Kapitel 17 - Vorweihnachtskollaps

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Maren hatte sich in der Rockbar zulaufen lassen und weil das noch nicht genug war, ließ sie sich auch gleich noch von einem Wildfremden abschleppen, aus dessen Wohnung sie sich vor wenigen Minuten geschlichen hatte und jetzt vor Darius Tür stand und wie eine Irre dagegen hämmerte.

Völlig verschlafen öffnete er diese und sah in die glasigen Augen von Maren. Ihre Haare glichen eher einem Vogelnest und ihre Whiskeyfahne ließ Darius die Nase rümpfen.

„Na, wie zu alten Zeiten, was?", fragte er und trat zur Seite und während Maren an ihm vorbei schwankte, seufzte er.

Er hatte sie tatsächlich so kennengelernt. Tagsüber arbeiteten sie zusammen im LoveStone, nachts zogen sie um die Häuser. Es verging kein Tag, an dem sie sich keinen Vollrausch zulegten. Beide versuchten, etwas damit zu verdrängen, und beide hielten diesen Lebensstil einige Zeit durch, doch eigentlich hatten sich beide aus dieser Spirale herausgezogen. Nun, sie wurden eben nicht jünger und dennoch war es jedes Jahr zur Weihnachtszeit dasselbe. Maren eskalierte. Mal mehr. Mal weniger. Aber so schlimm hatte sie viele Jahre nicht ausgesehen.

Er folgte ihr in die Küche und zog sie direkt von dem Kühlschrank weg.

„Asch... komsch... on... nur... noch...einsch...", lallte sie.

Darius seufzte und zog sie weiter zur Couch.

„Nein, Beany. Ich bin mir sicher, du hattest schon mindestens eins zu viel."

Maren ließ sich auf die Couch fallen und kicherte.

„Vielleisscht..."

Darius musterte sie und natürlich nagte die Neugierde an ihm, doch er kannte Maren und so wusste er, dass jetzt noch Fragen stellen, alles aber nicht sinnvoll war.

„3...2...1...", murmelte er und schon fiel sie um und schlief.

Er konnte nicht anders als schmunzeln, als er sie beobachtete. Er zog den Couchtisch zur Seite, stellte ihr einen Eimer vor die Couch und stellte direkt noch ein Glas Wasser inklusive Schmerztablette auf den Tisch.

Als Maren langsam wieder zu sich kam, war das Scherbeln in ihrem Schädel das Erste, was sie begrüßte. Sie gab ein schmerzerfülltes Stöhnen von sich und schon die kleinste Bewegung brachte alles um sie herum zum Schwanken.

„Scheiße", raunte sie leise und drehte sich in Zeitlupe auf den Rücken.

So lag sie eine Weile, bis sie langsam die Augen öffnete. Ihr Blick wanderte über die Decke, die eindeutig nicht ihre war, aber welche ihr sehr wohlbekannt vorkam. Sie schloss die Augen schnell wieder und seufzte.

„Was zur Hölle habe ich getan?", fragte sie laut, doch erhielt keine Antwort.

Widerwillig öffnete sie die Augen.

„Darius?", rief sie und wieder war Stille die einzige Antwort, die sie erhielt.

Sie richtete sich langsam auf, was ihr sofort eine Welle der Übelkeit durch den Magen schickte. Schnell atmete sie tief ein, um ihren Körper halbwegs unter Kontrolle zu bekommen. Ihr Blick wanderte zu dem Tisch. Sie griff nach der Tablette und schluckte sie mit einem großen Schluck Wasser runter. Ihr Blick wanderte weiter und sie eindeckte einen Zettel.

Ich übernehme deine Schicht. Aber wenn ich wieder komme, will ich Details.

Sie lächelte und war dankbar, dass Darius an ihrer Seite zu wissen. Langsam ließ sie sich fallen und schlief augenblicklich wieder ein.

Darius war es auch, der sie das zweite Mal weckte an diesem Tag und nachdem sie halbwegs klar war im Kopf, fing sie an zu berichten. Darius war der Einzige, der das wahre Ausmaß ihrer Vergangenheit kannte und so musste sie wenigstens bei ihm nicht aufpassen, was sie sagte.

𝑬𝒊𝒏 𝑮𝒓𝒊𝒏𝒄𝒉 𝒛𝒖𝒎 𝑽𝒆𝒓𝒍𝒊𝒆𝒃𝒆𝒏 ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt