Kapitel 40

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Mein Atem stockt kurz, als seine Lippen auf meinem liegen. Ich bin in dieser Position verharrt, schaffe es mich nicht zu lösen oder ihn weg zu schubsen, so sehr auch mein Gehirn danach schreit. Stattdessen flattern meine Augen zu und ich erwidere langsam den Kuss.

Es ist nicht richtig ihn zu küssen. Aber es fühlt sich so verdammt richtig an. Er hätte es eigentlich verdient, dass ich ihn weg stoße, da er mich auch weg gestoßen hatte, als ich ihn geküsst hatte. Aber ich kann nicht. Er zieht mich völlig in eine Bann, so als wäre ich in einer anderen Welt, nur mit ihm zusammen, wo es keine anderen Sorgen gibt, wo unsere Vorgeschichte keine Rolle spielt.

Er küsst mich sanft und langsam. Es ist keine Spur von Lust, sonst würde er mich wild küssen. Immer noch spüre ich seine großen Händen an meinen Hüften, die mich näher an sich pressen. Ich spüre seinen Herzschlag leicht und ich weiß nicht ob es mir einbilde, aber es schlägt genauso schnell wie meins.

Ich weis nicht was mich dazu treibt, aber ich führe meine Hand langsam zu seinem Gesicht und streiche über sein Bart, der etwas gewachsen ist. Sogar sein Bart fühlt sich so weich an, wie auch seine Lippen.

Genau dann als ich mich fast ganz verliere, lösen sich seine Lippen langsam von meinen. Umut bleibt dennoch in der Position verharrt und lehnt seine Stirn leicht an meine. Ich spüre sein unregelmäßiges Atem gegen mein Gesicht prallen und auch wenn ich gedacht habe, dass seine Lippen nach Nikotin schmecken, ist es gar nicht der Fall.
Niemand traut sich ein Wort zu sagen. Was soll ich auch sagen? Ich habe mich ihn ergeben, ich habe zugelassen, dass er mich küsst. Vielleicht hat Umut recht, ich bin naiv. Ich bin so naiv, dass ich es nicht geschafft habe, ihn weg zu stoßen.

"Ich habe das gebraucht" bricht er schlussendlich das Schweigen.

Mein Herz schlägt bei diesen Worten schneller und ich spüre die Röte hochkommen, als er schlagartig seine Augen öffnet, um in meine Augen tief zu schauen. Kurz streicht er mit seinen Fingern über meine Wange, um sich dann zu lösen und das Zimmer zu verlassen.

Ich bleibe immer noch an der selben Stelle stehen und rühre mich nicht. Er hat nicht mal auf eine Reaktion von mir gewartet und ist davon gedüst. Was denkt er sich wohl? Was wenn er denkt, dass ich mich ihm hingeben habe, da ich ihn auch geküsst habe? Aber warum hat er mich dann plötzlich geküsst?

Ich habe das gebraucht...

In mir kribbeln die Schmetterlinge, als ich wieder an seine Worte denke.

Und mir wird da genau bewusst: diese Gefühle müssen so schnell wie möglich aufhören, bevor es zu spät ist...

Es ist der nächste Morgen, als jemand an meiner Tür klopft. Mein Herz schlägt etwas schneller, da ich denke, dass es Umut ist. Doch dann fällt mir ein, dass er niemals klopfen würde in seinem eigenen Zimmer. Er würde nicht so weit denken, dass ich mich umziehe oder so. Seufzend lasse ich die Schultern runter hängen und rufe die Person rein.

Mir war klar, dass Umut sich erst mal nicht blicken lassen wird bei mir. Er macht das so oft.

Die Tür wird geöffnet und eine Eda stolziert herein, mit einer Tüte in ihrer Hand. "Guten
Morgen" trällert sie und lässt die Tüte auf das ungerührte Bett ab.

Ich ziehe die Augenbrauen in die Höhe und hab kein blassen Schimmer, warum Eda in meinem Zimmer hereinspaziert, so als wäre nie was passiert.

Als wären wir noch beste Freunde....

"Guck nicht so" neckend schlägt sie leicht gegen meine Schulter. "Ich habe mir was hervorragendes überlegt"

Macht sie Witze oder meint sie das vollkommen ernst? Denkt sie ernsthaft ich werde jetzt so tun als wäre das alles nicht passiert? Sie benimmt sich bestimmt so, weil ihre geliebte Ayla nicht mehr da ist.

RacheWo Geschichten leben. Entdecke jetzt