Ash schaute zu Syèl, der vor seiner Tür stand. Der Ausdruck in seinen Augen beunruhigte ihn. „Sy, was machst du so spät hier?" Er hatte ihm nicht geschrieben. Das passte nicht zu ihm.
„Kann ich hereinkommen?"
„Klar", antwortete Ash und trat zurück.
Syèl betrat die Wohnung und setzte sich auf das Sofa.
„Willst du etwas trinken?" Syèl schüttelte nur den Kopf, also setzte sich Ash zu ihm.
Etwas stimmt nicht. Also wartete er. Er wartete, was sein bester Freund ihm zu sagen hatte. Dieser saß mit verschränkten Händen nach vorne gelehnt, starrte auf den Boden.
„Ash. Dieser junge Mann vor dem Klassenzimmer, bist du mit ihm zusammen?", fragte Syèl ruhig. Er musste es wissen, bevor er weiteres sagte. Er hatte die beiden gesehen, Ash war ihm nahe gewesen.
Ash schaute seinen Freund an. „Nein, doch er hat mich gefragt."
„Hast du ihm geantwortet?" In diesem Moment wappnete Syèl sein Herz.
„Nein, doch das werde ich noch."
Syèls Herz schlug ihm bis zum Hals, seine Hände zitterten leicht. Du kannst das. „Warum hast du noch nicht geantwortet?"
Ash betrachtete Syèls Hände, seine Haltung. „Weil ich jemand anderen liebe."
Atmen. „Wen?" Er presste das Wort heraus, auch wenn seine Kehle wie zugeschnürt war. Die Sekunden vergingen qualvoll langsam.
Eine Hand legte sich an seine Wange und sein Gesicht wurde gedreht. Er schaute Ash direkt in die Augen. „Syèl, warum bist du hier und warum stellst du diese Fragen?"
Weil ich mich in dich verliebt habe. Doch er brachte die Worte nicht über die Lippen. Was, wenn er nicht diese Person war? Was, wenn Ash jemand anderen liebte? In diesem Moment hatte er Angst. Er hatte Angst, Ash zu verlieren. Er wollte fliehen, doch dann kamen ihm Chesters Worte ins Gedächtnis.
„Ich denke, du unterliegst hier einem Irrtum, Sy. Seit dem Moment, in dem ihr euch geküsst hab, ist es vorbei gewesen. Natürlich kannst du die früheren Verhaltensmuster annehmen, doch wenn du diese Gefühle hast, dann wird es das niemals für dich sein. Für die Person wird es gleich sein, doch diese Gefühle werden nicht einfach verschwinden. Mit jedem Moment, der diese falsche Realität andauert, wirst du dir nur selbst wehtun, denn sie wird deine Gefühle nicht erwidern."
Also sprach er es aus. Er schaute seinem besten Freund in die Augen und sagte die Worte, die in ihre Freundschaft beendeten. „Weil ich dich liebe."
Stille.
Ein Hand legte sich an seine Wange und in die schwarzen Augen traten eine Glut, die den Raum entzünden konnte. „Ich liebe dich auch."
Als die Worte an seine Ohren drangen, spürte Syèl, wie die ganze Last von seinen Schultern fiel. Er konnte plötzlich frei Atmen. Eine Träne lief seine Wange herunter und er wischte sich fort. „Oh Gott", schluchzte er. Warme Arme umschlangen ihn und er erwiderte die Umarmung.
„Lass dir Zeit."
Syèl nickte nur stumm, hielt Ash umschlungen. Er wusste nicht, wie lange er in dieser Position war, doch er wurde ruhiger. „Ich bin ein idiot", flüsterte er.
Ein leises Lachen entkam Ash. „Stimmt, aber meiner. Du hast wirklich verdammt lange gebraucht."
Syèl zog sich zurück, schaute den Mann an, der sein bester Freund gewesen war. „Sind wir nun ein Paar?", fragte er unsicher.
„Wenn du es möchtest. Du kannst auch gerne meine geheime Schulaffäre sein, doch ich würde Ersteres bevorzugen." Mit diesen Worten platzte der Knoten. Ein lautes Lachen brach aus Syèl hervor und er ließ sich rückwärts aufs Sofa sinken. Er fühlte sich, als wäre er gerade vom Zehn-Meter-Brett gesprungen.
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Syèl - ein schicksalhafter Handel (Novelle 8.5) ✅️
Paranormal„Du hast die Frage noch nicht beantwortet, Charmy. Gibt es einen Typen, auf den du stehst?", kam es von links, doch Ash drehte das Gesicht nicht weg. „Ja", sagte dieser. „Wirst du ihn dir krallen?" „Ja. Ich werde ihn zu dem Meinen machen, denn er ge...