I.

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Mit einem leisen Zischen fielen die heißen Steine in das Wasser, mit dem Dourc sich einen erfrischenden Rindentee machte. Er und ein paar andere Männer der Höhle waren auf einem Jadgausflug und waren nun schon seit mehreren Tagen unterwegs, um in dem fruchtbaren Tal, das weiter von ihrer Höhle entfernt war, Jagd auf die Tierherden zu machen, die es in dieser Jahreszeit durchzogen. Hier waren sie viel näher an den Gletschern im Norden und die hellblauen Gipfel strahlten eisige Kälte aus, sodass sie selbst im Sommer ihre Winterkleidung und zusätzliche Felle mitnehmen mussten. Unter anderem Wollnashörner und Mammuts zogen im Sommer näher zum ewigen Eis, um der Wärme zu entkommen, da sie das ganze Jahr über ein dickes Fell trugen.

Langsam machte er sich fertig und kam aus seinem Zelt heraus, das mithilfe von zwei Knochen im Boden verankert wurde. Es war noch Morgen und nicht viele vom Trupp waren aufgestanden.
Er ging zum Zelt von Zed, den er schon seit seiner Kindheit kannte, und warf einen Schneeball auf ihn, um ihn zu wecken. "Hey, was soll das", murmelte er. "Komm schon, steh auf, heute müssen wir den Gletscher überqueren, das darfst du doch nicht verschlafen."
Zed setzte sich auf und rieb sich die Augen. Die Überquerung von Gletschern war gefährlich, aber auch sehr aufregend. Wenn man in eine Gletscherspalte fiel oder auf dem mächtigen Eis ausrutschte, konnte es mitunter tödlich enden.

Nach dem Frühstück brach die Gruppe auf und jeder trug sein Zelt in einem Bündel zusammen mit den wenigen anderen Sachen, die auf dieser Expedition notwendig waren.
Im Verlauf des Tages spürten sie, wie es kälter wurde und wenig später erreichten sie einen Gletscher, der ihnen den Weg versperrte und den sie überqueren mussten, wenn sie nicht einen großen Umweg machen wollten. Die anderen Männer hatten diesen Aufstieg schon einmal gemacht, aber für Dourc und Zed war es das erste Mal, dass sie einen Gletscher überqueren mussten. Es gab eine Art kleinen Pfad, über den man das Eis leichter erreichen konnte, welcher nicht so steil war.
Auf dem Eis musste man vorsichtig sein, da man stellenweise leicht einbrechen konnte und es auch Eishöhlen gab, die recht tief waren. Dourc ging neben Zed. Die beiden hatten bald ihre erste Angst überwunden und gingen relativ sicher auf dem Eis. Der Wind war oben deutlich stärker und kleine Eispartikel fegten über den Gletscher hinweg, weshalb feste Schuhe besonders wichtig waren.
Gegen Abend schlugen sie ihr Lager an einer etwas geschützteren Stelle auf, um am nächsten Tag die andere Seite zu erreichen.

Der Marsch verlief am nächsten Tag zunächst gut, aber im Verlauf des Vormittags zog sich der Himmel mit Wolken zu und einsetzender Schneefall erschwerte die Sicht. Da es so zu gefährlich war, weiter über den Gletscher zu gehen, wurde beschlossen, eine Pause einzulegen und abzuwarten, bis sich das Wetter verbesserte. Bis sie eine sichere Stelle gefunden hatten, wurde der Schnee jedoch so dicht, dass man kaum noch etwas sehen konnte. Dourc und Zed, welche als jüngste Mitglieder den Abschluss der Gruppe bildeten, konnten bald die anderen Jäger vor ihnen nicht mehr sehen. Sie beschleunigten ihren Schritt, um die anderen einzuholen, doch auf einmal traten sie ins Leere. Taumelnd versuchte Dourc, sich an Zed festzuhalten, doch mit einem Schrei fielen sie in die Tiefe...

Das Tal im NordenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt