ⵌ12

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Ugly Words




Vor 10 Jahren



Weiter halte ich Mirah einfach fest während sich ihre Tränen in mein Oberteil zogen. Sie weinte so stark, das sie fast garnicht mehr reden konnte. Sie meinte nur, das etwas mit ihrem Vater ist, ob er tot ist oder einen Unfall hatte weiß ich nicht.

Das einzige was ich weiß ist, das es ihr verdammt weh tut.
Beruhigend streiche ich mit meiner Hand ihren Rücken auf und ab, während ich mit meiner anderen Hand vorsichtig durch ihre schönen Haare gehe.

Ihre zärtlichen Hände hat sie in mein Hemd gekrallt, während wir zusammen auf dem Boden sitzen. Alles ist still in dem Raum, das einzige was zu hören ist, ist Mirahs schluchzen, welches mir immer mehr mein Herz bricht.

» Hey du kannst mit mir reden, ich hoffe das ist dir bewusst?« sage ich vorsichtig, da ich nicht zu aufdringlich dein möchte. Sachte nehme ich ihren Kopf in meine Hände und "zwinge" sie sozusagen mich anzuschauen. Ich streiche mit meinem Daumen langsam die Tränen die sich noch auf ihrer Wange befinden weg, und schenke ihr ein kleines lächeln.

Ihre Augen sind rot umrandet und etwas angeschwollen. Ihr Haare leicht zerzaust, aber trotzdem ist sie der schönste Mensch auf diesem Planeten.

» Mein Vater er...« sagt sie vorsichtig und räuspert sich danach. » Er hat ein paar... Sucht Probleme.« geschockt weite ich meine Augen, ich hatte vieles im Kopf was mit ihrem Vater sein kann, aber das hat nicht dazu gehört.

» Abends nach der Arbeit geht er immer spielen.« Das sie Glücksspiele meint, ist mir sofort klar. Leicht ziehe ich meine Augenbrauen zusammen und runzle meine Stirn bevor ich ihr weiter zuhöre. » Dabei trinkt er auch oft, und wenn meine Mutter ihm sagt das er aufhören soll dann...«

Weiter Tränen verlassen ihre Augen und sie beißt sich auf die Lippen um ihr schluchzen zu unterdrücken.
» Was ist dann? « vermutlich hab ich die Antwort schon bereits in meinem Kopf, und sie widert mich an.

» Dann schlägt er sie und...« sie fängt wieder stärker an zu weinen weswegen ich sie in meine Arme schließe.

Meine Magen verkrampft sich an den Gedanken an ihren ekelhaften Vater. Ich traue mich garnicht zu fragen, aber ich weiß das ich es muss. » Hat er dich schonmal?...«

Ihr stärkeres weinen ist meine Antwort auf die Frage und in mir kocht alles vor Wut. Wie ein Vater seiner Tochter so etwas antuen kann, ist mir ein Rätsel.

Manche Menschen sollten keine Kinder bekommen, und Mirahs Vater ist einer dieser Menschen. Am liebsten würde ich jetzt nach ihr nachhause fahren, und ihm sagen wie sehr er eigentlich sein Leben verkackt hat.

Der Gedanke das Mirahs Mutter Mirah nur hier hingeschickt hat, damit sie von ihrem Vater weg ist, schmerzt. Der Gedanke daran das ihre Mutter immer noch dort ist, und sich von einem inkompetenten Mann unterdrücken lässt, macht mir noch mehr Wütend. Der Gedanke das Mirah vielleicht noch kleinere Geschwister haben könnte, welche genau das gleiche durchmachen müssen, ist unbeschreiblich schlimm.

Ich hab zu sehr angst vor der Antwort wen ich sie frage, was er schon alles getan hat, weshalb ich nicht frage, weil man manche Sachen lieber doch nicht wissen möchte.

Ihr weinen hört langsam auf und ich erhebe mich um eine Wasserflasche zu holen. Dankend nimmt sie sie an und trinkt in großen Schlücken.

Ich möchte alles tun, das Mirah all das was ihr Vater getan hat vergessen kann. Ich möchte nicht, das sie mit diesen Gedanken an das Monster leben muss. Ich möchte ihrer Mutter helfen, auch wenn ich nicht weiß wie.

Natürlich könnte sie mit dem Schultherapeut reden, aber bis man jemanden so etwas anvertrauen kann, dauert es eben. Und manchmal hat man diese Zeit vielleicht einfach nicht.

Wer weiß, was Mirahs Mutter zu ihr gesagt hat. Bestimmt sowas wie sag es niemand,
Das darf niemand erfahren okay?

Und andererseits ist es erschreckend, das Mirahs Mutter verlangt das ihre Tochter kein Wort darüber verliert. Ich möchte garnicht wissen, was das für ein druck sein muss, zu wissen, das man einen Vater hat, der seine Mutter schlägt.

Das es sie belastet, ist mir klar, und ich will auch nicht wissen wie lange sie schon so lebt, und wie lange sie sich schon wünscht es endlich jemanden zusagen.

Vielleicht sollte ich mit Ran darüber reden, er weiß bestimmt was man machen kann. Allerdings möchte ich auch nicht Mirahs "Geheimnisse" weiter erzählen. Immerhin will ich ihr vertrauen zu mir nicht zerstören. Aber einfach nichts zutun ist doch auch einfach falsch?

Wenn Mirah herausfinden könnte, das Ran und ich vorhaben, was zu unternehmen, würde sie vielleicht kein Wort mehr mit mir reden, und genau das probiere ich ja mit allen Mitteln zu verhindern.

Ich presse meinen Kiefer aufeinander, weil es doch einfach eine Möglichkeit geben muss, etwas zutun ohne das Mirah mich am ende hasst.

Vielleicht einfach abwarten, bis sie von alleine so weit ist, aber was wenn das niemals passiert? Würde sie einfach nicht dagegen tun, und weiter zusehen wie ihre Mutter geschlagen wird, wenn sie zu besuch ist. Bis zu ihrem Abschluss ist sie ja jetzt "geschützt". Aber was passiert danach? Man kann nicht eben so ausziehen.

Vielleicht sollte ich mich erstmal jetzt mehr um Mirah kümmern, als mir den Kopf darüber zu zerbrechen. »Willst du was essen? « Sie schüttelt den Kopf und lässt sich auf ihr Bett nieder.

Es verzweifelt mich das ich nichts tun kann, damit es ihr besser geht.

Leicht mitleidig schaue ich sie an, wie sie da einfach so sitzt, ihre Traurigkeit ist deutlich zu erkennen.
Ich gehe wieder vorsichtig auf sie zu und schlinge einfach meine Arme um ihren Bauch.

Vorsichtig fällt sie nach hinten auf die Matratze. Ich probiere mein Gewicht nicht zu sehr auf sie abzulegen, da ich sie ja nicht zerquetschen möchte.

Vorsichtig fahren ihre finger durch meine Haare und ein wohliges brummen entfährt mir. Ein leises lachen ertönt ihrer Seits welches auch mich zum schmunzeln bringt.

Ihr lachen lässt mein Herz so viel höher schlagen, das es mir angst macht. Ihre Anwesenheit beruhigt mich sehr, und am liebsten würde ich nie wieder aufstehen wollen.

Wenn ich daran denke das sie weiter weinen könnte wenn ich in mein Zimmer gehe, finde ich nicht gut, absolut nicht gut.

Ich würde am liebsten hier bleiben, für immer.

Nur Mirah, und ich, kuschelnd.

𝐔𝐆𝐋𝐘 𝐖𝐎𝐑𝐃𝐒 ☆ Rindou x Reader ¡ Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt