II.

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Von oben fielen Schneeflocken in die Eishöhle und Dourc spürte, dass er auf einer Schneeschicht gelandet war. Sein Rücken tat zwar etwas weh, aber zum Glück hatte er sich nicht wirklich verletzt. Sein Bündel war jedoch heruntergefallen und sein Speer, sein Proviant und die Feuersteine waren auf dem Boden verteilt und ein paar andere Sachen waren in Verzweigungen der Gletscherspalte gefallen. Er guckte rüber zu Zed und sah, dass der blonde Mann ebenfalls Glück gehabt hatte. Bei dem Fall konnten sie den Sturz entlang der Wand abmildern und waren deshalb nicht hart aufgeschlagen, obwohl die Eishöhle mehrere Meter tief war. Dourc rappelte sich auf und half auch Zed auf, der sich aber am Bein verletzt hatte und nun beim Gehen Schmerzen hatte. Eine Verletzung war nicht erkennbar, aber es schien etwas am Knochen zu sein. Sie setzten sich erst einmal hin, um die Lage zu besprechen.

"Glaubst du, die anderen wissen, dass wir hier sind?"
"Mittlerweile haben sie sicher ein Lager aufgeschlagen, aber ich glaube, sie haben erst später bemerkt, dass wir verschwunden sind. Der Schneesturm war so stark und hat ja immer noch nicht aufgehört. Selbst wenn sie uns suchen, wissen sie ja gar nicht, wo wir als letztes waren."

Dourc sammelte ein paar von seinen Gegenständen ein und holte Felle aus dem Bündel, um sich darin einzuhüllen. Er guckte nach oben und stellte fest, dass die Wände der Gletscherspalte viel zu steil und glatt waren, um daran herauszuklettern. Auf dem Boden war zwar eine Schneeschicht, aber bevor die hoch genug war, um mithilfe des Schnees auch nur annähernd die Kante zu erreichen, wären sie bestimmt erfroren oder verhungert. Dourc legte die Hand an die azurblaue spiegelnde Wand und spürte den Gletscher pulsieren, als wäre es ein riesiges Lebewesen.

Sie durften keine Zeit verlieren. Hier war es sehr kalt und sie wussten auch nicht, wie stabil die Eishöhle war. Obwohl das Eis zunächst fest zu sein schien, war der Gletscher in Bewegung. Da wo sie hineingefallen waren, konnten sie aber nicht wieder herauskommen, dafür war es zu hoch und zu steil. Also suchten sie andere Ausgänge, denn es gab noch mehrere Abzweigungen und kleinere Höhlen. Eine Abzweigung führte zu einer anderen Eishöhle, in der es metergroße Eiszapfen und beeindruckende Gebilde aus Eis gab. In einer Ecke dieser Höhle lag der Schädel eines Hirsches, der es hier nicht mehr rausgeschafft hatte. Hier floss auch trotz der Kälte ein Bach, in dem sie ihre Trinkbehälter auffüllen konnten. Der Gletscherbach führte unter dem gesamten Gletscher her und wurde von abschmelzendem Eis des Gletschers gebildet, weshalb er nur saisonal im Sommer vorkam.

Auf den ersten Blick gab es keinen Ausweg, der nach draußen führte, aber durch ein Loch in mehreren Metern Höhe konnte man Tageslicht schimmern sehen, es wurde jedoch durch Eisbrocken versperrt. Dourc konnte an der eisigen Wand mit Zeds Hilfe nach oben klettern und erreichte den Ausgang. Er schlug mit seinem Speer auf das Eis ein und schaffte es, Stücke abzubrechen, wodurch Tageslicht die Höhle flutete, in der sie waren. Schließlich war der Ausgang frei und die beiden holten ihre Sachen, aber für Zed war es wegen der Verletzung am Bein ein größeres Hindernis. Er versuchte es, aber mit einem Bein konnte er sich einfach nicht aufstützen und rutschte immer wieder ab.
"Ich schaff es nicht.", sagte er.
Dourc kam wieder nach unten und versuchte, seinem Freund zu helfen, nach oben zu klettern. Da sie aber mehrere Meter hoch mussten, war es nicht so einfach.

Schließlich hatte Dourc einen anderen Plan. Mit seinem Feuersteinmesser schnitt er sein Zelt in mehrere Streifen, die er zusammenknotete. Anschließend kletterte er wieder aus der Eishöhle heraus und warf Zed das Ende vom Seil runter, damit er sich daran festhalten konnte, während Dourc zog und sein ganzes Gewicht dagegen stemmte.
Wenig später waren bei aus der Höhle raus und machten eine kleine Verschnaufpause am Rand des Gletschers. Zeds Bein tat wegen der Anstrengung jetzt noch mehr weh und er konnte kaum alleine laufen.

Endlich hatten sie es geschafft. Aber wie ging es nun weiter?

Das Tal im NordenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt