Kapitel 3

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Es ist Montag. Trainingstag.
Ich stehe vor dem Platz und warte auf Lisa. Ich muss vor dem Training unbedingt noch mit ihr reden.
Ich warte noch einen Moment und dann erblicke ich sie. Mit ihren blonden langen Haaren und ihren frechen Sommersproßen sieht Lisa auch heute wieder echt gut aus. Unter anderen Umständen hätte ich es bestimmt bei ihr versucht aber da wir im selben Team spielen kam dieser Gedanke nie auf. Sie war immer einfach eine Freundin. Bis zu dem Abend im Club...
„Lisa!" ich laufe ihr entgegen. Sie sieht mich nicht an und läuft einfach weiter. „Können wir kurz reden?" Frage ich kleinlaut.
„Das müssen wir nicht. Es ist schon okay Cleo." sie sieht mich noch immer nicht an.
„Bitte..." Ich halte sie an ihrem Arm fest und sie dreht sich zu mir um.
„Also schön. Was möchtest du mir sagen?" fragt sie gleichgültig.
„Es tut mir leid. Also was da neulich geschehen ist. Es war ziemlich viel Alkohol an diesem Abend und ich hätte nicht..."
„Cleo, bitte...vergiss es einfach okay?" sie dreht sich um und geht.
„Na das hat ja wieder super geklappt..." Murmel ich und begebe mich zum Training.
Bevor es los geht wurde eine Besprechung angesetzt. Bestimmt eine Standpauke wegen des schlechten Spiels. Ich lasse mich auf eine Bank fallen und warte auf den Trainer.
Die Tür öffnet sich und mir wird gleichzeitig heiß und kalt. Ich blicke direkt in wunderschöne blaue Augen. Jessica López betritt den Raum und es wird still.

„Was macht die Schnecke denn hier? Wo ist der Coach?" Fragt Maria mich etwas zu laut und Jessica wirft und einen vernichtenden Blick zu.

„Hey...für alle, die mich nicht kennen. Ich bin Jessica López. Und um eure fragenden Gesichter zu beantworten : Der Vorstand hat auf Grund der aktuellen Tabellensituation beschlossen, dass es eine Veränderung in der Trainerposition geben muss. Euer Coach wird euch nicht mehr länger trainieren. Auf Grund meiner Verletzung kann ich in nächster Zeit nicht selber spielen und werde deshalb für den Übergang, bis jemand neues gefunden wurde diesen Job übernehmen." Jessica blickt mir genau in die Augen. „Ich hoffe ihr macht es mir nicht schwerer als nötig, dann muss ich es auch nicht tun." mit diesen Worten verlässt sie die Kabine und das Getuschel der Mädels wird größer.

„Maria, wolltest du nicht eh bei ihr landen? Das bietet sich ja jetzt an" lacht Emily
„Aber sowas von" zwinkert Maria.
„Könnt ihr auch irgendetwas mit dem nötigen Ernst betrachten?" fahr ich die beiden an und verschwinde Richtung Trainingsplatz. Verwirrt schauen sie mir nach. Normalerweise hätte ich mit ihnen gescherzt aber dieses Mal haben mich ihre Worte einfach nur wütend gemacht.

Ich beginne damit, mich alleine aufzuwärmen als nach und nach die anderen Mädels dazu kommen. López steht am Rand und beobachtet uns mit strenger Miene. Ab und zu begegnen sich unsere Blicke und mein Magen zieht sich jedes Mal zusammen.

Beim Schusstraining funktioniert heute gar nichts. Ich treffe kein einziges Mal und das obwohl ich darin eigentlich ziemlich gut bin. Jessicas Blicke machen mich unglaublich nervös und ich fühle mich wie ein blutiger Anfänger. Auch im restlichen Training kann ich nicht wirklich glänzen.

Frustriert will ich gerade Richtung Dusche marschieren als López mir hinterher ruft: „Cleo, würdest du bitte noch einmal her kommen?"
Wie eingefroren bleibe ich stehen. Was zur Hölle will sie von mir ?
Wie ein Häufchen Elend trotte ich zu ihr zurück. „Ja,bitte?" frage ich kleinlaut.
„Ich habe viel Gutes von dir gehört" Jessica blickt mir direkt in die Augen. Ich kann diesem Blick nicht stand halten und schaue auf den Boden. „Allerdings kann ich das vom heutigen Training nicht bestätigen. Du solltest beim nächsten mal einen Gang hochschalten und mir zeigen was du wirklich kannst. Und jetzt ab unter die Dusche."

Verdammt...gut gemacht Cleo, besser hätte es wieder mal nicht laufen können. Ohne was zu sagen gehe ich in die Kabine.
„Cleo...was war denn mit dir heute los? Mit dem Kopf woanders gewesen, hä?" lacht Maria als sie mein niedergeschlagenes Gesicht sieht.
„Ach halt die Klappe Maria" blaffe ich sie an
„Wow, da hat wohl jemand entweder seine Tage oder zu lange keinen Sex mehr gehabt." mit diesen Worten verschwindet sie unter die Dusche.
Ich habe keine Lust auf dumme Sprüche und lasse mir extra viel Zeit damit ich alleine duschen kann.
Als ich fertig bin sind alle schon weg. Ich packe meine Sachen zusammen und stürme aus der Kabine.
-Klatsch-
Autsch. Schon wieder rassel ich in jemanden hinein. Mist. Ich versuche mich zu orientieren und sehe Jessica López neben mir auf dem Boden sitzen und sich das Knie halten.
„Au, verdammt..." auch sie muss sich erst einmal orientieren.
„Shit, sorry. Alles okay ?" frage ich verlegen.
„Alles gut, ich hab auch nicht aufgepasst. Ging mir schonmal besser." murmelt sie und versucht sich aufzurappeln. „Warte ich helfe dir." ich reiche ihr meine Hand und ziehe sie mit einem Ruck hoch. Plötzlich stehen wir eng voreinander. Unsere Gesichter sind nur eine Hauch voneinander entfernt, sodass ich ihren heißen Atem auf meinen Lippen spüre. Sie blickt mir tief in die Augen und für einen Moment scheint die Welt still zu stehen und alle Sorgen vergessen. Ich habe das Gefühl in ihnen versinken zu können. Meine Beine sind wie taub und mein Körper gehört mir gerade nicht mehr. Ich bin unfähig etwas zu sagen oder mich zu bewegen aber auch sie tut es nicht. Eine gefühlte Ewigkeit verharren wir so. Die Spannung zwischen uns wird immer größer. Ihr Blick wandert von meinen Augen auf meine Lippen und in mir explodiert ein ganzes Feuerwerk.
„Cleo?" die Stille um uns herum wird unterbrochen und wir werden beide wieder in die Realität zurück geholt. „Cleo, bist du noch hier?" Lisa kommt um die Ecke und bevor sie uns erblickt schnappt Jessica sich ihre Stützen und entfernt sich etwas von mir.
„Gott sei Dank, du bist noch hier. Du warst heute beim Training so abwesend und ich weiß , dass du bestimmt über uns nachgedacht hast und..." Lisa erstarrt, als sie sieht, dass ich nicht alleine bin. „Oh, hey. Sorry ich dachte Cleo ist alleine hier." Lisa wird rot.
„Kein Problem. Ich war auf dem Weg nach Hause. Lasst euch von mir nicht aufhalten. Wir sehen uns Mittwoch." Jessica wirft mir einen enttäuschten Blick zu und verschwindet. Am liebsten würde ich ihr hinterher laufen ,aber wieso? Was sollte ich ihr sagen?
„Cleo, können wir bitte nochmal in Ruhe über alles reden? Die Sache im Club war wirklich schön, ich hatte danach das Gefühl das es dir nichts bedeutet hat aber heute beim Training habe ich gemerkt, dass dich das ganze doch nicht kalt lässt. Ich hätte nicht gedacht, dass dich meine Nähe so verunsichert. Du bist mir total wichtig Cleo, aber deshalb sollten wir es vielleicht langsam angehen. Vielleicht erstmal miteinander ausgehen? Wollen wir Mittwoch nach dem Training was essen gehen?" Lisa redet ohne Punkt und Komma.
„Äh klar. Essen am Mittwoch. Wieso nicht" meine Gedanken sind immer noch bei Jessica. Hat sie es vorhin auch gefühlt? Wollte sie mich Küssen oder habe ich mir das ganze nur eingebildet?

Das Spiel mit der LiebeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt