Kapitel 4 - Das Kleid

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                                                                                                                   AIDEN

Partys. Gott, hasste ich Partys. Versteh mich nicht falsch. Ich wusste, wie wichtig sie waren. Dem Rudel eine Chance zu geben, ihren Anführer zu treffen? Ihren Alpha kennen, respektieren und fürchten zu lernen?

Das war enorm wichtig.

Normalerweise mussten wir uns jedoch nur um zwei Ereignisse pro Jahr kümmern. Den Winterball und die Sommersonnenwende. Dieses Abendessen war die Idee von meiner Nummer Zwei, Josh.

Und obwohl ich Josh, diesen blonden Kerl mit den stacheligen Haaren, wirklich mochte, war das Letzte, worauf ich Lust hatte, eine zusätzliche Party zu planen.

,,Wollen wir nun die erhöhte Plattform nehmen oder nicht?", fragte Josh. Er ging auf und ab mit seinem Notizblock. ,,Wenn du höher sitzt als das Fußvolk, unterstreicht das deine Überlegenheit. Aber wenn du mit ihnen auf Augenhöhe sitzt, kannst du besser eine Beziehung auf..."

,,Josh, bitte", knurrte ich kopfschüttelnd. "Können wir über etwas anderes als Sitzordnung sprechen?"

Josh blieb stehen, legte den Notizblock beiseite und schaute mir direkt in die Augen. Er war wahrscheinlich der einzige Werwolf im ganzen Rudel, der den Mut hatte, seinem Alpha direkt in die Augen zu sehen.

Aber das lag daran, dass Joshs Blick keine Herausforderung für mich war. Er war mein bester Freund . Ich kannte den Unterschied.

,,Normalerweise willst du doch jedes einzelne Detail durchgehen."

Das stimmte. Ich war detailorientiert. Ich war nicht besessen, aber wenn du der Alpha bist, musst du ständig irgendetwas entscheiden. Bei allem.

Aber im Moment?

,,Ich hab einfach grad keine Lust, Josh", sag ich. ,,In Ordnung?"

,,Alles gut. Aber trotzdem... Ich denke, heute wird eine gute Nacht für dich. Für die Moral des Rudels. Und wer weiß, vielleicht findet sich ja auch eine glückliche Frau..." Er grinste schelmisch.

,,Willst du mich verkuppeln, ja? Oder war das Jocelyns Idee?"

Ich merkte, wie Josh bei der Erwähnung seiner derzeitigen Partnerin ernst wurde. In der vergangenen Saison war sie meine gewesen, aber das war vollkommen in Ordnung. Wir waren beide erwachsen.

Und durch die Beziehung zu Jocelyn waren wir fast so etwas wie Blutsbrüder.

Josh setzte sich gegenüber von mir, die Arme verschränkt. Ein Zeichen dafür, dass er mir ins Gewissen reden würde. Großartig.

,,Jetzt hör mal zu, Aidan", sagte er und wedelte lebhaft mit den Armen. ,,Ich weiß, du hast in letzter Zeit viel durchgemacht, Mann. Das Ostküsten-Rudel hat ne ganze Menge durchgemacht, hat sich durchboxen müssen. Und jetzt kommt die Paarungszeit und du bist ohne Partner. Ey, du hast noch nicht mal jemanden zum Vögeln ausgewählt."

Ich spürte, wie meine Lippen sich schmal zusammenzogen. Josh musste es auch bemerkt haben, denn er senkte den Blick und wechselte das Thema.

,,Was ich meine, ist, du warst in letzter Zeit nicht mehr du selbst", fuhr Josh fort. ,,Ich sag das nicht nur als die Nummer Zwei, sondern als dein Freund, Mann. Ich mach mir Sorgen um dich. Wenn du nicht bald ne Partnerin findest... wenn dein Liebesleben aus dem Gleichgewicht gerät, dann..."

Ich drehe mich weg. Josha Sorge war berechtigt. Wenn Alphas während der Paarungszeit keine Partnerin hatten - oder zumindest einen zuverlässigen Fuck-Buddy-, dann litt ihre Führung darunter.

Die Millennium WölfeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt