Ahnung wo wir hingingen.
Hoffentlich war es nicht weit, denn ich hatte absolut keine Kraft mehr.
Und das machte sich nach ein paar Minuten bemerkbar, denn ich fiel hin und wurde von unendlicher Dunkelheit verschluckt.
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Alles, was ich sehe ||
Action"Das Schicksal wird schon seine Gründe haben...,, Zwei Jahre sind bereits vergangen, seit dem Heather ihre Familie gefunden hat und sie gelernt hat zu schätzen und zu lieben. Genau das, was dieses junge Mädchen sich immer gewünscht hat, wonach sie...