„Daaaad!", schreie ich aus Leibeskräften. Suchend blicke ich mich um und drehe mich mehrmals um die eigene Achse.
„Mum!"
Meine Stimme verhallt, um mich herum ist niemand. Ich stehe allein am Ufer des Sees.
Sowohl meine Eltern als auch unsere Angreifer sind verschwunden.
Vielleicht ist sie zurück in den See! Hat Dad mitgenommen um ihn zu heilen?
Ich laufe auf das Wasser zu, jedoch komme ich nicht weit. Den See scheint eine Art Barriere zu umgeben. Er lässt mich nicht durch.
„Mum!", rufe ich erneut.
Keine Antwort.
„Ok, ruhig bleiben!"
Ich krame mein Handy hervor, nur um festzustellen, dass ich keinen Empfang habe.
„Na toll, für was hat man diese Technik, wenn sie dann doch nicht funktioniert!", schimpfe ich laut vor mich hin.
Also, suche ich mir mal die nächste Straße. Irgendwo hier muss es ja Zivilisation geben.
Während ich am Ufer entlang laufe, knirscht der Kies unter meinen Schuhen. Immer wieder spielen sich die Bilder des Angriffs vor mir ab. Vielleicht habe ich mich getäuscht und Vater wurde nicht getroffen. Aber wo sind sie dann? Und wie konnten uns diese Kerle so schnell wieder finden?
Nachdem ich den Wald erreicht hatte, stapfe ich durch das Dickicht. Der Wald ist düster und unheimlich, ich erinnere mich nicht, dass es je so unwegsam war. Mit einem kleinen Zauber bahne ich mir einen Weg durch das Unterholz. Mein Weg führt mich Richtung Norden. Keine Ahnung wo mich das hinführt, aber irgendwann muss dieser Wald ja mal zu Ende sein!Erst als es bereits dämmert komme ich aus diesem verdammten Wald raus. Wütend und frustriert irre ich seit Stunden umher. Mir wird kalt und jetzt fängt es auch noch an zu regnen. „Nicht dein Ernst!", brülle ich den Himmel an.
Meine dünne Jacke ziehe ich fester um mich und schlage meine Arme um meine Hüfte. Einen Schirm habe ich natürlich nicht dabei.
Ich stapfe im strömenden Regen einfach weiter, der Schlamm klebt an meinen Schuhen. Weit und breit ist noch immer keine Straße zu erkennen. Ein Blick auf mein Handy verrät mir, dass es noch immer keinen Empfang hat und der Akku bald leer ist. „Na großartig!"
Der Boden ist uneben und matschig, dass ich immer langsamer vorankomme. Mehrmals bin ich bereits gestürzt, beim nächsten Mal bleibe ich einfach liegen!*******************************
Leise Stimmen bahnen sich einen Weg durch den Nebel, welcher mich umgibt. Zitternd schlage ich meine Augenlider auf, nehme meine Umgebung im ersten Moment nur verschwommen wahr.
Der Versuch mich aufzurichten scheitert kläglich. Mein Kopf fährt Karusell.
„Shhhht, bleib ruhig liegen."
Eine der Stimmen dringt zu mir durch. Ich spüre eine Hand auf meiner Stirn. „Du hast Fieber, ruh dich aus."
Meine Augenlider zittern und fallen erneut zu.
Gedämpfte, besorgte Stimmen dringen immer wieder an mein Ohr. Zu müde und zu schwach um die Augen zu öffnen schlafe ich wieder ein.Tagelang liege ich im Fieberwahn, bevor es mir langsam besser geht. Als ich endlich die Augen öffnen kann und etwas erkenne, sitzt eine besorgt drein blickende Fremde neben mir.
„Kindchen, du bist wach!", stellt sie erleichtert fest.
„Wo..." meine Stimme klingt nur wie ein krächzen ich bringe keinen Ton heraus.
„Warte... hier." Sie reicht mir einen Becher, welchen ich dankbar entgegen nehme und zu schnell leere. Der folgende Hustenanfall raubt mir fast meine Kräfte.
„Nicht so hastig, mein Kind", sagt sie beruhigend und hilft mir, mich ganz aufzurichten.
„Wo bin ich?", kann ich jetzt flüstern.
„Du bist in Ealdor. Wir haben dich im Wald gefunden vollkommen durchnässt in deiner seltsamen Kleidung. Zusammen mit meinem Sohn und seinen Freunden haben wir dich hier hergebracht. Es sah tagelang nicht gut für dich aus", erklärt sie mir mir ruhiger Stimme.
„Danke."
Ealdor... gehört habe ich den Namen schon, aber ich kann es gerade nicht zuordnen, keine Ahnung wo es liegt.
„Wo kommst du her?", möchte sie wissen.
Als ich ihr antworten möchte, verdunkelt sich der Raum und ein junger Mann kommt herein.
Ich muss einige Male blinzeln um mich an die neuen Lichtverhältnisses zu gewöhnen.
„Mutter - oh sehr gut, sie ist wach. Kainen hat bereits den Fluss überquert, er wird in einer Stunde angreifen. Wir müssen euch in Sicherheit bringen!"
„Natürlich, Merlin, mein Junge, ich glaube jedoch nicht, dass unser Gast schon laufen kann."
„Vater!", rutscht es mir heraus, als ich zu ihm aufblicke.
Er blickt mich traurig an. „Wie haben nur euch gefunden. Ihr ward alleine."
Mein Magen verkrampft, als er das sagt. Irgendwas stimmt hier nicht... aber er ist doch... Moment, er nannte die Frau Mutter...
Ich muss einen heftigen Schlag auf den Kopf bekommen haben.
Ealdor... mein Dad wuchs dort auf. Im Königreich Essetir. Jetzt weiß ich wieder... Vater hat mir Geschichten erzählt. Von seiner Mutter... meine Grandma... es Muss ein sehr heftiger Schlag auf den Kopf gewesen sein. Vermutlich liege ich irgendwo bewusstlos an dem See und träume. Das muss es sein. Wie sonst könnte ich meiner Großmutter gegenübersitzen. Noch als ich versuche diese ganzen Gedanken zu ordnen, dringt Geschrei von draußen herein.
„Los komm, ich helfe dir, wir müssen euch wegbringen!"
Er zieht mich aus dem Bett auf meine Füße. Ich stehe sehr wackelig auf meinen Beinen. Ich schaue an mir herab, man hatte mir ein weißes Leinengewand angezogen.
...meine seltsamen Kleider...
All das hier gibt überhaupt keinen Sinn! Ich habe soviel Fragen, aber die Anspannung in diesem Raum lässt mich verstummen und einfach den Anweisungen folgen.
Als meine Beine drohen ihren Dienst zu quittieren, Kralle ich mich an Merlin fest. Schnell greift er zu, damit ich nicht stürze.
„Danke", murmle ich und hebe meinen Kopf.
Er reißt seine Augen auf und sieht mich erschrocken an.
„Was bist du?", will er von mir wissen.
Reflexartig will ich mich wegdrehen, suche nach meinem Amulett.
„Keine Angst", scheint er mich beruhigen zu wollen. „Dir passiert nichts. Ich tue dir nichts."
Er schiebt mir die Haare hinters Ohr und lächelt freundlich.
„Ich... ich... mein Name ist... Alenja..."
„Das ist ein schöner Name, aber..."
„M-E-R-L-I-N!"
Die Laute und wütende Stimme lässt mich zusammen zucken. Als jemand den Raum betritt, verstecke ich mein Gesicht in Merlins Jacke.
„Was glaubst du, was wir hier tun, Merlin!"
„My Lord, unser Gast ist soeben aufgewacht, ich bringe sie und meine Mutter in Sicherheit. Alenja ist noch zu schwach um sich auf den Beinen zu halten und hier wird es zu gefährlich."
Kurzes Schweigen.
Wenn man mich entdeckt, bin ich tot. Ich Kralle mich immer fester, meine Atmung geht unregelmäßig. Die Gefühle die mich überschwemmen, Angst, sorge, Verzweiflung gepaart mit dem Schwindel und der Übelkeit, lassen dicke Tränen über meine Wangen kullern. Ich bin froh, dass Merlin mich festhält.
„Gut, hilf ihr und dann erwarte ich dich an meiner Seite."
„Immer my Lord!", antwortet Merlin.
Ich bleibe einfach stehen und warte kurz. Merlin legt mir seine Hände auf die Schultern und schiebt mich etwas von sich weg: „hab keine Angst, ich pass auf dich auf", verspricht er mir. „Wie kommt es, dass du jetzt so anders aussiehst."
„Mein Amulett", flüstere ich und schaue mich um.
Auf dem Boden liegt der glitzernde Gegenstand. Merlin ist schneller und hebt es für mich auf. Als er es um meinen Hals legt erscheine ich wieder menschlich.
„Ein zauberamulett?"
„Ja, meine Mutter gab es mir, damit ich menschlich erscheine", erkläre ich ihm. „Ich bin nicht böse", füge ich sofort an.
„Ich auch nicht", sagt er mit seinem spitzbübischen Grinsen, um mich zu beruhigen. „Nur jetzt müsst ihr beide sofort in den Bunker."
Er stützte mich und seine Mutter folgt uns.
Zusammen laufen wir zwischen den kleinen Häusern hindurch in eine Scheune. Merlin öffnet eine Falltür im Boden und wir steigen vorsichtig hinab.
„Bleibt hier, bis wir euch holen!", befiehlt er uns und den anderen Frauen und Kindern, die sich hier bereits verstecken. Wo sollte ich auch hingehen? Im Moment dreht sich alles. Ich lehne mich an die Wand und rutsche daran zu Boden.
Langsam dämmert mir, was passiert sein musste. Der Zauber von meinem Vater hat funktioniert. Ich bin in der Vergangenheit auf der Suche nach dem Drachenblut für seine Rettung.Die Frau, welche mir gerade gegenüber sitzt und mich besorgt ansieht, ist meine Großmutter.
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Merlin
FanfictionHi, mein Name ist Alenja. Ich bin die Tochter von Merlin dem Zauberer und Freya, der Herrin des Sees. Welcher See? Na Avalon natürlich! Heute glaubt man nicht mehr an Zauberei. Man zählt es alles in das Reich der Mythen und Legenden. Die Menschen ha...